Seniorenbeirat: Sozialausschuss und Rat entscheiden diese Woche

CDU und Bürgermeister sind gegen die Schaffung des Gremiums, das Fünferbündnis dafür.

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Kaarst. Braucht Kaarst ein eigenständiges Gremium, das die Interessen der Menschen ab 60 Jahren vertritt? Sozialausschuss und Stadtrat entscheiden in dieser Woche darüber, ob am 13. September kommenden Jahres — zeitgleich mit der Bürgermeisterwahl — erstmals ein Seniorenbeirat gewählt wird. In Politik und Verwaltung gehen die Meinungen über die Notwendigkeit einer solchen Seniorenvertretung auseinander. Während das Fünferbündnis mit einem Antrag von Grünen und FDP auf eine Entscheidung „pro Beirat“ drängt, argumentieren CDU und Bürgermeister, die von der Stadt für und mit Senioren erbrachte Seniorenarbeit sei ausreichend.

Von den rund 42 000 Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Kaarst lag der Anteil der Bürger im Alter von 60 Jahren und mehr Ende 2012 bei mehr als 30 Prozent — Tendenz steigend. Das Fünferbündnis wie auch die Seniorenorganisationen Grüne Alte, Senioren-Initiative Kaarst (SIK) und Liberale Senioren sagen deshalb: Diese wachsende Gesellschaftsgruppe muss eine Stimme bekommen. Die gewählten Vertreter in einem Seniorenbeirat handeln parteipolitisch und konfessionell neutral und haben das Mandat der älteren Bürger mit Antrags- und Rederecht in verschiedenen Ausschüssen. „Das haben alle anderen Seniorengruppierungen nicht“, sagt Horst Schleberger von der SIK. „Damit kommen sie oft an ihre Grenzen, wenn sie Verbesserungen umsetzen wollen.“

Ziel und Aufgabe eines Seniorenbeirats in Kaarst, heißt es, solle es sein, ein Netzwerk zu schaffen, an dem alle Seniorenorganisationen, Vereine, Initiativen, kirchliche und karikative Senioreneinrichtungen sowie der Seniorenbeauftragte der Stadt beteiligt werden. Der Beirat werde als Motor verstanden, der Anregungen aus allen Gruppierungen bündelt und Maßnahmen koordiniert. In Ergänzung zu den wöchentlich stattfindenden Sprechstunden des Seniorenbeauftragten wird vorgeschlagen, dass die Mitglieder eines Seniorenbeirates solche ebenfalls regelmäßig in allen Ortsteilen anbieten. „Das“, sagt Beate Kopp von den Liberalen Senioren, „ermöglicht auch den nicht mehr mobilen älteren Menschen, Ansprechpartner in ihrer Nähe zu haben.“

CDU und Verwaltung hingegen sehen in einer zentralen Steuerung der ehrenamtlichen Seniorenarbeit keine Vorteile. Vielmehr, heißt es, habe Kaarst bereits ein gut funktionierendes, fortschrittliches System, bestehend aus Sozialausschuss, Arbeitskreis Senioren und Seniorenbeauftragtem. Die Verwaltung weist auch auf den neu gegründeten Arbeitskreis „Wohnen“ hin, der das Thema „Wohnen im Alter“ mit allen Auswirkungen — auch hinsichtlich der Erfordernisse einer Quartiersbildung — umfasse.

Veranlassung, die Seniorennetzwerksarbeit zu einer öffentlichen Aufgabe zu machen und in Kaarst einen eng an den Stadtrat angebundenen Seniorenbeirat einzurichten, sagt Bürgermeister Franz-Josef Moormann, gebe es nicht. Die Stadt setzte auf die Stärkung freier Initiativen.