Karnevalsumzug am Sonntag Narren-Sause in Hemmerden

Hemmerden · 600 Teilnehmer im Zug, tausende Zuschauer am Straßenrand: Der Straßenkarneval hat nach zweijähriger Pause ein Revival erlebt. Und was für eins: Vor allem junge Leute machten Party im Dorf und feierten das Finale der Session so, als hätte es Corona nie gegeben. Die Stimmung war ausgelassen.

Die „Party-Factory“ hat beim Straßenkarneval in Hemmerden für ordentlich Wumms gesorgt.

Foto: Kandzorra, Christian

Schon eine halbe Stunde bevor es am Sonntag losging, setzten die Jecken den Kirchplatz unter Dampf: Die „Party-Factory“ rollte an – ein Großwagen mit Nebelmaschine, „Bierrutsche“ und mächtig Wumms dank lauter Musik. Auf dem XXL-Wagen: ein DJ, umringt von jungen Leuten in bester Karnevalsstimmung. Die Gruppe aus zusammengerechnet 77 Männern und Frauen im Alter zwischen 18 und 32 Jahren heizte dem närrischen Volk in Hemmerden gleich zu Beginn ordentlich ein. Die jungen Leute feierten den Karnevalsumzug im Dorf; gemeinsam mit rund 600 weiteren Zugteilnehmern ließen sie es krachen.

Den Narren ist nach der Corona-Pause das Revival einer fetten Straßen-Party gelungen – mit insgesamt neun Wagen und 21 Fußgruppen. Dafür haben Teilnehmer aller Generationen an einem Strang gezogen. Auffällig ist jedoch die fast schon traditionell hohe Zahl junger Erwachsener. Viele bringen eigene Ideen ein und gestalten den „närrischen Lindwurm“ in Hemmerden mit. Die Jungs und Mädels der „Party-Factory“ sind das beste Beispiel dafür. „Wir haben den Zug in Hemmerden 2019 vom Straßenrand verfolgt und uns gedacht: ,Das können wir auch’“, sagte Maxi Netzer, einer der Feiernden. Im stürmischen Umzug 2020 (dem letzten vor Corona) waren die Jecken dieser Gruppe schon einmal am Start. Am Sonntag gingen sie mit ihrem „Rennstall“ in die zweite Runde.

Damit sich der Aufwand mit dem Großwagen lohnt, zieht die „Party-Factory“ auch in Otzenrath und Gierath mit. „Wir sind ein lockerer Zusammenschluss“, sagte Netzer, der mit Blick auf die rollende Disco den Namen von Wagenbaumeister Lukas Humpesch nicht unerwähnt lassen wollte. Nächstes Mal, sagte Netzer, könnte der Wagen sogar über eine hochfahrbare Bühne für den Party-DJ verfügen. Denkbar gut ausgestattet war das Gefährt schon jetzt. Zum Beispiel mit einer „Bierrutsche“ mit automatisch nachrollenden Büchsen, durch die die „Treibstoff“-Versorgung der Fußgruppe hinter dem Wagen stets gewährleistet war.

Kreativ geworden waren im Vorfeld aber auch viele andere Karnevalisten. Um „Treibstoff“ im weitesten Sinne ging es auch beim „Jägermeister“-Großwagen einer anderen Gruppe. „Flüssig-Medizin“ bot darüber hinaus ein Zusammenschluss jecker „Laboranten“ in weißen Kitteln und Schutzbrillen. Die Jecken verteilten Wackelpudding und „Hustensaft“ in Form von kleinen aufgezogenen Spritzen. „Wir erforschen neue Virusvarianten“, sagte Teilnehmerin Bernadette Grote-Beverborg. Fest stand schon vor dem Start des Zugs um 14.11 Uhr, dass wohl jeder einzelne Teilnehmer infiziert ist: mit dem Karnevalsvirus.

Das Tempo des Zugs gaben – so wie in den vergangenen zehn Jahren – die Schützen des Hemmerdener Grenadierzugs „Vorne weg“ vor. Sie wurden ihrem Namen einmal mehr gerecht und führten den Karnevalszug an. Diesmal waren sie verkleidet als Matrosen. „Wir überlegen uns immer ein neues Motto. Wir waren schon Piloten, hatten auch mal das Thema Asterix und Obelix“, sagte Mitglied Lukas Ohk. Die Stimmung: „Einfach gut, als hätte es nie eine Corona-Pause gegeben.“ Weil manche Großhändler wohl nicht mit einer so starken Kamelle-Nachfrage gerechnet hatten, sei es im Vorfeld teils schwierig gewesen, große Mengen Wurfmaterial zu bekommen. „Wir haben dann aber doch noch jede Menge organisieren können“, sagte Ohk. Gespart haben die Hemmerdener keinesfalls. Sie warfen zusammen wohl einige Hundert Kilo Süßigkeiten in die Menge.

Michael Aretz, Chef der Hemmerdener Karnevalsfreunde, war zufrieden: „Die Befürchtungen, dass es nach Corona weniger Besucher und Teilnehmer geben würde, haben sich nicht bestätigt.“ Für Sicherheit sorgten Kräfte von Feuerwehr, Polizei, Malteser und Ordnungsamt. Um das Wildpinkeln einzudämmen, hatten die Karnevalsfreunde sieben Toilettenwagen aufstellen lassen. Gefeiert wurde bis in den Abend mit rund 1000 Besuchern im Festzelt.