Kultur in Kaarst Theaterverein führt Wilhelm Schiefers Vermächtnis fort
Kaarst · Der Theaterverein Kaarst probt ein neues Stück: „Bunbury. Ernst sein ist alles“, eine erfolgreiche Komödie von Oscar Wilde. Nach dem Tode des Gründers Wilhelm Schiefer wagt der Verein einen Neustart.
Jetzt geht es für den Theaterverein Kaarst wieder in die heiße Phase – die Proben für die Aufführung von „Bunbury. Ernst sein ist alles“ von Oscar Wilde laufen auf Hochtouren, denn Premiere ist am Freitag, 25. Oktober. Und doch ist dieses Mal alles anders, denn der im April 2024 verstorbene Wilhelm Schiefer hatte als Gründer und Leiter jahrzehntelang dem Theaterverein seinen Stempel aufgedrückt, es inspiriert und geführt. Nun wird versucht, in seinem Geist den Verein weiterzuführen – und auch mit anderen Akzenten.
Theaterauflösung verhindert –
neue Prozesse laufen noch
Doch nach Schiefers Tod war es gar nicht so einfach, neue Vorstands- und Vereinsstrukturen aufzustellen, wie Ensemble-Mitglied Thomas Bente im Gespräch erklärt. Eine neue Website musste aufgebaut und Kommunikationswege gefunden werden. Diese Prozesse laufen noch. Wilhelm Schiefer habe eher eine „One-Man-Show“ vertreten, nun wird alles auf viele Schultern verteilt. Unter allen Umständen hatten aber alle Beteiligten den Wunsch, ein Auseinanderbrechen und Auflösen des beliebten Theatervereins zu verhindern: „Wir wollten nicht so enden wie das frühere Chamäleon-Theater, das sich letztendlich aufgelöst hat, weil niemand die Vorstandsarbeit machen wollte“, sagt Thomas Bente. Inzwischen hat sich der Vorstand neu konstituiert: Erik Hanovsek fungiert als Vorsitzender, Lisa Breuer ist zweite Vorsitzende, Raphael Nowaczyk übernimmt den Posten des Kassierers, Valentina Moretto ist Schriftführerin und Thomas Bente Beisitzer.
Für die Regie zeichnet nun Sebastian Bente verantwortlich. Er ist ausgebildeter Schauspieler und hatte bereits im vergangenen Jahr kurzfristig die Regie übernommen, als Wilhelm Schiefer sechs Wochen vor der geplanten Premiere von „Biedermann und die Brandstifter“ wegen Erkrankung plötzlich ausfiel. Durch seinen Vater Thomas, der seit 2017 im Ensemble mitspielt, ist Sebastian Bente der ganzen Truppe gut verbunden und bekannt. Er ist sich bewusst, in welche Fußstapfen er hineintritt: „Ich möchte den Anspruch von Wilhelm Schiefer weiterführen, ein qualitativ gutes, niederschwelliges Theater mit Inhalt zu bieten und zwar keinen Boulevard“, betont Bente während einer Probenpause. Den von Schiefer propagierten literarischen Anspruch will er unbedingt aufrechterhalten. Er tritt zwar in seine Fußstapfen, aber sie werden ihn auf anderen Wegen weiterführen, so Bente.
Das zeigte sich schon bei der Stückauswahl. Das Ensemble wollte gerne eine Komödie spielen. Sebastian Bente stellte das Stück von Oscar Wilde, „Sommer in August Copunty“ von John Wells und „Pygmalion“ von George Bernard Shaw zur Auswahl. Damit war der „größtmögliche Bruch“ (Bente) zu der Auswahl durch Schiefer vollzogen, der deutsche Klassiker bevorzugte. Nun also englische Traditionsstücke, und die Komödie „Bunbury“ überzeugte mit universalgültigen Fragen wie „Wer bin ich? Darf ich so sein, wie ich bin?“. Inhaltlich sei es das leichteste Stück der drei ausgewählten, allerdings ist das Spielen einer Komödie schwer, weiß Sebastian Bente: Leichtigkeit mit ernsten Untertönen und Botschaften müssen transportiert werden. Bei Wilde habe schließlich alles eine tiefere Bedeutung.
Die Probe zeigte dann, dass alle Schauspieler weiter mit Herzblut und Einsatz bei der Sache sind. Nachdem Sebastian Bente sie mit Aufwärmübungen eingestimmt hatte, gab jeder sein Bestes in entsprechender Kostümierung. Sebastian Bente achtete auf alles und gab wertvolle Tipps: Nie dem Publikum den Rücken zukehren, nicht „privat“ und vor allem sehr deutlich sprechen und bei Texthängern der Souffleuse vertrauen. Er freute sich besonders über die Ukrainerin Tetiana Afanasieva, die sich gut einbringe und auf die Hilfe der anderen setzen könne. Wilhelm Schiefer scheint bei der Probe gegenwärtig zu sein: „Wir denken noch oft an ihn und wir wollen sein Vermächtnis weiterführen und weiterentwickeln“, sagen die engagierten Laienschauspieler. Sie sind sich sicher, dass er mit allem sehr zufrieden wäre.