Kabarett in Kaarst Christian Ehring bringt Publikum trotz Chaos auf der Welt zum Lachen

Kaarst · Kabarettist Christian Ehring ist am Freitag im ausverkauften Albert-Einstein-Forum aufgetreten und hat das derzeitige Chaos in der Welt in sein neues Programm „Auf Stand“ verpackt. Am Ende wurde er ein wenig demütig.

Christian Ehring war zu Gast im Albert-Einstein-Forum.

Foto: Georg Salzburg (salz)

„Ich kann nur hoffen, dass Sie heute besser vorbereitet sind als ich“, sagte Christian Ehring am Freitagabend im restlos ausverkauften Albert-Einstein-Forum. Der 51-Jährige ist durcheinander in Zeiten, in denen unvorstellbar viel passiert, in denen man heute nicht weiß, ob man nicht morgen schon seine Meinung ändern muss. „Auf Stand“ heißt das Programm des gebürtigen Rheinhauseners. Bei allem aktuellen Chaos auf dieser Erde ist Ehring kein Miesepeter, es durfte selbstverständlich gelacht werden, und das nicht zu knapp.

„Krieg, Tod, Naturkatastrophen – und Gendern“: Das ist so ein Beispiel, wie er trotz aller Widrigkeiten die Kurve hin zu einem Lacher kriegt. Ein Running Gag: Geschichten über seine Nachbarn Shanty und Rolf. Deren umfassende Unfähigkeit hat sie zu Coaches werden lassen, die mit ihrer pseudointellektuellen Sprache und ihrer Besserwisserei ganz schön nerven können. Auch hier hat sich Ehring „auf Stand“ gebracht – schließlich hat er diese zweifelhaften Zeitgenossen mal gut gefunden.

Man muss als Zuhörer ganz genau hinhören und dann ergründen, ob der Kabarettist jetzt ironisiert oder seine wahre Meinung kundtut. Da entdeckt er zum Beispiel „ein ganz, ganz großes Problem“, das Kevin Kühnert wahrscheinlich schon lange vor ihm erkannt hat: Immer mehr wird an immer weniger Menschen vererbt. Bevor man Zeit hat, darüber nachzudenken, haut Christian Ehring dann folgenden Satz raus: „Unter‘m Strich ist es besser, wenn ich erbe als jemand anderes, der das nicht so reflektiert wie ich.“ Er erlaubt seinem Publikum immer wieder Einblicke in sein Denken und zeigt auch schon mal so etwas wie Altersweisheit: „Mit 20 weiß man alles, dann kommen nach und nach die Zweifel.“ Das ist dem „privilegierten intellektuellen weißen Mann, zudem Hetero“ aufgefallen, für den seine 20-jährige Tochter ihn hält. Meinungen sind für ihn wie filigrane Laubsägearbeiten.

Der schwarze Flügel stand nicht ohne Grund auf der Bühne: Der Mann im dunklen Anzug haute auf die Tasten und textete: „Rund um den Globus brennt‘s, wir brauchen ganz viel Resilienz.“ Was ihm sonst noch so „durch die Rübe rumpelt“: Der Ukraine-Krieg zum Beispiel. Plötzlich wurde Ehring fast schon demütig: „Ich möchte mit Scholz nicht tauschen, mit Baerbock auch nicht und selbst mit Lindner nicht.“ Er sei für Waffenlieferungen. Sie könnten ebenso zu einer Eskalation führen wie der Verzicht darauf.