Ausgabe von „Dä Bott“: Auf Spurensuche in Missouri

Nicht nur in Loose Creek, auch in St. Thomas finden sich Lanker Wurzeln — wie ein Beitrag im neuen „Bott“ beweist.

Lank-Latum. Wer von der Beziehung zwischen Lank-Latum und Missouri spricht, spielt dabei zumeist auf das Örtchen Loose Creek an, in das es Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Familien aus dem heutigen Meerbusch verschlug. Durch gegenseitige Besuche wird die Erinnerung an diese Zeit wachgehalten, 2014 kommt erneut eine amerikanische Delegation nach Lank.

Doch auch in dem ebenso beschaulichen St. Thomas am Osage River mit knapp 270 Einwohnern finden sich viele Lanker und Latumer Wurzeln. Franz-Josef Radmacher, der Vorsitzende des Heimatkreises Lank, hat dem Dorf in der neuen Ausgabe des Bott, den Lanker Heimatblättern, in einem Beitrag ein kleines Denkmal gesetzt.

Er begibt sich auf die Spuren von Familien mit Namen wie Löthen, Bössen, Leven oder Wankum und fördert dabei manch skurrile Geschichte über deutsche Einwanderer zutage. Quelle seiner Recherchen waren die 1974 angefertigten Aufzeichnungen des Lehrers Daniel A. Schmidt.

Wenig Glück hatte demnach die Familie Löthen. Auf der Überfahrt nach Amerika um 1840 wurde der Vater mit seiner Frau aller Habseligkeiten beraubt. Aus Gram wurde er krank und starb. Die mittellose Mutter kam mit ihren Kindern bei Verwandten in St. Thomas unter, die sich jedoch von den armen Ankömmlingen distanzierten und angeblich sogar ihre Namen änderten. Dennoch zählte Schmidt 1974 insgesamt 47 Nachkommen der Familie Löthen.

Mit gleich sieben Personen wanderte die Familie Leven in die Neue Welt aus, darunter Senior Hermann, der 1840 bereits 74 Jahre alt war. In Westphalia fand sie kein Land, also suchte sie ihr Glück in St. Thomas. Dort betrieb die Familie wie zuvor in Lank eine Töpferei und Ziegelbrennerei.

Von der Not getrieben, stürzte sich Christian Bössen in das Abenteuer Amerika: Der Kierster wohnte zu diesem Zeitpunkt in Düsseldorf, hatte sich dort aber heillos verschuldet und musste alles verkaufen.

In Zeiten der Bürgerkriegs (1861-64) zogen marodierende Truppen der Südstaaten-Armee unter Führung eines Generals Crabtree durch das Land und plünderte die Ortschaften um St. Thomas. Als auch die Farm von Hermann Scheuler überfallen wurde, nahmen fünf mutige junge Männer die Verfolgung auf:

Hermann Scheuler, Adolph Löthen, Bernd Bax, Michael Gerling und Jim Clark wurden schließlich in einer Scheune fündig. Leven und Scheulen schlichen sich in der Nacht an, wurden jedoch von Hunden angegriffen. Leven gab durch einen Spalt einen gezielten Schuss ab, glaubte er doch Crabtree zu erkennen.

Am nächsten Morgen war die Scheune leer und das Quintett trat die Rückreise an. Doch die Männer trafen auf die Freundin von Crabtree, die behauptete, ihr Geliebter sei tot und sie hätte ihn begraben. Sie hatten Zweifel und hoben das Grab aus. Darin lag in der Tat der Verhasste — im Hochzeitsanzug von Hermann Scheuler.

“ Die Ausgabe von „Dä Bott“ kann beim Heimatkreis für eine Schutzgebühr von fünf Euro angefordert werden.