Stadtplanung in Grevenbroich Steht das Grevenbroicher Rathaus künftig an der Erft?
Grevenbroich · Die Stadt will Experten mit einer Rahmenplanung für die Kern-Innenstadt beauftragen. Mit in den Fokus genommen werden soll auch ein Neubau des Rathauses. Das Bestandsgebäude steht vor einer aufwendigen Sanierung.
Die Stadtverwaltung will ein Fachbüro mit einer Rahmenplanung für die Grevenbroicher Mitte beauftragen. Wie es aktuell zwischen Dechant-Schütz- und Rheydter Straße im Bahnhofsviertel geschieht, sollen sich Experten künftig auch Gedanken um die Entwicklung der Kern-Innenstadt machen – namentlich um den Bereich zwischen der Erft im Westen und dem Beginn der Lindenstraße im Osten.
Wo kann neuer Wohnraum geschaffen werden? Wie lässt sich der Aufenthalt in der City verbessern? Was muss getan werden, um das Zentrum auf das sich wandelnde Klima anzupassen? Das sind nur einige von vielen Fragen, die von Experten beantwortet werden sollen. Helfen bei einer Neuaufstellung der Innenstadt soll eine Vorkaufsrecht-Satzung, die jetzt vom Rat verabschiedet wurde.
„Wir wollen die Realisierung der noch zu entwickelnden städtebaulichen Ideen sichern, deren Umsetzung erleichtern und beschleunigen“, erklärt Planungsdezernent Florian Herpel den Hintergrund der neuen Satzung. Habe die Stadt keinen Zugriff auf künftig zum Verkauf stehenden Grundbesitz, könnten die angestrebten Entwicklungsziele nur schwer umgesetzt oder verzögert werden. „Es besteht daher ein öffentliches Interesse daran, in dem Plangebiet rechtzeitig Grundeigentum zu erwerben“, sagt Herpel.
Beispielhaft nennt der Beigeordnete die an der Erft liegende ehemalige Gärtnerei Krüppel, die bereits von der Stadtentwicklungsgesellschaft erworben wurde. „Dieses Gelände soll stadtplanerisch genutzt werden“, berichtet der Dezernent und schränkt ein: „Es wäre völlig falsch, sich nur auf diese eine Fläche zu reduzieren.“ Daher soll auch das direkte Umfeld des Anfang 2023 geschlossenen Blumenhauses in den Fokus genommen werden. Sprich: Wird Grundbesitz in der Nachbarschaft verkauft, wäre die Stadt mehr als interessiert.
Warum? Der Standort eigne sich etwa für den Bau eines neuen Rathauses, überlegt Herpel. Denn das sogenannte „Neue Rathaus“ entlang des Ostwalls ist in den 80ern gebaut und mittlerweile in die Jahre gekommen. „Heizung, Sanitäranlagen, Wärmedämmung – an allen Ecken gibt es Sanierungsbedarf“, sagt der Beigeordnete. Daher stehe die Stadt vor der Frage, ob sie viel Geld in die Ertüchtigung des roten Backsteingebäudes investieren soll – oder ob sie sich vielleicht mit einem Neubau an anderer Stelle finanziell besser steht.
Ein neues Rathaus würde ohnehin kleiner ausfallen als das Bestandsgebäude, sagt der Planungsdezernent, der das unter anderem mit „veränderten Arbeitswelten“ argumentiert. Viele Bedienstete würden etwa im Homeoffice oder in Teilzeit arbeiten, zudem müsse nicht für jeden Mitarbeiter der Verwaltung ein eigenes Büro zur Verfügung gestellt werden. Die Frage, ob es zum Bau eines neuen Rathauses kommen wird, werde allerdings nicht von heute auf morgen beantwortet. „Wir brauchen Zeit, um das alles auf Herz und Nieren zu prüfen“, betont der Planungsdezernent. Er geht davon aus, dass dem Rat frühestens Ende nächsten Jahres eine Entscheidungsgrundlage vorgelegt wird.
Dennoch: In der Rahmenplanung für die Kern-Innenstadt soll auch das „Neue Rathaus“ einbezogen werden – mit Blick auf „bauliche Nachnutzungs- beziehungsweise Verdichtungspotenziale“, wie es heißt. Zündende Ideen erwartet die Stadt zudem für „unattraktive Bereiche“ in der Fußgängerzone und für die Straße „Am Zehnthof“, die hauptsächlich für die Anlieferung der Geschäfte entlang der Kölner Straße genutzt werde und daher „Potenziale für eine stadträumliche Optimierung“ biete, sagt Herpel. Auch die „mindergenutzte Grünfläche“ vor dem Aldi-Parkplatz an der Lindenstraße biete Möglichkeiten für Verbesserungen. Ebenso das Grundstück der gegenüberliegenden alten Post, dessen Entwicklung ins Stocken geraten sei.
Wer die Rahmenplanung übernehmen soll, ist noch nicht raus. „Wir werden verschiedene Büros anschreiben und dann eine Entscheidung treffen“, sagt Florian Herpel. Ziel der Stadt sei es, die Arbeit der Experten über Rahmenplan-Initiative der Landesregierung zu finanzieren.