Testlauf in der Grevenbroicher Einkaufsmeile Fahrräder in der Fußgängerzone: Handel erklärt Test für gescheitert

Grevenbroich. · Noch läuft die Probephase. Trotzdem hat der Werbering schon jetzt Unterschriften gegen eine dauerhafte Öffnung der Einkaufsmeile für Radfahrer gesammelt.

 Vor den Sommerferien wurde die Fußgängerzone für Fahrradfahrer ganztägig geöffnet.

Vor den Sommerferien wurde die Fußgängerzone für Fahrradfahrer ganztägig geöffnet.

Foto: Dieter Staniek

Noch läuft die Probephase. Doch eines ist schon klar: Die Öffnung der Fußgängerzone für Fahrradfahrer ist in den vergangenen Wochen nicht auf die Liebe der Geschäftsleute gestoßen. „Mehr als 50 Einzelhändler haben sich mit ihrer Unterschrift gegen eine dauerhafte Einrichtung ausgesprochen“, sagt Nicole Feuster vom Vorstand des Werberings. Die Liste wurde jetzt im Rathaus abgegeben.

Weil sich Grevenbroich die „Fahrradfreundlichkeit“ auf die Fahnen geschrieben hat, wurde die Fußgängerzone vor den Sommerferien für insgesamt neun Wochen rund um die Uhr für Radfahrer geöffnet. Nach dem Test, der in den nächsten Tagen ausläuft, soll in der Sitzung des Bauausschusses am 19. September eine erste Bilanz gezogen werden. Wolfgang Pleschka vom Allgemeinen Deutschen-Fahrradclub (ADFC) zeigt sich schon jetzt zufrieden: „Es hat funktioniert.“

Die Vertreter der inhabergeführten Geschäfte von Bahn-, Breite- und Kölner Straße sind da allerdings anderer Ansicht. „Unserer Meinung nach hat sich die Situation in der Fußgängerzone nach der Öffnung für Fahrradfahrer deutlich verschlechtert“, sagt Nicole Feuster. „Familien mit Kindern – nur ein Beispiel – wollen hier in Ruhe bummeln. Doch das ist bei dem Radfahrverkehr nicht mehr möglich.“

Passanten hätten Angst, angefahren zu werden, besonders auf dem zum Teil engen Abschnitt der Kölner Straße. Sie selbst habe gesehen, wie ein kleiner Hund in der Fußgängerzone von einem Rad erfasst wurde, schildert Feuster. „Und wer die Fahrer auf ihr Verhalten anspricht, wird nicht selten angepöbelt“, meint die Geschäftsfrau. Darüber hinaus würden Räder oft dicht vor den Schaufenstern der Geschäfte abgestellt – oder direkt vor den Eingangstüren.

Der Test hat sich nach Ansicht des Werberings nicht bewährt, er rät von einer dauerhaften Einrichtung ab. Rund um die Einkaufsmeile seien Radwege vorhanden, „die sollten genutzt werden“, sagt Feuster. Grevenbroich könnte sich ihrer Meinung nach ein Beispiel an Münster – der Fahrrad-Stadt schlechthin – nehmen: „Dort bekommen Radfahrer ein Knöllchen, wenn sie in der Fußgängerzone unterwegs sind.“ Die Zeit bis zur Sitzung des Bauausschusses wollen die Händler nutzen, um in Gesprächen mit Politikern ihre Position deutlich zu machen. Wolfgang Pleschka beurteilt die Lage indes anders. „Der Test ist bisher unspektakulär verlaufen“, sagt der ADFC-Vertreter. Nach seinen Erfahrungen würden sich die Radfahrer rücksichtsvoll in der Fußgängerzone benehmen.

„Ein Nadelöhr gibt es sicherlich auf der Kölner Straße. Doch dort steigen die Leute ab und schieben ihre Räder“, schildert er eigene Beobachtungen. Ein Problem seien allerdings Jugendliche, die durch die Fußgängerzone preschen würden – „wenn ein solches Schreckgespenst um die Ecke kommt, irritiert das natürlich vor allem ältere oder gehbehinderte Passanten“.

Die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs sammeln nun ihre Erfahrungen, die sie ebenfalls mit in die mit Spannung erwartete Bauauschuss-Sitzung am 19. September einbringen wollen.

Laut Stadtverwaltung sei der Test bislang ohne Komplikationen verlaufen. „Weder der Grevenbroicher Polizei noch unserem Ordnungs- und Servicedienst sind wurden Unfälle oder Verletzungen gemeldet“, sagt Sprecherin Claudia Leppert. Insofern sei das eine gute Bilanz.