VHS-Jubiläum: Jura und Tanz für vier Mark
Grevenbroicher Volkshochschule feiert ihren 60. Geburtstag.
Grevenbroich. Gerade einmal 16 Jahre war Schulamit „Shuli“ Grohmann (damals: Cohen) alt, als sie mit einer Profi-Tanzgruppe aus Israel nach Deutschland kam. Bereits ein Jahr später, 1975, begann sie, ihr Wissen und Können an der Volkshochschule (VHS) weiterzugeben. Sie unterrichtete Hebräisch, Englisch und Tanz. Beim Tanz ist Shuli Grohmann bis heute geblieben — und viele Kursteilnehmer sind es ebenfalls.. „Einige haben in der Familienphase eine Weile ausgesetzt und sind jetzt wieder dabei“, erzählt die 62-Jährige.
Als Shuli Grohmanns Kurse begannen, war die Einrichtung schon seit über zwei Jahrzehnten im Grevenbroicher Kulturleben verwurzelt. Vor 60 Jahren, im Herbstsemester 1953, hatte die VHS in der Schlossstadt ihre Arbeit aufgenommen.
Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs waren noch allgegenwärtig, als der erste VHS-Leiter Otto Broens erkannte, dass die Bürger für den Wiederaufbau jede Menge Wissen benötigen würden. Ein „Volksbildungswerk für die breite Masse“ sollte her, so Broens’ Vision. Neben Malerei und Musik standen auch Wirtschaft und Rechtskunde in den ersten Programmen, damals noch „Arbeitspläne“ genannt. Weitere Fachgebiete kamen mit der Zeit dazu, etwa Fremdsprachen und Maschinenschreiben. Die damalige Kursgebühr: vier Mark.
Heute gehören neben den Klassikern nachträgliche Schulabschlüsse, Integrationskurse und Einbürgerungstests zur Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit zum festen Programm. Zusätzlich bietet die „Junge VHS“ Kurse und Workshops für Kinder und Jugendliche an. Jährlich unterrichten die 200 Dozenten in rund 600 Veranstaltungen 9000 Stunden im Bildungszentrum auf der Bergheimer Straße und anderswo. „Die Anmeldezahlen stimmen“, sagte VHS-Leiter Rainer Hoffmann auf der gestrigen Jubiläumsfeier.
Seit Sonntag zeigen VHS-Dozentinnen und Dozenten der Bereiche Malerei und Plastik eine Auswahl eigener Arbeiten in der Versandhalle. Die Ausstellung läuft noch bis Donnerstag, 11. Juli, Öffnungszeiten jeweils 17 bis 19 Uhr.
Auf längere Zeit ist ein anderes Kunstwerk angelegt, das gestern ebenfalls vorgestellt wurde: Aus Weidenruten sowie Ästen und farbigen Seilen haben die Künstlerinnen Barbara Herrmann und Gudrun Schuster gemeinsam mit Besuchern ein lebendiges Kunstwerk geschaffen, das nun am Erftufer zwischen VHS-Verwaltung und Auerbachhaus zu bewundern ist. Fertig ist die Arbeit damit allerdings noch nicht — und wird es wohl auch nie, erklärt Barbara Herrmann: „Es wächst weiter und verändert sich. Wie, das wird die Zukunft zeigen.“