Wachdienst in Kaarst DLRG-Retter wachen über den See
Kaarst. · In der Sommersaison sind an den Wochenenden rund 30 Ehrenamtler im Wachdienst der DLRG am Kaarster See aktiv.
Zum Start der Sommerferien füllt sich das Freibad vom Kaarster See. Zeitgleich beginnt auch die Hochsaison der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Kaarst. In der etwa viermonatigen Saison unterstützen rund 30 Ehrenamtliche die Mitarbeiter der Kreiswerke Grevenbroich an Wochenenden und besonders heißen Tagen bei den Wachdiensten. Die Kreiswerke sind als Betreiber des Sees für den Wachdienst unter der Woche zuständig.
Überwacht wird der See seit 1984 während der Öffnungszeiten zwischen 10 und 21 Uhr. Eine Wache übernimmt jedoch nie eine Person alleine. Denn neben den sogenannten Wachgängern, die auf dem Wachturm oder den Rettbrettern sitzen, gibt es auch einen Hauptverantwortlichen: den Wachführer. Julia Klaren, Philip Hornby und Tim Hinderkott haben sich zu Wachführern ausbilden lassen. Während einer Schicht verlassen sie die DLRG-Zentrale nie und koordinieren von dort aus alle Wachgänger. „Wir müssen immer in Rufbereitschaft sein“, sagt Hornby. Alle Vorfälle muss er im Notfall unmittelbar melden und dokumentieren. Sie alle haben auf ganz unterschiedliche Wege zur DLRG gefunden. „Bei mir waren es meine vier Kinder, die im DLRG-Schwimmunterricht waren“, sagt Hinderkott. Der 50-Jährige ist seit anderthalb Jahren Teil des Teams. Julia Klaren hingegen hat bereits mit drei Jahren in einem Kurs der DLRG Schwimmen gelernt und mit den Jahren immer mehr Aufgaben übernommen. Schon ab zwölf Jahren können Kinder Teil des Wachteams werden. Auch wenn Klaren inzwischen Jura in Düsseldorf studiert, kommt die 20-Jährige immer noch regelmäßig zu ihren Schichten an den See. „Mein Ehrenamt bedeutet mir sehr viel“, sagt sie und ist ständig auf der Suche nach neuem DLRG-Nachwuchs. „Uns ist wichtig, dass die Arbeit Spaß macht. Man soll auch selbst den Tag am See genießen können“, sagt sie. Vielen Badegästen sei nicht klar, dass ihre Arbeit ehrenamtlich sei. Immer wieder müssten sie darauf hinweisen.
Wenn der Wochenenddienst beginnt, dann macht Philip Hornby erst einmal Eier und Speck für alle zum Frühstück. Der 26-Jährige Mechatroniker ist über eine Freundin zur DLRG gekommen und hat sich neben seiner Wachführerausbildung auch zum Einsatztaucher weiterbilden lassen. Eine Leiche musste er noch nicht bergen, aber im vergangenen Jahr ist ein Kind im Kaarster See ertrunken. Hornby erinnert sich noch daran, wie er damals auch Badegäste gefragt hat, Teil einer Menschenkette zu werden, um nach dem Kind im Wasser zu suchen. „Ich war damals wirklich überwältigt, wie viele geholfen haben“, sagt er. Im gleichen Sommer ist noch ein 19-Jähriger Nicht-Schwimmer im See ertrunken. „Das waren natürlich heftige Erlebnisse für uns“, sagt Hornby. Sie hätten das Ganze mit der Unterstützung von Seelsorgern jedoch verarbeiten können. „Jemand, der untergeht, macht sich nicht unbedingt mit Hilfeschreien bemerkbar“, sagt Klaren. Man müsse unglaublich aufmerksam sein. Ein Dienst dauert deshalb lediglich 30 Minuten. „Danach nimmt die Aufmerksamkeit rapide ab.“ Deswegen herrscht auf dem Wachturm auch absolutes Ablenkungsverbot. „Wenn ich dort oben sitze, dann zähle ich meistens die Schwimmer durch“, sagt sie.