Wallfahrer feiern Jubiläum Elfgener Wallfahrt feiert 225-Jahr-Jubiläum
Elfgen. · Erstmals wurde der Pilgermarsch 1794 organisiert. Anlass war vermutlich die Pest.
Seit 1794 pilgern die Elfgener in den Wallfahrtsort Kevelaer. Einmal im Jahr – zum Fest „Mariä Geburt“ – machen sie sich zu Fuß und mit dem Bus auf den Weg an den Niederrhein. Warum sie das seit nun 225 Jahren ununterbrochen tun, ist nicht überliefert. „Ausschlaggebend war wahrscheinlich die Pest, die damals am Niederrhein wütete“, vermutet Sibille Planker, die Organisatorin der Pilgertour.
Anfang September machen sich Christen aus der St.-Georgs-Pfarre wieder bereit für ihre Sommer-Tradition. 18 Gläubige werden diesmal die 78 Kilometer nach Kevelaer zu Fuß zurücklegen – und auch den Heimweg auf Schusters Rappen antreten. „Das klingt strapaziös, ist aber halb so schlimm“, sagt Heinz Vanderfuhr (73), der bereits zum 45. Mal dabei ist. „Denn das Pilgern macht Spaß, vor allem, weil man mit Gleichgesinnten unterwegs ist.“
Insgesamt vier Tage lang sind die Elfgener auf Achse. Gewandert wird auf ruhigen Pfaden, abseits von viel befahrenen Straßen. Begleitet werden die Pilger von einem Traktor, der einen überdachten Hänger im Schlepptau hat. „An Bord sind Bänke und Tische, an denen gefrühstückt wird“, schildert Vanderfuhr. Und sollte es mal allzu heftig regnen, bietet der Wagen reichlich Schutz. Traditionell wird in Herbergen übernachtet, die mit der Zeit aber immer weniger werden. „Es ist mittlerweile schwierig geworden, größere Gruppen unterzubringen. Viele Quartiere sind in den vergangenen Jahren geschlossen worden“, berichtet Sibille Planker. Bislang ist es den Elfgenern aber immer noch gelungen, einen Schlafplatz zu finden – und wenn es auch nur der Saal einer Gaststätte ist.
„Solche Erlebnisse schweißen zusammen“, sagt Wilhelm Baum (50), der von seinem Schwiegervater Heinz Vanderfuhr mit dem Pilger-Virus infiziert wurde und gemeinsam mit Ehefrau Gerlinde bereits seit 20 Jahren mit von der Partie ist. Was ihn an der Tradition fasziniert, ist die Gemeinschaft der Wallfahrer, die guten Gespräche, die unterwegs geführt werden, die kleinen Dinge, die am Rande des Weges passieren. So wird beispielsweise an jedem Heiligenhäuschen und an jedem Bilderstock, die auf der Pilger-Route der Elfgener stehen, kurz innegehalten, eine Kerze angezündet und ein Gebet gesprochen. „Das haben wir uns bei den Trier-Pilgern abgeguckt“, verrät Sibille Planker, die schon seit mehr als 40 Jahren den Fußmarsch nach Kevelaer mitmacht.
Am Ziel wird der Tag gemeinsam mit den Buspilgern verbracht, mit Kreuzweg, Andacht und Gottesdienst. Und weil in diesem Jahr das Wallfahrts-Jubiläum gefeiert wird, hat Heinz Vanderfuhr eine musikalische Unterstützung organisiert. Eine Bläsergruppe aus Barrenstein wird die Gläubigen auf ihrem Weg durch Kevelaer begleiten. Wieder zu Hause angekommen, treffen sich die Fuß- und Buspilger dabb im Pfarrsaal von St. Georg an einer
Kaffeetafel.
Die nunmehr seit 225 Jahren währende Tradition möchten die Elfgener auch in der Zukunft weiter aufrecht erhalten. „Dafür müssen wir es schaffen, auch Jüngere für die Wallfahrt zu begeistern“, sagt Wilhelm Baum. Er kann nur dazu raten, sich den Pilgern anzuschließen: „Wer einmal mitgeht, bemerkt schnell, dass das Pilgern Balsam für die Seele ist – etwas, das einem Kraft für das ganze Jahr gibt.“ Wer einmal mitgeht, da ist sich der 50-Jährige sicher, „kommt so schnell nicht wieder davon los“.