Hohe Nachfrage von Eltern Stadt will Kitas nur für U3-Kinder an den Start bringen

Grevenbroich · Bei der großen Heimatliebe-Umfrage unserer Zeitung vergaben die Teilnehmer im Schnitt die Note „befriedigend“ für die Kinder-Betreuungsangebote im NGZ-Verbreitungsgebiet. Die Stadt Grevenbroich hat das Thema auf dem Zettel.

Die Stadt will mit Schwerpunkt-Kitas auf die hohe Nachfrage von Eltern nach einer Betreuung für unter Dreijährige reagieren.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Nach den Sommerferien werden insgesamt 2558 Plätze in den 33 Kindertagesstätten in Grevenbroich angeboten. Zwei neue Einrichtungen werden mit dem Kita-Jahr 2024/25 schrittweise an den Start gehen: die von der Stadt betriebene Tagesstätte an der Merkatorstraße im Bahnhofsviertel und die unter Regie der Froebel-Gruppe stehende Kita an der Wupperstraße in Neuenhausen. Trotz der Neubauten wird es auch 2024/25 nicht für jedes Kind einen Platz geben: „Rund 100 Plätze fehlen aktuell“, sagt Jugenddezernent Florian Herpel. „Damit bleibt leider auch nach den Ferien eine Reihe von Kindern unterversorgt.“

Die fehlenden Plätze hätte eine Kindertagesstätte in der Coens-Galerie leicht auffangen können. Wie berichtet, soll die ehemalige Fläche des Elektronik-Anbieters „Euronics“ in eine Kita mit vier Gruppen und einem Außengelände auf dem Parkdeck umgebaut werden. Nachdem im vergangenen Jahr erste kleinere Arbeiten erfolgt waren, wurde das Projekt aber vorerst gestoppt. Der Grund: der Betreiber der Galerie war in finanzielle Schieflage geraten.

Dass die Coens-Kita damit gestorben ist, glaubt Florian Herpel allerdings nicht. „Nach unseren Informationen ist der Eigentümer nach Kräften bemüht, die Finanzierung dieses Vorhabens sicherzustellen“, sagt der Beigeordnete. Endgültig grünes Licht sei aber noch nicht gegeben worden. Herpel geht davon aus, dass sich nach den Sommerferien klären wird, ob und wann es weitergeht.

Gehe die Coens-Kita an den Start, gebe es genügend Plätze für die über dreijährigen Kinder. Bei den unter Dreijährigen registriert die Stadt allerdings einen stetig ansteigenden Bedarf, der gedeckt werden müsse. Wie viele U3-Plätze zum Start des nächsten Kindergartenjahres fehlen, lasse sich aktuell nicht abschätzen, sagt der Jugenddezernent. Fest stehe aber: „Immer mehr Eltern möchten auch ihre jüngeren Kinder versorgt wissen.“ Auf diesen Wunsch will die Stadt künftig mit dem Bau von Schwerpunkt-Einrichtungen reagieren. Ein erstes Projekt ist für das Kita-Jahr 2025/26 vorgesehen.

Erste U3-Kita soll
in Wevelinghoven entstehen

Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren möglichst vier Schwerpunkt-Einrichtungen ausschließlich für U3-Kinder zu schaffen. Diese Kitas sollen eine Größe zwischen zwei und vier Gruppen erhalten, geplant sind ausschließlich ebenerdige Gebäude. „Diese Tagesstätten werden wir konzeptionell speziell auf den Bedarf von unter Dreijährigen ausrichten“, sagt Herpel. Zudem sei eine enge Zusammenarbeit mit anderen Tagesstätten in der Nachbarschaft vorgesehen – „damit die Kinder frühzeitig auf den Wechsel in eine Ü3-Kita vorbereitet werden können.“

Die erste Tagesstätte dieser Art soll im Bereich des Neubaugebiets „An Mevissen“ in Wevelinghoven entstehen. Zu weiteren potenziellen Standorten möchte sich der Beigeordnete aktuell nicht äußern. Nach der Sommerpause will Florian Herpel die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses über das weitere Vorgehen informieren. Was die Kosten für den Bau von Schwerpunkt-Einrichtungen betrifft: Die Stadt kalkuliert mit einem Betrag zwischen 600 000 und 700 000 Euro pro Gruppe.

Im zurückliegenden Kita-Jahr gab es durchschnittlich zwölf Schließtage in allen Einrichtungen – größtenteils ausgelöst durch Personalmangel. Auf das bundesweit bekannte Problem hat die Stadt mit mehreren Maßnahmen reagiert – unter anderem mit unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen, einer Bezahlung nach Tarif oder mit finanziellen Zuwendungen für den Öffentlichen Personennahverkehr.

Schon 2022 hatte das Jugendamt einen Vorschlag erarbeitet, der das Ziel verfolgt, künftig auch Menschen mit besonderen Interessen und Talenten neben den pädagogischen Fachkräften in der Kita-Betreuung einzusetzen. Diese mit einer zusätzlichen Qualifikation ausgestatteten Assistenzkräfte könnten etwa Hobby-Sportler, Köche, Musiker oder Handwerker sein. Auch berufliche Quereinsteiger wie Hauswirtschafter und Musiklehrer seien denkbar, sagt Herpel. Bislang biss die Stadt mit diesem Konzept in Düsseldorf allerdings auf Granit. Das Land hält weiterhin am Fachkräftegebot fest – und erteilt auch keine Ausnahmegenehmigung.

Übrigens gibt es für die Eltern erstmals in diesem Jahr ein Trostpflaster für ausgefallene Betreuungsstunden. Noch vor der Sommerpause hatte sich der Rat einstimmig für eine Beitrags-Rückerstattung entschieden. Das Geld – insgesamt sind es 88 200 Euro – soll spätestens bis zum Herbst ausgezahlt werden. Die Eltern sollen die Entschädigung „unaufgefordert und ohne Antrag“ erhalten.