Info-Veranstaltung „Älter werden in Kaarst“ Wohnungen für Ältere Mangelware
Kaarst · Die Info-Veranstaltung „Älter werden in Kaarst“ lockte am Samstag in die Rathausgalerie. Dabei wurden auch Missstände beim Wohnraum deutlich.
Der Publikumsandrang bei der Informationsveranstaltung „Älter werden in Kaarst“ in der Rathausgalerie hielt sich am Samstag in Grenzen. Beate Kopp (FDP), ehrenamtliche Regionalbeauftragte für den Rhein-Kreis Neuss, zeigte sich etwas enttäuscht über die geringe Besucherzahl. Andere Aussteller waren zufrieden mit der Resonanz.
Markus Fritsch, Leiter des Johanniter-Zentrums, hob die Vielfalt der Angebote hervor und freute sich, dass alle an einem Strang ziehen, damit ältere Menschen in Kaarst Hilfe erhalten und ihre Freizeit sinnvoll gestalten können. Dazu gab es von Freiwilligenzentrale Neuss eine Menge Vorschläge, sich ehrenamtlich einzubringen: „Wir haben schon viele Gespräche geführt – einerseits über unsere Angebote, andererseits sammeln wir Wünsche“, sagte Koordinatorin Sigrid Wiechers. Es werden nur Ehrenamtler an gemeinnützige Vereine vermittelt. In Vorträgen informierte die Freiwilligenzentrale außerdem über ihre Möglichkeiten. Die Seniorenunion (CDU) freute sich ebenfalls über einige Interessenten: „Wir haben schon Anmeldungen von acht Personen, die gerne beitreten möchten“, erklärte Vorsitzender Theo Thissen. Es gab aber auch Interessierte, die als Gäste an den Programmen teilnehmen wollen.
Josef Optendrenk (76), Ansprechpartner für das Senioren-Intercafé und damit selbst aktiv im Netzwerk Seniorenarbeit Kaarst, informierte sich beim Streifzug durch die Galerie: „Ich treffe bekannte Gesichter, freue mich aber auch über neue Kontakte und bin neugierig, was sonst so läuft“, meinte er. Beim Vortrag des Caritasverbandes für den Rhein-Kreis Neuss mit Cordula Bohle und Silvia Wolter wurden bei der „Mini-Wohn-Ideen-Schmiede“ neue Erkenntnisse „geschmiedet“. Die Teilnehmer ließen sich anhand diverser Impulse zum lebhaften Austausch anregen: Wer ist wie oft umgezogen und weshalb? Welche Kriterien waren ausschlaggebend für die Wohnsituationen? Durch die Diskussion kristallisierten sich heraus: Freiheit, Natur, Unabhängigkeit, Selbstverantwortung und eigenständige Gestaltungsmöglichkeiten hatten Priorität, sowie das soziale Umfeld. Selbstbestimmung ist altersunabhängig. Kritisch wurde angemerkt, dass früheres Leben von Bescheidenheit geprägt war – man kam aber trotzdem gut zurecht. Allerdings führte Wohlstand zur Anhäufung von Dingen, die heute eigentlich nicht gebraucht werden.
Es wurde deutlich, dass sich viele Senioren bereits von zu groß gewordenen Häusern oder Wohnungen getrennt haben und in einer kleineren bezahlbaren Wohnung leben, deren Mangel in Kaarst beklagt wurde. Emotionalität steht bei einem Umzug oft gegen Pragmatismus: Was ist wichtig? Was nützt die perfekt eingerichtete seniorengerechte Wohnung, wenn das Umfeld nicht stimmt? Auch die Möglichkeiten, gesellschaftlichen Anschluss zu finden, spielen eine Rolle. Die Moderatorinnen listeten die „Hardware“ des Wohnens auf: Größe, Barrierefreiheit, Anzahl der Einheiten und Lage gehören ebenso dazu wie Nachbarschaft, Beziehungen, kulturelle Angebote, Infrastruktur und der Unterschied zwischen Stadt und Land. Das Publikum entwickelte kreative Ideen durch eigene Lebenserfahrungen und das Oberthema „Wohnen ist Ausdruck des Lebens“ spiegelte sich in allen Beiträgen wider. Die Caritas präsentierte außerdem Hilfsmittel an ihrem Stand, die ein Leben zu Hause erleichtern. Angela (62) und Günter Bens (63), gerade verrentet, hatte das Thema sehr angesprochen. Die Veranstaltung gefiel ihnen gut und sie erhielten viele Informationen für eine Neuorientierung im Ruhestand, zum Beispiel durch Ehrenämter.