Anwohner: Bus 829 fährt viel zu selten
Die Linie fährt nur zu Zeiten, zu denen Schüler mit dem Bus fahren. Die Stadt plant, das ÖPNV-Netz neu zu konzipieren. Das dauert allerdings.
Zur Schule geht er nicht mehr, auf den Schulbus angewiesen ist er aber trotzdem: Ein Büdericher, der seinen Namen nicht nennen will, wohnt in der Nähe der Haltestelle Johann-Wienands-Platz. Dort fährt zwar ein Bus — der 829er — aber die Fahrtzeiten sind auf die Schüler der Montessori-Gesamtschule und des Mataré-Gymnasiums ausgerichtet. Morgens von sechs bis halb zehn und nachmittags von 13 bis 17.30 Uhr steuert der Bus regelmäßig die Haltestelle an, außerhalb dieser Zeiten und in den Ferien gar nicht.
Die nächste Haltestelle „Am Wildpfad“, an der die Linien 828 und 830 fahren, ist einen Fußmarsch von rund zehn Minuten entfernt. „Ich weiß, das ist ein Luxusproblem“, sagt der 24 Jahre alte Büdericher. „Aber für ältere Leute, die nicht mehr gut laufen können, ist das ein ganz schönes Stück. Und von anderen Haltestellen, die noch weiter abseits liegen, ist die Strecke deutlich länger“, sagt er. „Es gibt also viele Menschen in Büderich, die das Problem betrifft.“
Ekkehard Deussen vom Fachbereich Straßen der Stadt Meerbusch gibt zu: „Der Busverkehr in Büderich ist unser Sorgenkind.“ Und stehe auch schon auf seiner Agenda. „Wir haben geplant, im gesamten Stadtgebiet etwas am ÖPNV-Netz zu ändern.“ Dafür habe sich ein Arbeitskreis gebildet. „Das ist aber ein aufwendiges Projekt und braucht viel Zeit.“ In den kommenden fünf Jahren sollen die Veränderungen umgesetzt werden.
So will der Arbeitskreis untersuchen lassen, wie die Meerbuscher die Busse und Bahnen nutzen: „Wo steigen die Leute ein, wo fahren sie hin? Wir brauchen Fahrgastzahlen, um die Strecken optimieren zu können.“ Dafür muss die Stadt ein Unternehmen beauftragen und sich für Linien, die über die Stadtgrenzen hinausgehen, mit den anderen Städten und Kommunen zusammenschließen.
Der 829er aber sei Sache der Stadt — er fährt ausschließlich auf Meerbuscher Gebiet. Allerdings nutzen zu wenige Anwohner die Linie, sagt Ekkehard Deussen: „Ich habe nicht den Eindruck, dass der Bus besonders gut angenommen wird.“ Das bestätigt auch Georg Schumacher von der Rheinbahn, die die Busse betreibt. „Zu der Hauptzeit von sieben bis acht Uhr liegt die Auslastung bei 50 Prozent. Vor allem die zusätzlichen E-Wagen werden gut genutzt, sind aber nicht überfüllt.“ Außerhalb der Schulzeiten sinke die Auslastung aber rapide ab.
Grund dafür sei entweder das Angebot oder die Einstellung der Anwohner, meint Ekkehard Deussen. „In vielen Städten hat sich die Einstellung zu öffentlichen Verkehrsmitteln geändert. Da ist es kein Unding mehr, Bus zu fahren. Meerbusch ist da noch etwas hinterher.“ Auf der anderen Seite gebe es immer wieder Beschwerden über leere Busse, die unter anderem über die Dorfstraße donnern, sagt Deussen. „Alles, was wir mehr fahren, müssen wir auch mehr zahlen.“ Für jede Fahrt zahle die Stadt eine Pauschale an die Rheinbahn — auch, wenn der Bus leer ist.
Der Anwohner aus Büderich erhofft sich dennoch, dass durch das Neubaugebiet am Laacher Weg neue Anwohner hinzukommen, die ebenfalls den Bus nutzen wollen. Hier muss Ekkehard Deussen aber die Hoffnung nehmen: „Natürlich lösen größere Wohngebiete auch Veränderungen im ÖPNV aus. Wenn man aber bedenkt, was noch alles an der Strecke dranhängt, reichen 150 neue Anwohner wohl nicht aus, um die Linie komplett neu zu konzipieren.“ Und auch Georg Schumacher von der Rheinbahn bestätigt: „Erst wenn es so voll ist, dass unsere Busfahrer jemanden stehenlassen müssen, reagieren wir.“ Dann tritt das Unternehmen an die Stadt heran und berät. Sobald das Neubaugebiet fertiggestellt sei, müsse man aber ohnehin die Fahrgastzahlen neu erheben, sagt Georg Schumacher von der Rheinbahn. Wann, wo und wie häufig die Busse fahren, sei aber letztendlich immer eine Entscheidung der Kommunen.
Eine erste Änderung hat die Stadt Meerbusch aber bereits entschieden: Die Linie 829 wird künftig nicht mehr über die Lötterfelder Straße, sondern durch das neue Wohngebiet fahren.