Halle belegt: Die Folgen für den Sport
Weniger Training, keine Heimspiele: Die Sportler müssen improvisieren, weil die Halle in Strümp von Flüchtlingen belegt ist. Das hat sportliche und finanzielle Folgen.
So gerne die Meerbuscher Sportler ihrem Hobby nachgehen, so viel Verständnis bringen sie auf der anderen Seite für die Umstände auf, die dafür sorgen, dass sie auf Trainingszeiten und Spiele verzichten müssen, in weiter entfernten Hallen spielen oder für Übungsstunden sogar tiefer in die Tasche greifen müssen. Weil seit Oktober Flüchtlinge in der Sporthalle des Meerbuschs-Gymnasiums in Strümp untergekommen sind, haben beispielsweise die Volleyballer des Osterather TV in dieser Saison ihre Heimspiele in Grevenbroich ausgetragen — und dort auch einmal wöchentlich trainiert.
Gerhard Schumacher, Leiter der Badmintonabteilung des SSV Strümp
Weil es dort keine Möglichkeit für eine weitere Übungseinheit gab, mussten die Volleyballer schweren Herzens darauf verzichten und trainierten nur einmal pro Woche. Darunter litt die spielerische Klasse und war sicher mit dafür verantwortlich, dass der erhoffte Aufstieg knapp verpasst wurde.
Anderen Sportlern geht es ähnlich: Die Tischtennisspieler von Siegfried Osterath mussten ihre Heimstätte, die Sporthalle an der Fröbelstraße, verlassen und ein paar Meter weiter in die kleine Turnhalle der Realschule umziehen, wo sie ebenfalls nicht im gewohnten Umfang trainieren können. Auch das geht zu Lasten der sportlichen Qualität. Aktuell abzulesen ist das an der Tabelle, denn die Truppe kämpft ziemlich aussichtslos gegen den drohenden Abstieg aus der Landesliga.
Die 45 Badmintonspieler des SSV Strümp besaßen in der Gymnasium-Sporthalle bis vor einigen Monaten die Möglichkeit, auf sechs Plätzen zu spielen. Seitdem die Halle am Mönkesweg aber nicht mehr für den Sport zur Verfügung steht, haben sich die Akteure um Abteilungsleiter Gerhard Schumacher nach anderen Möglichkeiten umgesehen. Eine fanden sie an der Fritz-Wendt-Straße, wo die Sportler Courts mieteten und die Kosten selbst übernahmen. „Auf Dauer ist das aber keine gute Lösung“, sagt Schumacher, der befürchtet, dass Mitglieder über kurz oder lang austreten.
Das könne er gut verstehen, schließlich müssten sie derzeit mehr bezahlen als früher und würden trotzdem weniger spielen können. „Aber das ist eben der Beitrag, den wir leisten müssen, um denen zu helfen, die aus dem Krieg geflohen sind“, sagt Schumacher: „Schließlich geht es uns so viel besser als den Menschen in Aleppo.“ Statt der wöchentlich zwei Einheiten haben die Badmintonspieler derzeit jeden Mittwoch nur eine dreistündige Übungseinheit zur Verfügung, an der Erwachsene und Jugendliche gemeinsam teilnehmen.
Die Badmintonspieler des TSV Meerbusch, die mit zwei Senioren- und drei Jugendmannschaften am Spielbetrieb teilnehmen und bislang in Strümp spielten, kamen in den Hallen an der Stettiner- und Wittenberger Straße unter. Sie hoffen, dass die Netze, die sie sich anschaffen mussten, von der Stadt bezahlt werden. Die Stadt hat für solche Fälle im Haushalt 10 000 Euro bereitgestellt. Auf Entschädigung hoffen auch die Badmintonspieler des Osterather TV, die wegen der fehlenden Hallenzeiten bei den Meisterschaftsspielen auf ihr Heimrecht verzichteten und für das Training Räume in einem Fitnessstudio in Oberkassel mieteten.
Eine ganze Reihe von Mitgliedern verloren hat die Karate-Abteilung des TSV Meerbusch, die beim Willicher TV Hallenzeiten hatte. „Etwa ein Dutzend Mitglieder wollte nicht mehr so weit fahren und ist ausgetreten“, so Vereinsvorsitzender Johannes Peters.