Oldtimer-Freunde Die „Rennzigarre“ aus Grevenbroich
Grevenbroich. · Die Autos von Michael Döhlings und Georg Becker gehören zu den ältesten Autos der Stadt.
Manchmal sträubt sie sich ein wenig, die alte „Rennzigarre“ von Michael Döhlings. Aber nach wenigen Versuchen klappt’s dann doch – und das betagte Schätzchen springt mit einem lauten Brummen an. Es rappelt in Döhlings Garage, in der Luft liegt der Geruch von Benzin. Der 52-Jährige gibt ein paar Gasstöße, dann läuft der Motor rund. Ganz zeitgenössisch mit Kappe und Brille lenkt der Grevenbroicher seinen alten Ford aus seinem Domizil.
Der offene Zweisitzer ist stolze 89 Jahre alt, ein Modell des Typs A, ein Speedster. Vor fünf Jahren hat Döhlings den Wagen wieder auf die Straße gebracht. Dem vorausgegangen war ein aufwendiger, zeitgenössischer Umbau. „Ursprünglich hatte der Ford einen Limousinen-Aufbau“, sagt Döhlings. Übrig geblieben ist allerdings nur der Fahrzeugrahmen, auf den er wiederum eine Rennauto-Karosse aufgebaut hat – so, wie es Renn-Pioniere in den 1920er und 1930er Jahren auch gemacht haben.
Ein Jahr lang hat der Grevenbroicher an dem Ford A Speedster getüftelt, ehe er wieder fahrbereit war. „Mein Auto ist jetzt das ganze Jahr über zugelassen, ich fahre auch im Winter damit“, berichtet der 52-Jährige.
Ab und an fährt er raus – im Sommer bricht er auch zu größeren Touren auf. „Der Reiz für mich ist das ursprüngliche Fahrgefühl. Das ist Fahren pur, so, wie es eben damals war.“ Wenn er mit dem Langschnäuzer unterwegs ist, wird er von anderen Fahrern in modernen Autos nicht bedrängt. „Da hetzt niemand.“ Und das, obwohl der 40-PS-Motor keine allzu hohen Geschwindigkeiten zulässt. 100 Kilometer pro Stunde – das ist das Maximum, das Döhlings selten ausreizt.
Das Fahren mit dem Ford A Speedster kommt einem Zeitsprung gleich. Das sagt auch Georg Becker. Er ist ebenfalls Grevenbroicher – und teilt die Leidenschaft für Autos des Typs Ford A mit Michael Döhlings. Unter Schraubern kennen sie sich. Georg Becker fährt das gleiche Modell, ein Jahr älter. Sein Ford A datiert aus dem Jahr 1929, ist also ebenso ein Vorkriegsmodell. Seit 2003 hegt er eine kleine Sammelleidenschaft für Oldtimer, die er mit jeder Menge Details versieht. So hat er seinen Speedster etwa mit kleinen Leder-Taschen ausgestattet, einen Tank geformt und künstlich altern lassen, einen zeitgenössischen Feuerlöscher als Accessoire ins Auto gelegt – und überhaupt alles authentisch eingerichtet, etwa mit kleinen Emailleschildern versehen. Das gilt auch für die Garage, in der sein historisches Gefährt steht.
„Mir macht es einfach Spaß, ein Auto wieder zum Leben zu erwecken“, sagt Georg Becker. Der 57-Jährige hat seinen Ford A komplett zerlegt und genau wie Döhlings neu aufgebaut. „Ich habe bestimmt 1000 Arbeitsstunden in das Projekt gesteckt“, erzählt der Grevenbroicher, der schnell auch mal ins Schwärmen gerät. Das, was ihn reizt, ist die Technik am Fahrzeug. Der 3,3-Liter-Motor in seinem Ford bringt ungefähr 65 PS auf die Straße. „Bei höheren Geschwindigkeiten ist das eine rappelnde Angelegenheit“, sagt Becker, der stets vorausschauend fahren muss – auch mit Blick auf die Trommelbremsen, die nicht wirklich die Bremswirkung eines modernen Autos erzielen können. Die beiden Enthusiasten eint nicht nur die Begeisterung für Ford, sondern auch für die Eifel, in der sie oft mit den Autos unterwegs sind. Denn Rennfahrer sausten dort in den 1920er Jahren bei der Eifelrundfahrt mit ihren Autos über die geschotterten Serpentinen – noch vor der Eröffnung des Nürburgrings. „Weite Teile der Strecke von damals existieren noch heute“, sagt Becker.