Sensation für Naturschützer Die Ringelnatter ist zurück
Langwaden. · Fünf Jahrzehnte hatte man in Grevenbroich keine Ringelnatter gesehen. Nun wurden wieder welche gesichtet.
Für den Naturschützer Norbert Wolf ist das eine kleine Sensation: In Langwaden sind Ringelnattern offenbar wieder heimisch geworden. „Mehrere Exemplare konnten bereits beobachtet werden“, sagt der städtische Umweltbeauftragte. Weil darunter auch Jungtiere waren, geht Wolf davon aus, dass sich die selten gewordene Schlange in Gillbach-Nähe wieder angesiedelt haben könnte. Und das wäre eine gute Nachricht – denn: „Seit gut 50 Jahren ist in Grevenbroich keine Ringelnatter mehr gesichtet worden.“
Auf dem Grundstück von Peter und Reni Gottstein haben sich die bis zu 1,10 Meter langen Reptilien eingerichtet. Genauer: im Komposthaufen des Ehepaars. „Wir sehen sie oft ganz oben liegen, auf einer Folie. Dort sonnen sie sich und tanken Wärme auf“, sagt Reni Gottstein. In ihrem Gartenteich habe sie selbst Jungtiere beobachten können, auch auf dem Grundstück des Nachbarn sind die Schlangen bereits gesehen worden.
Komposthaufen nutzen
die Tiere als Ruheplätze
Dass sich die Reptilien einen Komposthaufen ausgesucht haben, ist nicht ungewöhnlich, sagt Norbert Wolf. „Das sind sogar bevorzugte Ruheplätze“, berichtet der Umwelt-Experte. „Auch die Ei-Ablage findet dort statt, das Brüten wird durch die Wärme des Kompostes begünstigt.“ Da erwachsene, halbwüchsige und junge Exemplare in Langwaden gesichtet wurden, geht Wolf davon aus, dass sich die Schlangen dort einen neuen Lebensraum erobert haben. „Ich bin optimistisch gestimmt, dass diese Art in unserem Stadtgebiet wieder Fuß fassen könnte“. Ein Rätsel ist allerdings nach wie vor, warum die Ringelnatter in Grevenbroich auf einmal wieder vorkommt. „Das sollte untersucht werden.“
Die Ringelnatter ist zwar harmlos, benimmt sich allerdings wie ein Poser: Kommt ihr jemand zu nahe, richtet sie sich furchterregend auf und schlägt auch mit dem Kopf. „Das sind aber nur Scheinattacken“, sagt Wolf. „Die Schlange ist für den Menschen absolut ungefährlich.“ Der Umweltbeauftragte sagt das bewusst: „In Zeiten einer Monokel-Kobra, die gerade Herne in Atem hält, habe ich Angst davor, dass Ringelnattern aus Unwissenheit getötet werden könnten.“ Seine Hoffnung: Da Ringelnattern sehr scheu sind, nehmen sie schnell Reißaus. „Sie haben ein ausgeprägtes Erschütterungsempfinden. Nähert sich jemand mit hartem Schritt, sind sie weg, bevor man sie gesehen hat“, berichtet Norbert Wolf. Sollte es doch jemandem gelingen, eine solche Schlange (verbotenerweise) zu fangen, ist Vorsicht geboten: „Die Natter sondert aus ihrer Analdrüse ein übel stinkendes Sekret ab.“
Mit Schlangenbrettern könnte Untersuchung gestartet werden
Dass sich diese Art in Langwaden offensichtlich wieder angesiedelt hat, könnte mit der Nähe zum Gillbach zu tun haben, vermutet Wolf – denn: „Ringelnattern ernähren sich von Fischen, aber auch von Fröschen und Kröten, die das feuchte Milieu lieben.“ So hat er auch die Hoffnung, dass sich die seltenen Tiere entlang des Flüsschens mit der Zeit weiter ausbreiten könnten. „Das wäre selbstverständlich eine phantastische Sache.“
Wie viele Exemplare sich am Ortsrand von Langwaden schlängeln, ist nicht bekannt. „Auch das sollte einmal ermittelt werden“, meint Norbert Wolf. Mit Hilfe von sogenannten Schlangenbrettern – künstliche Verstecke, die in potenziellen Reptilien-Biotopen ausgelegt werden – könnte eine Untersuchung gestartet werden.
Der städtische Umweltbeauftragte Norbert Wolf hofft nun darauf, dass weitere Schlangen-Meldungen bei ihm eingehen. „Anrainer der Gillbach sollten einmal in ihren Komposthaufen nachsehen, ob sie Hinweise finden – etwa geschlüpfte Gelege, die sehr gut zu erkennen sind.“