St. Peter und Paul in Grevenbroich Turmuhr von St. Peter und Paul läuft demnächst im Funkbetrieb
Grevenbroich. · Markus Mockel repariert derzeit die defekte Kirchturmuhr, die bis zu ihrem Stillstand rein mechanisch lief. Das wird bald anders.
Ein leises Hämmern ist schon unten zu hören. Mit jedem Schritt wird es ein wenig lauter. Noch sind es über 100 Stufen bis nach oben, bis zum Arbeitsplatz von Markus Mockel. Der Elektrotechnikermeister hat sich auf Glocken, Läutewerke und Uhren spezialisiert.
„95 Prozent meiner Arbeit findet in Kirchen statt“, sagt Mockel. Am Dienstag hat er ein Heimspiel: Der Hemmerdener erneuert die Kirchturmuhr von St. Peter und Paul in der Grevenbroicher Innenstadt. Die handwerkliche Hauptarbeit erledigt er an einem Tag. „Am Mittwoch folgt dann die Kür“, sagt er: Dann müssen die Zeigerblätter neu ausgerichtet werden.
Seit März steht die Uhr aus
dem Jahr 1957 bereits still
Mockel kommt zum Einsatz, wenn nichts mehr geht. Wie in Grevenbroich. Die Uhr aus dem Jahr 1957 muss zwar regelmäßig nachreguliert werden, „ein pfiffiger Küster bekommt das aber eigentlich alleine hin“, sagt Mockel. So war es auch in der katholischen Pfarrkirche – bis März, seitdem streikt die Technik. Der Kirchenvorstand entschied: Wir müssen die Uhr erneuern.
Also tut Mockel in dieser Woche etwas, was er niemals ohne Wehmut schafft: Er rüstet die mechanische Uhr um. Sie wird nun über Funk gesteuert, von einem Sender in Frankfurt. Der schickt die genauen Daten an eine Empfangsstelle in der Sakrestei. Im Kirchturm selbst baut Mockel ein Motorzeigertreibwerk und zwei Motorhubwerke ein, die die Uhr künftig in Gang setzen. Dabei faszinieren ihn gerade die alten Konstruktionen.
„Nur bis 1960 wurden solche Uhren hergestellt. Es ist eine der neuesten die es noch gibt“, sagt er. Er habe großen Respekt vor den denjenigen, die das Grevenbroicher Modell errichtet haben. „Wenn der Zeitgeist sich ändert“, sagt er, „lässt sich die Uhr wieder mechanisch betreiben.“ Er hätte wohl nichts dagegen. Ist es doch die Faszination für die alten Konstruktionen, die den Elektrotechniker-Meister zu seiner Sparte gebracht hat. Ein Bekannter hatte ihn dann auf eine Stellenausschreibung aufmerksam gemacht. Seitdem fährt er zu den Kirchen der Region. Für Aufträge war er auch schon in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Meist zur Wartung, drei bis vier Mal im Jahr, um alte Uhren stillzulegen.
Am Ende gibt es dann diesen Moment, auf den sich Mockel immer schon freut. Dann steigt er noch ein wenig höher in den Turm. In Grevenbroich findet er dort sechs Glocken, vier von 1957 und zwei aus dem 16. Jahrhundert. Er löst den Mechanismus aus und lässt die Pendel schwingen. Erst einzeln für jede Glocke, dann alle zusammen. Es ist der Moment, in dem es dröhnt und wackelt im Kirchturm. „Das ist es, was ich an meinem Job mag“, sagt Mockel.