Politik in Grevenbroich Politiker kämpfen um einen Elektronik-Markt am Hammerwerk
Grevenbroich · Im ehemaligen Bundeswehr-Depot am Hammerwerk will ein Elektronik-Markt einziehen. Diese Ansiedlung wird von allen Fraktionen des Stadtrats befürwortet. Zum Ärger der Politiker will aber das Land nicht mitspielen.
(wilp) In dieser Sache sind sich alle sechs Fraktionen im Grevenbroicher Rat ausnahmsweise mal einig: In der Stadt soll wieder ein Elektronik-Markt angesiedelt werden. Diese gemeinsame Forderung hat die Politik schon vor Monaten formuliert. Denn es gibt einen Interessenten, der sich in der Stadt niederlassen möchte: Die Expert-Gruppe will in die größtenteils leer stehende historische Maschinenhalle am Hammerwerk einziehen – dort, wo einst der Möbel-Discounter Poco residierte. Doch hier gibt es einen Haken.
Die Einkaufsstraße „Am Hammerwerk“ liegt außerhalb der Innenstadt – und nach dem Einzelhandelsstandort-Konzept (ESK) sind in diesem Sondergebiet keine zentrenrelevanten Sortimente erlaubt. Dazu zählt auch Elektronik. Daher hatten die Ratsfraktionen die Stadtverwaltung im Mai zu einer Prüfung aufgefordert. Sie soll untersuchen, ob die Ansiedlung eines Elektronikmarktes über ein Zielabweichungsverfahren vom ESK ermöglicht werden kann. Da dies sowohl die Regional- als auch die Landesentwicklungsplanung betrifft, müssen hierzu überörtliche Akteure befragt werden.
Der städtische Beigeordnete Florian Herpel legte dem Planungsausschuss jetzt die wenig Freude auslösenden Ergebnisse dieses Checks vor: Sowohl die Bezirksregierung als auch das NRW-Wirtschaftsministerium haben darauf hingewiesen, dass das von der Stadt angestrebte Verfahren wohl einen Eingriff in die planerische Grundkonzeption darstelle, die eine Stärkung der Innenstädte zum Ziel hat. Zwar könne die Kommune einen formellen Antrag auf ein Abweichungsverfahren stellen, doch der habe wohl wenig Aussicht auf Erfolg, weil das Hammerwerk außerhalb des Zentrums liege.
Also kein Elektronikmarkt in Grevenbroich? Martina Suermann (Mein Grevenbroich) will das nicht hinnehmen. Im Ausschuss appellierte sie an die Parteien, die mit Abgeordneten in der Landesregierung vertreten sind, ihre Einflussmöglichkeiten auf das Wirtschaftsministerium geltend zu machen. „Es muss endlich das in die Umsetzung kommen, was die Bürger von uns erwarten“, sagte die Fraktionsvorsitzende, die auch die Verwaltung darum bat, alle Optionen auszuschöpfen, um das Ansiedlungsvorhaben zum Erfolg zu bringen. Grevenbroich, so Suermann, müsse sich zu einer „Stadt der Möglichmacher“ entwickeln.
Peter Cremerius (FDP) befand, dass die Stellungnahmen aus Düsseldorf „nach Text und Gesetz“ formuliert worden seien, möglicherweise auf Sachbearbeiter-Ebene. „Wir sollten nun einen weiteren Schritt gehen und uns direkt an das zuständige Ministerium wenden, um klar zu machen, dass es hier um die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt geht – wir haben einen Investor und es gibt einen Bedarf“, sagte der Vize-Bürgermeister. Nicht zuletzt binde ein solcher Markt Kaufkraft in Grevenbroich, fügte Suermann hinzu: „Der Bürger fährt zu Saturn nach Neuss, um das einzukaufen, was er auch hier bekommen könnte.
Wie Florian Herpel erklärte, habe die Stadt eine „abstrakte Anfrage“ an die zuständigen Stellen gestellt, auf die weitgehend im Konjunktiv geantwortet worden sei. In einem weiteren Schritt strebe die Verwaltung nun ein konkretes Verfahren zur Ansiedlung eines Elektronik-Marktes an, darüber müssten noch Gespräche mit dem Investor geführt werden. Der müsse sich allerdings bereit erklären, die mit einem Planverfahren verbundenen Risiken zu tragen – „das zielt vor allem auf die Kosten und die zeitliche Dauer ab“, sagte Herpel. Die Stadt biete Unterstützung an, „damit die richtigen Schritte unternommen werden“.
Medimax war der erste große „Elektroniker“, der mit der Eröffnung der Coens-Galerie vor 22 Jahren in Grevenbroich angesiedelt wurde. Der Markt – der zwischenzeitlich zu „Euronics XXL“ umfirmiert worden war – verließ im Mai 2020 das Einkaufszentrum. Seitdem ist es nicht gelungen, ein neues Unternehmen aus dieser Branche zu gewinnen. Für das Hammerwerk sind zwei Markt-Varianten vorgesehen: Eine mit 1600 oder eine mit 799 Quadratmetern Verkaufsfläche. Keine Möglichkeit hat zurzeit eine Chance auf schnelle Realisierung.