Amprion sichert sich Grundstück

Der Netzbetreiber hat eine Fläche in Osterath gekauft. Die Konverter-Debatte nimmt dadurch wieder Fahrt auf.

Foto: Dackweiler

Wird die umstrittene Stromumwandlungsanlage vielleicht doch auf Meerbuscher Boden gebaut? Oder anders ausgedrückt: Ist Osterath der geheime „Plan C“, falls sich die von Übertragungsnetzbetreiber Amprion favorisierten Standorte Kaarst und Gohr nach dem sich derzeit in Überarbeitung befindlichen Standortgutachten und einer Entscheidung „pro Kies“ im neu aufgestellten Regionalplan doch nicht realisieren lassen? Fakt ist: Amprion hat ein Grundstück in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Umspannanlage in Osterath gekauft.

„Die Fläche wurde uns angeboten“, sagt Unternehmenssprecherin Joëlle Bouillon. „Sie wurde als Ausgleichsfläche erworben.“ So etwas geschehe standardmäßig, ein Stromkonverter in der Abmessung, wie er geplant sei, passe auf das erworbene Grundstück nicht. „In diesem Fall müssten noch Flächen dazu gekauft werden.“ Die Anlage, die Strom aus konventionellen Kraftwerken in Gleichstrom umwandelt, will der Übertragungsnetzbetreiber nach wie vor auf die Dreiecksfläche zwischen Bahnschienen, A 57 und L 30 in Kaarst — direkt an der Stadtgrenze zu Meerbusch — bauen. Dort sieht der Regionalplan derzeit noch Kiesabbau vor.

Meerbuschs Bürgermeisterin beruhigt das nicht — aus verschiedenen Gründen. Die Stadt Meerbusch, sagt Angelika Mielke-Westerlage, habe von dem Kauf im März durch Übersendung eines Grundstückskaufvertrages Kenntnis erlangt. Auf entsprechende Anfrage der Verwaltung, zu welchem Zweck das Grundstück erworben worden sei, habe Amprion mitgeteilt, die Fläche sei als Reservefläche, als ökologische Ausgleichsfläche oder für Tauschzwecke erworben worden. Die Präferenz für den nördlichen Ultranet-Konverter liege weiterhin bei der Dreiecksfläche in Kaarst. Für den Fall von Änderungen der Nutzungsabsichten werde die Stadt umgehend informiert.

Der Grunderwerb sowie das Antwortschreiben sei Anlass für ein Gespräch mit Amprion gewesen, das am 30. März stattgefunden habe, berichtet die Bürgermeisterin. Thematisiert worden sei unter anderem die Tatsache, dass seit Anfang 2016 auf der Trasse A-Nord, also von Emden bis Osterath, Erdverkabelung Vorrang hat.

Im Gespräch vom 30. März habe Amprion erklärt, dass es aufgrund der für die Erdverkabelung notwendigen breiten Trassen und damit Eingriffen in die Landschaft eines Standortes bedürfe, der in räumlicher Nähe des Netzverknüpfungspunktes liege, sagt Mielke-Westerlage. Netzverknüpfungspunkt, so die Bürgermeisterin, sei gemäß Festlegung im zweiten Gesetz über Maßnahmen zur Beschleunigung des Netzausbaus „Osterath“. Gegen dieses Gesetz habe die Stadt am 23. Juli 2013 Verfassungsbeschwerde eingelegt. Die Bundesnetzagentur, so die Bürgermeisterin weiter, habe Amprion beauftragt, ein Gutachten zur optischen Wirksamkeit des Konverters erstellen zu lassen, das sich auf sechs Standorte in räumlicher Nähe von fünf Kilometern zum Netzverknüpfungspunkt konzentriere. Wegen der fehlenden räumlichen Nähe zum Netzverknüpfungspunkt sei der Standort Gohr-Widdeshoven dabei nicht in die Betrachtung einbezogen worden.

Fakt ist: Mit dem neuen Standortgutachten, mit dem unter anderem ein Umweltgutachter befasst ist, reagiert der Netzbetreiber auf methodische Kritik beim Erstellen der ersten Standort-Prioritätenliste. Teil des neuen Gutachtens ist auch eine Sichtbarkeitsanalyse. „Das neue Gutachten setzt an die Kritik an, die Herangehensweise und der Suchraum bleiben aber gleich, da gibt es zunächst keine Einschränkungen“, sagt Joëlle Bouillon. Offen sei natürlich, was die Prüfung der Standorte unter Einbezug der neuen Aspekten ergebe. Grundsätzlich könne der Konverter aber auch zehn Kilometer oder mehr vom Netzverknüpfungspunkt entstehen.

Die Stadt Meerbusch, sagt Mielke-Westerlage, hat zwischenzeitlich sowohl Amprion als auch die Bundesnetzagentur angeschrieben und Vorlage aller erstellten und und noch ausstehenden Gutachten verlangt.