Felder in Grevenbroich Die ersten Tulpen-Sorten blühen schon

Grevenbroich · Der Betrieb Degenhardt in Gruissem bewirtschaftet Tulpen auf einer Fläche von 20 Hektar. Die ersten Sorten stehen bereits in voller Pracht. Nur aus einem Teil werden Schnitt­­­­tulpen. Wir waren mit der Chefin auf dem Feld.

Susanne Degenhardt-Händle an den bunten Tulpen-Bahnen, die bereits jetzt in voller Blüte stehen.

Foto: Kandzorra, Christian

Die Stadtgrenze zwischen Grevenbroich und Neuss könnte bunter kaum sein: Die ersten Tulpen – frühe Blüher – stehen dort bereits in voller Pracht. Sorten wie „Sunny Prince“ oder „Purple Prince“ sorgen für Farbtupfer in Lila, Rot, Gelb und Rosa. Einige dutzend Meter ziehen sich die bunten Bahnen von Gruissem in Richtung Insel Hombroich. „Die sortenreinen Bahnen hingegen blühen noch nicht“, sagt Susanne Degenhardt-Händle, seit 2014 Inhaberin und Geschäftsführerin des Gruissemer Tulpen-Betriebs Degenhardt. „Dafür ist es noch zu früh. Das wird aber nicht mehr lange dauern. Vielleicht noch eine Woche“, sagt sie. Dann ist Blütezeit, dann erreicht die Tulpen-Saison 2022 ihren Höhepunkt.

Auch wenn die „sortenreinen“ Bahnen zurzeit noch einem Meer aus grünen Blättern und grünen Pflanzenköpfen ähneln: Die warmen Temperaturen der vergangenen Tage, die Sonne und die Regenpausen zwischendurch sprechen dafür, dass sich die Blüten in den kommenden Tagen öffnen, erklärt Degenhardt-Händle. Das Feld nahe der Autobahn ist eines von mehreren, die ihr Betrieb bewirtschaftet. Zusammengerechnet sind es rund 20 Hektar.

Szenen wie im Vorjahr sollen
sich nicht wiederholen

Die „sortenreinen“ Bahnen blühen erst in ungefähr einer Woche. Dort haben sich bislang nur einige wenige Blüten geöffnet.

Foto: Kandzorra, Christian

Instagram-Nutzer und Fotografen aus ganz Nordrhein-Westfalen verbinden den Namen Grevenbroich seit zwei Jahren verstärkt mit der Tulpenblüte. Das weiß auch die Degenhardt-Chefin, die Verständnis dafür hat, dass die bunten Felder bei vielen Faszination auslösen. Allerdings muss sie dem Hype Grenzen setzen. Erst im vergangenen Jahr war es zu unschönen Szenen an mehreren Feldern im Raum Grevenbroich gekommen. Durch eine Vielzahl von Fotografen und Influencern wurden Straßen derart verstopft, dass mancherorts die Polizei einschreiten musste. Und: Auf einem der Felder von Susanne Degenhardt-Händle wurden Rehe aufgeschreckt, die wenig später von Autos auf einer nahegelegenen Landstraße angefahren wurden. Ein Jäger musste die Tiere erlösen.

Szenen wie diese sollen sich nicht wiederholen. Auch möchte die Tulpen-Fachfrau ihre Kulturen schützen. „Ich habe schon gesehen, dass sich Hochzeitspaare mitten in die Tulpen gelegt haben“, sagt sie. Bei allem Verständnis geht ihr das zu weit: Einen Teil der Felder will sie deshalb in diesem Jahr mit Flatterband absperren und entsprechende Schilder aufstellen.

Das Unternehmen Degenhardt ist unter den Tulpen-Betrieben einer der größten Player in der Region – und doch ist es ein Familienbetrieb, der von Susanne Degenhardt-Händle nun in vierter Generation geführt wird. Die Tulpen auf den Feldern werden im Oktober gepflanzt, sagt sie: „Um Ostern herum blühen die Tulpen, im Mai werden sie geköpft.“ Tatsächlich landet nur ein kleiner Teil als Schnittblumen im Verkauf. „Es geht in erster Linie um Vermehrung.“ Durch das Köpfen der Blüten wandert die Energie in die Tulpenzwiebel, die dann sogenannte Tochterzwiebeln bildet. Bei der Rodung im Juni können je nach Sorte zwischen zwei und vier Tochterzwiebeln geerntet werden. Aus einem Teil der Zwiebeln werden in der hauseigenen Treiberei in Gruissem jedes Jahr 15 bis 16 Millionen neue Tulpen gezogen. Die meisten gehen zu großen Händlern oder in die Blumenversteigerung. Die Blumen werden später auch in kleinen Geschäften angeboten. Ein anderer Teil der Zwiebeln wird für den Trockenverkauf vorbereitet: für Endverbraucher, die selbst Tulpen pflanzen möchten. Wiederum ein anderer Teil behält der Betrieb für die Anpflanzung im Oktober. Einen Schnittblumen-Verkauf gibt es bei Degenhardt in Gruissem direkt nicht. „Wir haben ein Büdchen in Wevelinghoven, wo wir Schnittblumen vom Feld und auch aus der Treiberei verkaufen“, sagt Degenhard-Händle, bei der gerade in den Tagen vor Ostern das Telefon ständig klingelt: Tulpen sind stark gefragt. Aber viele wollen auch wissen, wann die Felder in voller Blüte stehen. Darunter sind sicher auch Fotografen – auf der „Jagd“ nach dem schönsten Tulpen-Motiv.