Oldtimer im Museum: Alles andere als verstaubt
Reise in die Wirtschaftswunderzeit: Villa Erckens widmet Oldtimerfreunden die Ausstellung „Mobil in der Stadt“.
Grevenbroich. Ein bisschen verrückt sind sie schon, die Oldtimerfreunde: Sie schrauben und löten, stecken jede Menge Freizeit und einiges an Kleingeld in ihr Hobby. Doch wenn sie aus einem Häufchen rostiges Blech wieder ein blitzendes Schätzchen gezaubert haben, wissen sie: Die Mühe lohnt sich.
Oldtimer ist ein Wagen erst dann, wenn er mehr als 30 Jahre auf dem Buckel hat. Doch diese Gefährte aus dem frühen 80ern sind geradezu modern gegenüber dem ältesten Schätzchen aus dem Fuhrpark der Oldtimerfreunde: Ein Ford Model A „Racer“ von 1929, gehegt und gepflegt von Georg Becker. Er ist einer von 30 Fans historischer Automobile, die sich vor 25 Jahren zum Kreis der Oldtimerfreunde zusammengeschlossen haben.
Zum Silberjubiläum hat das Museum auf der Erckens-Insel den Oldtimerfreunden nun eine eigene Ausstellung gewidmet, bei deren Eröffnung j an die 20 historische Fahrzeuge zu bestaunen waren.
Wie diese Schätzchen wohl vor der Restaurierung ausgesehen haben, lässt der durchgerostete Porsche 356 ahnen, den die Oldtimerfreunde mit vereinter Muskelkraft ins Museumsgebäude geschleppt haben. Er stimmt die Besucher ein zu einer Reise in die Wirtschaftswunderzeit.
Die Hauptorganisatoren der Ausstellung, Oldtimerfreund Rolf Tech und Thomas Wolf vom Stadtarchiv, haben das Jubiläum zum Anlass genommen für einen Rückblick auf einige Jahrzehnte Grevenbroicher Verkehrsgeschichte. „Mobil in der Stadt“, so der Titel der Ausstellung, die noch bis 29. September läuft.
Dort können die Besucher anhand von historischen Fotografien und anderen Dokumenten nachvollziehen, wie sich das Straßenbild der Stadt verändert hat. Und es tat sich einiges in dieser Zeit: Der Ostwall wurde neu angelegt, Diskussionen über die zeitweise geplante „Hochstraße“ am Bahnübergang Rheydter Straße erhitzten die Gemüter.
Kein Auto, sondern ein „Velosolex“ aus dem Jahr 1963 markiert den Eingang zur Ausstellung. Das Gefährt, das an eine nostalgische Mischung aus Fahrrad und Motorrad erinnert, ist der Stolz von Sandra Sudmann. Kein Wunder, hat sie es doch mit eigenen Händen restauriert. Sandra Sudmann ist übrigens eine von nur zwei weiblichen Oldtimer-Freunden. Ihre Liebe zu den alten Gefährten sitzt tief. Schon als Kind wurde sie von ihrem Opa, einem Schlosser, in die Geheimnisse der Zunft eingeweiht. Heute ist es für die Arzthelferin selbstverständlich, dass sie den Umgang mit dem Schweißgerät beherrscht.
Die Velosolex hat Sandra Sudmann vor 20 Jahren für schlappe 50 Mark gekauft, „der Vorbesitzer ist damit durch Baggerlöcher gefahren“, wie sie sich erinnert. Damit ist jetzt natürlich Schluss. „Aber man könnte jederzeit damit losfahren“, sagt sie stolz.