Feuerwehr Kaarst Einsam wacht Helmut Offer am Heiligen Abend

Kaarst. · Der Unterbrandmeister sitzt heute allein in der Einsatzzentrale der Kaarster Feuerwehr.

Während die meisten Familien gemütlich zusammensitzen und essen, Geschenke auspacken und den Abend im Kreise der Liebsten verbringen, ist ein Mann für die Sicherheit in Kaarst zuständig: Helmut Offer, Unterbrandmeister der Feuerwehr, sitzt an Heiligabend in der Einsatzzentrale an der
Erftstraße.

Seit 20 Jahren ist Helmut Offer über das Ordnungdamt der Stadt fest bei der Feuerwehr angestellt. Es ist nicht der erste Heiligabend, den er in der Einsatzzentrale erlebt. „Ich hatte über die Weihnachtstage fast immer Dienst, auch an Heiligabend“, sagt Offer. Durch die Schichtarbeit wechseln sich die Feuerwehrleute ab, sodass jeder mal dran ist an den Feiertagen oder am Wochenende. Auch tagsüber ist die Einsatzzentrale natürlich besetzt. Dann herrscht auch noch „normaler“ Betrieb, doch gegen Abend wird es ruhiger. „Man merkt schon, dass es ein besonderer Tag ist und die Leute ihre Zeit mit der Familie verbringen und nicht so viel unterwegs sind“, sagt Offer. Das ändere sich aber schon am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag wieder. Die Ruhe an Heiligabend findet Helmut Offer aber eigentlich ganz schön. „Ich kann ein bisschen entspannen und in mich gehen. Ich lasse dann das ganze Jahr in Ruhe Revue passieren“, sagt er.

Es ist allerdings nicht so, dass er an Heiligabend nur am Telefon sitzt und darauf wartet, dass jemand anruft. Helmut Offer ist innerhalb der Feuerwehr zuständig für die Kleiderkammer und die Brandschutzerziehung. Die Nachtruhe nutzt er dann dafür, um die Ausrüstung auf ihre Einsatzbereitschaft zu kontrollieren. Immer dabei ist natürlich das tragbare Telefon. „Wir können uns frei auf der Wache bewegen“, erklärt Offer.

Irgendjemand muss den Dienst
an Heiligabend übernehmen

An seinen ersten Diensten an Heiligabend fühlte er sich etwas einsam. „Wenn man kleine Kinder hat, ist es schon schwierig“, sagt Offer: „Aber man kann den Dienst ja auch nicht tauschen, weil es dann jemand anderen trifft. Da muss man sich mit anfreunden“, sagt der zweifache Familienvater. Mittlerweile sind seine beiden Kinder erwachsen, sodass es ihm nichts mehr ausmacht, am Heiligen Abend arbeiten zu gehen. Außerdem darf er zur Not ja auch Besuch auf der Wache empfangen. An einen heiklen Einsatz an Heiligabend kann sich Offer nicht erinnern. „Es kann auch mal ein Adventskranz sein, der Feuer gefangen hat. Aber das ist sehr selten“, sagt der 55-Jährige – und ist froh, dass es so ist. „Jeder Einsatz hängt mit dem Leid anderer Menschen zusammen, da sind wir froh über jeden Einsatz, den wir nicht fahren müssen“, erklärt der Unterbrandmeister.

An ein Telefonat erinnert sich der Feuerwehrmann aber noch ganz gut. „Einmal hat eine ältere Dame angerufen, ich glaube, sie hat sich verwählt“, erzählt er. Aus dieser zufälligen Situation entwickelte sich ein 20-minütiges Gespräch. „Ich glaube, sie hatte das Bedürfnis, ein bisschen zu sprechen“, sagt er. Im ersten Moment sei sie ein wenig verwirrt gewesen, weil sich die Feuerwehr am anderen Ende der Leitung gemeldet hat. Doch nach und nach hat sich das Gespräch gelockert. „Sie hat uns dann ein frohes Weihnachtsfest mit wenigen Einsätzen gewünscht. Das fand ich sehr nett“, so Offer. Durch das Gespräch habe er gemerkt, dass die Dame auch alleine war. Offer: „Es ist egal, in welcher Weise wir den Leuten helfen, auch wenn wir nur zuhören oder durchs Telefon ein bisschen auf den Arm tätscheln können.“

Am ersten Weihnachtstag um 7.30 Uhr endet seine Zwölf-Stunden-Schicht. Zu Hause wird sich Offer dann ein, zwei Stunden hinlegen. Mehr nicht, weil seine Familie ja auch noch etwas von ihm haben will an den Feiertagen. Offer weiß auch schon, wann er Weihnachten 2020 Dienst hat: Zwar nicht an Heiligabend, aber an den anderen beiden Feiertagen. Dann wird er wieder Zeit haben, um die Ausrüstung zu kontrollieren oder nachzudenken.