Radsport: Regen vermiest den Fans die Tour
Die Tour de Neuss litt unter dem schlechten Wetter. Es kamen weniger Besucher.
Neuss. Das Flehen am Nachmittag von Stephan Hilgers, Vorsitzender des Neusser Radfahrervereins, stieß bei Petrus auf taube Ohren: Pünktlich zum Start des ersten Jugendrennens bei der zehnten Auflage der Tour de Neuss setzten Donner und Regen ein.
Das Glück mit dem Wetter, das dem Organisator des Straßen-Radrennens rund um die Kaiser-Friedrich-Straße in den vergangenen Jahren stets um die 30.000 Zuschauer beschert hatte, war dem NRV am Mittwoch nicht hold. Beim Start des Eliterennens tröpfelte es zwar nur noch, doch lediglich im Bereich von Start und Ziel war es wirklich voll.
Hinzu kam, dass der Veranstalter nach dem Loveparade-Unglück in Duisburg vor einem Jahr im Vorfeld gezwungen war, zusätzlich ein Sicherheitskonzept vorzulegen.
Dabei sei es in diesen Zeiten schwer genug, nur wenige Tage nach Beendigung der Tour de France ein Profirennen von Format — allein acht Teilnehmer der Frankreich-Rundfahrt waren am Mittwoch am Start — auf die Beine zu stellen, so Hilgers.
„Uns hat der Wind zuletzt kräftig ins Gesicht geblasen“, sagt der Vereinschef angesichts einiger Sponsoren, die auf Distanz zum Radsport gegangen sind.
Doch die Tour de Neuss biete eben nicht nur Leistungssport auf hohem Niveau, „das Rennen ist auch ein gesellschaftliches Ereignis für Neuss, so etwas wie ein Etappenort für die Schützen auf dem Weg zum großen Heimatfest“, betont der Vorsitzende.
Und es gibt für den NRV auch Lichtblicke in dem Bemühen, neue Geldgeber an Land zu ziehen. Caterer-König Georg Broich etwa sei als ehemaliger Partner des inzwischen aufgelösten Gerolsteiner-Teams mit dem Radrenn-Virus infiziert worden.
„Ich stehe voll hinter diesem Sport und denke, dass die Veranstaltung in Neuss es verdient hat, unterstützt zu werden“, sagt Broich, der am Mittwoch gleich ein ganzes Team mit ehemaligen Gerolsteiner-Fahrern wie Fabian Wegmann, Sieger in der Quirinusstadt 2007, an den Start schickte. Auch Heinz Runde, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss, versichert dem NRV, als Sponsor die Treue. „Der Identifikationsfaktor des Rennens ist nach wie vor hoch“, begründet Runde.
Die Fahrer selbst glauben ohnehin, dass Interesse und Ansehen des Radsports in Deutschland wieder steigen werden, wie etwa Danilo Hondo erklärt.
André Greipel, der als Etappensieger bei der Tour de France am Mittwoch als großer Favorit in Neuss galt (das Rennen dauerte bei Redaktionsschluss noch an), betont, dass gerade die Straßenrennen nach der Frankreich-Rundfahrt einen hohen Stellenwert bei den Teams genießen würden: „Der familiäre Charakter und die Show ziehen die Menschen an, das genießen auch wir Fahrer.“ Dennoch bleibe das Gefühl, bei einer Etappe der Tour de France als Erster über die Ziellinie zu fahren, einmalig. „Das vergisst man nie. Von so einem Gänsehautgefühl könnte ich nie genug bekommen.“