Leichtathletik: Die Konzentration gilt nun Ulm

Carolyn Moll ist sauer über ihre Ausbootung für die U 20-EM in der kommenden Woche.

Rhein-Kreis Neuss. Der 16-jährigen Sprinterin Carolyn Moll steht eine schlimme Woche bevor. Die Holzheimerin ist Ersatzläuferin der deutschen U 20-Juniorenstaffel bei der Junioren-Europameisterschaft in Hengelo - allerdings nur auf Abruf.

Für die 4x100-Meter-Staffel am Donnerstag, 19. Juli, in Hengelo hat der Bundestrainer insgesamt sechs junge Damen aufgestellt, darunter auch Carolyn Moll - jedoch nur als Nummer sechs. Und so muss die 16-Jährige daheim ausharren und abwarten, ob sich nicht doch jemand von den fünf Auserwählten vor Ort verletzt.

Moll ist ziemlich sauer über diese Entscheidung: "Eigentlich interessiert mich die EM längst nicht mehr", gibt sie sich ganz cool. "Die passende Antwort bekommt der Bundestrainer in drei Wochen in Ulm", erklärt "Caro" kämpferisch.

In Ulm will Carolyn Moll bei den Deutschen Jugendmeisterschaften den Eindruck gerade rücken, den sie bei den Qualifikationen offenbar hinterlassen hat. Ihr gelang zwar eine Steigerungen über die 100 Meter auf 11,96 Sekunden, doch mit der Harzerin Julia Maaß gab es eine B-Jugendliche, die noch schneller war und vom Bundestrainer dafür mit einem Stammplatz in der Staffel bei der EM in Hengelo belohnt wurde.

Ursprünglich hatte der Bundestrainer auf Moll gesetzt. Immerhin hatte sie auch alle Maßnahmen im Rahmen der Vorbereitung mitgemacht. Bis sie in Potsdam als Startläuferin vor drei Wochen bei der Stabübergabe schwer gestürzt war. Von diesem Moment an begann der Bundestrainer, ein neues Quartett zusammenzustellen.

Er lud andere, längst nicht so schnelle Sprinterinnen zum letzten Test nach Mannheim ein. Dort machte Carolyn Moll als Siegerin des B-Finales in exakt 12 Sekunden eine gute Figur. Allerdings: Julia Maaß war im A-Finale als Vierte in 11,98 Sekunden erneut etwas schneller.

Bernhard Moll, Carolyns Vater und bis zum Vorjahr ihr Co-Trainer an der Seite des Kaarsters Frank Dukat, räumt ein: "Ihren Platz in der ersten Staffel hat sie schon in den Vorläufen verloren." Dort war Maaß in 11,91 Sekunden deutlich schneller als die verkrampft wirkende Holzheimerin (12,04 Sekunden) gewesen.

Doch dann geschahen Dinge, "die ich einfach nicht verstehe", so Moll. Als die beiden deutschen Staffeln zusammengesetzt wurden, war sie plötzlich überhaupt nicht mehr mit dabei. Sie musste nicht nur zuschauen, wie sich das A-Quartett für die EM qualifizierte und die Norm (45,37 Sekunden) im dritten Anlauf schaffte. Sie wurde darüber hinaus nicht einmal mehr für die Zweit-Staffel berücksichtigt.

Was vor allem schmerzhaft für sie ist: Es wurden Läuferinnen für die A-Staffel nominiert, die in Mannheim langsamer gewesen waren. "Das ist noch nicht abgehakt", erklärt Carolyn Moll.

Sie bereitet sich derzeit ganz intensiv auf das erste August-Wochenende vor. Die Einladung für die Jugend-Olympiade in Belgrad schlug sie aus, um nicht die Vorbereitungen auf die Jugend-DM zu gefährden.

Am Wochenende testete sie ihre Form bei den Offenen Westfälischen Meisterschaften in Hamm, wo sie im 100-Meter-Vorlauf in 12,14 Sekunden und im Finale als Dritte in 12,30 Sekunden in der Frauenklasse einen guten Eindruck hinterließ. Selbst ein Start bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt übernächste Woche ist vorgesehen. "Aber letztlich auch nur als Test", so die 16-Jährige.

Als die WZ vor drei Jahren Carolyn Moll erstmals porträtierte, war sie mit 13 Jahren noch ein junges Mädchen, aber bereits die schnellste Sprinterin im Kreis Neuss bei den 14-Jährigen. Dass sie eine solch steile Karriere hinlegen würde, hätte sich damals niemand vorstellen können. Die Holzheimerin zählt inzwischen zu den besten deutschen Sprinterinnen bis 19 Jahre - was sie eindrucksvoll bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Sindelfingen im Februar mit Bronze und 7,58 Sekunden über die 60 Meter unter Beweis stellte.

Und was hat sich für Carolyn Moll in den drei Jahren sonst noch verändert? "Eigentlich wenig. Ich trainiere noch mehr und muss vieles nun selbst organisieren", erklärt sie. "Ja, und dann hat sie seit Karneval zudem einen festen Freund", verrät ihr Vater schmunzelnd.