Kantor Dieter Böttcher hat ein Kaarster Friedenslied komponiert
Der Kanon wurde erstmals beim Friedensgebet gesungen.
Kaarst. Eine eingängige Melodie, ein einfacher Text, eine klare Botschaft: Die Stadt Kaarst hat ihr erstes eigenes Friedenslied. Rund 200 Menschen haben den dreiteiligen Kanon am vergangenen Sonntag in der Kirche Sieben Schmerzen Mariens bei einem kurzfristig organisierten ökumenischen Friedensgebet unter dem Titel „Wann ist Friede?“ gemeinsam angestimmt — und damit ein eigenes, ganz persönliches Zeichen gegen Hass, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gesetzt. Komponiert hat das Stück Kantor Dieter Böttcher. Entstanden ist es an einem einzigen Vormittag.
„Die Idee zum Friedenslied war eine spontane, genauso wie die, zu einem gemeinsamen Friedensgebet einzuladen“, erzählt der Kirchenmusiker. Angefangen habe alles mit der Aktion „Licht aus gegen Rassisten“ am Montag vor einer Woche. Aus enger Verbundenheit der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden mit Köln blieben die Kirchen und städtischen Gebäude in Kaarst — genauso wie der Kölner Dom — während der Pegida-Demonstration an diesem Tag dunkel.
„Wir haben dann überlegt, ob man so etwas noch einmal wiederholen kann, und sind zu dem Schluss gekommen, dass das eine einmalige gute Aktion bleiben soll“, sagt Böttcher. So entwickelte sich die Idee mit dem Friedensgebet. „Schließlich“, sagt Böttcher, „ist es ureigene Aufgabe der Kirchengemeinden, im Glauben — also im Gebet — tätig zu werden.“
Erfahrung im Komponieren und Texten hat der Kantor bereits gesammelt. Bei der Erstkommunion wird in Kaarst in jedem Jahr ein Mottolied aus der Feder von Böttcher präsentiert. „Als Musiker hat man irgendwann ein gewisses Handwerkszeug parat, dass sich relativ leicht anwenden lässt“, sagt er. „Wichtig sind eine einprägsame Melodie, entsprechende Harmonien und ein guter Rhythmus. Der Text darf nicht zu kompliziert sein und muss leicht mitgesungen werden können. Ich bin kein großer Poet, aber die Botschaft ist da.“
Entstanden ist ein Kanon, also ein Lied, das mehrstimmig gesungen wird. „Das Besondere an diesem Stück ist der Litanei-Charakter — die mehrfache Wiederholung einzelner Passegen“, sagt Böttcher. „Dadurch kann sich jeder einbringen, wo er möchte.“ Am Ende des „Kaarster Friedenslieds“ steht ein Akkord. „Er bleibt ganz lange liegen, so dass das Lied eigentlich gar keinen Schluss hat“, erklärt der Komponist. „Der Ausgang ist bewusst völlig offen gehalten — wie die Frage, wann Frieden ist.“