Anschluss an Nahverkehr spielt bei Neubaugebieten zentrale Rolle
Fünf Kommunen in der Region — darunter Meerbusch — beraten gemeinsam im Regionetzwerk, wo und wie sie Neubürgern Wohnraum anbieten.
Planer aus Düsseldorf, Krefeld, Ratingen, Duisburg und Meerbusch sitzen seit vergangenem Jahr an einem Tisch. Sie treibt ein Gedanke um: Wohin mit den erwarteten 100 000 Menschen, die bis zum Jahr 2030 in die Städte drängen? Die von weit her, vielleicht auch aus dem Ausland, zuziehen wollen, weil sie in Krefeld oder Duisburg arbeiten und vielleicht in Meerbusch wohnen wollen, aber auch die, die direkt aus der Region stammen und eine neue Wohnung suchen. Das können Singles genauso sein wie Ehepaare, die sich nach dem Auszug der Kinder räumlich verkleinern wollen. Und wenn dann diese 100 000 Menschen in die Region rund um Düsseldorf gezogen sind, kommt der nächste Punkt: Wie können diese Menschen mit Bahn und Bus, Car-Sharing oder E-Bike zur Arbeit kommen, ohne dass die Umwelt belastet wird?
„Das sind alles planungs-strategische Überlegungen“, sagt Kirsten Steffens, die im Rathaus der Stadt Meerbusch den Fachbereich Planung leitet. Sie gehört zum interkommunalen Projektteam und hat bereits mehrfach in den kommunalpolitischen Ausschüssen der Stadt Meerbusch das Projekt „Regionetzwerk“ präsentiert.
Kürzlich gab es Lob von oberster Stelle. Bei einer Tagung des Preisgerichts wurde das Projekt der fünf Kommunen als eines von drei herausragenden Projekten ausgewählt. Das war vor der Landtagswahl — und auch danach seien Signale aus dem Landtag gekommen, so Steffens, die den Planern deutlich gemacht hätten, dass sie mit ihrer Ideen auf dem richtigen Weg seien.
Und dieser Weg sieht so aus: Jede Kommune hat sich ein planerisches Gebiet ausgesucht, das unter bestimmten Kriterien bebaut werden kann. Motto: „Intelligenter Siedlungsbau trifft nachhaltige Mobilität.“ Bei der Planung geht es dann um den Gleichklang von Stadt- und Verkehrsplanung. „Wenn man an Neubaugebiete denkt, muss man heute immer auch an Mobilität denken“, sagt Steffens: „Und vor allem an Partizipation.“ Es sei allen Planern klar, dass für alle Projekte die Bürger mit ins Boot geholt werden, dass Bürgerbeteiligungen stattfinden und in Workshops Ideen entwickelt werden sollen.
In Düsseldorf soll an der Kalkumer Schlossallee gebaut werden, in Krefeld an der Planker Heide, und Meerbuschs Planer haben schon lange ein Auge auf das 35 Hektar große Areal mit der Adresse Kamper Weg geworfen. Es war immer mal wieder als Baugebiet im Gespräch, jetzt wird es konkreter. Der Vorteil: Es liegt nah an der Autobahn, hat schon jetzt eine Straßenbahn-Haltestelle und bietet Platz für mehrere hundert Neubürger.
Dabei soll auch an neue Wohnformen — zum Beispiel für mehrere Generationen — gedacht werden. Und immer wieder an Mobilität mit zum Beispiel Fahrradstellplätzen oder kurzfristig buchbaren Fahrradboxen oder Leihrädern. Steffens: „Dabei soll das Neubaugebiet nicht künstlich sein, sondern auch Heimat und Identität vermitteln.“ Besondere Formen von Architektur könnten das schaffen, aber auch die Balance zwischen individuellem Leben und dem Gemeinschaftsgefühl, das eine neue Wohnsiedlung vermitteln soll.
Der aktuelle Zeitplan des Regionetzwerkes: Nach einem Treffen auf Dezernten-Ebene aller Städte im Spätsommer soll noch in diesem Jahr eine zweite Regio-Konferenz mit Politikern aus allen Kommunen stattfinden. Der Rahmenplan könne im nächsten Jahr stehen, nach Bürgerbeteiligung und Ideen-Workshops könnten Ende 2019 konkrete Pläne vorliegen.
Für Kirsten Steffens ganz wichtig: „Wir müssen erst einmal ein Bewusstsein für das Projekt vermitteln — gegen jegliches Kirchturmdenken. Wir wollen gemeinsam über den Tellerrand gucken, mit den benachbarten Kommunen.“ Sie hofft, dass in drei bis vier Jahren diese Zusammenarbeit gelebt werde.