Kirche in Kaarst „Frischzellenkur“ für jeden Pfeiler

Kaarst. · Die Außenfassade der Kirche St. Martinus wird für voraussichtlich 820 000 Euro saniert.

 Der Kirchturm von Sankt Martinus ist derzeit eingepackt. Grund sind die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Außenfassade.

Der Kirchturm von Sankt Martinus ist derzeit eingepackt. Grund sind die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Außenfassade.

Foto: Andreas Buchbauer

Der Turm von Sankt Martinus passt derzeit farblich zu dem Hahn, der ihn krönt: Eine hellgrüne Verkleidung schützt das seit einer Woche aufgebaute Gerüst. Der halbe Parkplatz vor der Kirche wird von einem Bauzaun beherrscht und dicke Pappe lagert vor den Eingangstüren. Die gesamte Kirche wird eingerüstet. Hintergrund dieser aufwendigen Maßnahmen ist eine umfangreiche Sanierung des äußeren Betons. „Anfang der achtziger Jahre gab es eine Sanierung innen. Außen noch nie“, erklärt Hermann-Josef Sülzenfuß, der als Kirchenvorstandsmitglied das Projekt begleitet und nun als „Verbindungsperson“ und Ansprechpartner zwischen den Architekten und dem Kirchenvorstand fungiert.

Beim Bau der Kirche in den 1950er Jahren kam Beton um die Verstrebungen zum Einsatz. Er weist heute zahlreiche Schäden auf, ist abgeplatzt und hat helle Flecken. Das gilt vor allem für die Westfassade mit ihrer großen Fensterfront, den Betonkopf am Turm und den Glockenstuhl. „Alle Stellen werden sukzessive neu verfugt“, erläutert Sülzenfuß. Jeder Pfeiler werde einer „Frischzellenkur“ unterzogen.

Der Restaurierung ging eine fast zweieinhalb Jahre dauernde Planungsphase voraus. Viele Untersuchungen und Tests auch am Fundament der äußeren Säulen ließen die Renovierung notwendig erscheinen. Denn die Instandhaltung und Pflege der Bausubstanz für die kommenden Generationen ist neben der Vermögensverwaltung eine der wesentlichen Aufgaben des Kirchenvorstands.

Einige Werktagsmessen
werden nach St. Martin verlegt

Die Restaurierungsarbeiten werden mit voraussichtlich 820 000 Euro zu Buche schlagen. Die Finanzierung ist gesichert. „Substanzerhaltende Maßnahmen werden vom Erzbistum Köln mit einem hohen Betrag bezuschusst“, erklärt Hermann-Josef Sülzenfuß. Die fehlenden Mittel setzt der Kirchenvorstand ein. Nur Dinge, die nicht die Substanz erhalten, müssen zu 100 Prozent selbst und auch durch Spenden getragen werden, weiß der 63-jährige. Die Baumaßnahmen ziehen mannigfaltige Konsequenzen nach sich: Parkplätze vor der Kirche fallen weg. Die mittlere Tür des Portals wird komplett verschlossen, die linke zum Notausgang. Dauernden Zugang bietet die rechte Tür neben dem Schaukasten durch Untertunnelung. Die Glocken schweigen von Montag bis Freitag. Einige Werktagsmessen werden wegen der Geräuschentwicklung in die Kirche Alt St. Martin verlegt werden müssen.

Die Fertigstellung der Restaurierungsmaßnahmen ist bis zu den Herbstferien angestrebt. Das hieße bis Oktober, wobei Sülzenfuß die 48. Kalenderwoche Ende November als letzten Termin nennt. Was angesichts einer über zweitausendjährigen Kirchengeschichte noch nicht einmal ein Wimpernschlag ist. Ulrich Eßer, seit Januar leitender Pfarrer, begleitet die Restaurierung wohlwollend: „Das Ganze war schon lange geplant. Ich wünsche mir als neuer Pfarrer ja nicht direkt einen Palast“, meinte er und schmunzelt. Und was sagen die Gottesdienstbesucher zu den Restaurierungsmaßnahmen? Notwendig, aber wegen des veränderten Zugangs doch lästig, war zu erfahren. Viele ältere Besucher vermissen die Parkplätze.