50 Jahre „Nikos Grill“ in Meerbusch
Der Grieche ist auch bei Prominenten sehr beliebt.
Auch wer schon lange in Büderich lebt, wird sich kaum an die Zeit erinnern können, in der es „Nikos Grill“ noch nicht gab. Spaziergängern und Autofahrern auf der Düsseldorfer Straße fällt zuerst das leuchtende Blau an der Fassade der kleinen Taverne ins Auge. Und mancher denkt dabei sicher gleich an Griechenland. Gelegentlich wird vor der Tür in doppelter Reihe geparkt — was zwar nicht erlaubt ist, aber dafür spricht, dass viele Leute gleichzeitig Lust auf herzhafte Grillgerichte und knackige Salate haben. Die meisten hungrigen Gäste stehen an der Theke an und lassen sich ihr Essen einpacken. Aber immerhin bleiben sie lange genug, um die farbenfrohen Dekorationen auf den Regalen zu betrachten. Krüge, Vasen, Teller, Flaschen — ein kunterbuntes Sammelsurium, dessen Anblick an Sonne, Meer und Ferien erinnert.
Die flotte Bedienung bei Nikos kommt dem Wunsch nach schnellem Genuss entgegen. Doch ein typisches „Fast Food-Lokal“ ist die Grillstube nicht. Ihr Charme erschließt sich erst beim Verweilen, und das wird durchaus geschätzt. Ist die Warteschlange abgearbeitet, kommt man mit dem Wirt und seiner Frau ins Gespräch. Athanase und Theodora Pappas schmeißen ihren Laden überwiegend selber, unterstützt von einigen Hilfskräften.
Der gebürtige Grieche ist ein freundlicher Mann. Flinke braune Augen, ein gemütlich gerundeter Bauch. Mit 13 Jahren folgte er seinen Eltern nach Deutschland, sie hatten ihre Heimat schon früher verlassen. Athanase Pappas greift zum Atlas, blättert eine Seite auf und deutet mit dem Finger aufs Festland gegenüber der Insel Korfu: „Hier bin ich aufgewachsen!“ Zuerst kam er nach Bayern, von dort nach Düsseldorf und dann nach Meerbusch. So richtig viel erzählen mag er nicht von diesen alten Zeiten. „Ach, ich bin doch schon so lange da“, wehrt er ab. Der Spagat zwischen beiden Ländern scheint ihn heute nicht mehr zu bekümmern: „Deine Heimat ist dort, wo du lebst“, sagt Athanase Pappas seelenruhig und häufelt knusprige Pommes frites auf einen Teller.
Nikos Grillstube existiert am gleichen Platz seit beeindruckenden 50 Jahren. Seit zwei Jahrzehnten wird sie vom Ehepaar Pappas geführt. Den Büdericher Imbiss übernahm der Vater zweier erwachsener Kinder von einem Landsmann: „Wir Griechen kennen uns untereinander.“ Es ist kein Geheimnis, dass etliche prominente Meerbuscher gerne bei Nikos stoppen. Auch Verona Pooth wurde dort schon gesichtet. Aber nie würden die Besitzer etwas über ihre Gäste ausplaudern, kein Sterbenswörtchen kommt ihnen über die Lippen. Die Diskretion geht so weit, dass Athanase Pappas partout keine Begebenheit aus seinem Lokal einfallen will, die es in den vielen Jahren ganz sicher gegeben hat. Da schüttelt er nur den Kopf und murmelt: „Alles ganz normal. Immer.“
So ein Interview mit ihm als Mittelpunkt ist seine Sache nicht. Fast scheint er erleichtert, als Kundschaft auftaucht und seine Aufmerksamkeit erfordert. Doch dann dreht er sich noch einmal um und sagt bedächtig, als wolle er sich rechtfertigen: „Meine Kunden sind meine Familie. So einfach ist das.“