Bibliothek lädt zum Lernen und Schmökern ein

In der Bücherei treffen sich Leseratten, Studenten und Kinder. Für jeden ist hier etwas dabei.

Foto: Ulli Dackweiler

Seit der Eröffnung vor fünf Jahren wird in der Stadtbibliothek Büderich emsige Aufbauarbeit geleistet. „Inzwischen sind wir so weit, dass wir uns mit anderen Bibliotheken messen können“, sagt Hildegard Bodden-Omar, verantwortlich für die Zentrale und die Standorte in Osterath und Lank. Elf Mitarbeiter organisieren und ergänzen den Bestand von insgesamt 78 000 Medien: Bücher, DVDs, Spiele, Zeitschriften. Allein die „digitale Zweigstelle“ listet 5800 Titel auf und wird ständig erweitert.

Ein Rundgang durch die drei Etagen veranschaulicht das vielfältige Angebot. Im Erdgeschoss führt der Weg schnurstracks zu den Bestsellern. Darunter „Takeover“ von Jussi Adler-Olsen, „Unschuld“ von Jonathan Frantzen, „Gehe hin, stelle einen Wächter“ von Harper Lee. Diese Titel sind meist sehr begehrt und werden deshalb nur 14 Tage ausgeliehen. Das Sortiment orientiert sich an der Spiegel-Bestsellerliste. Ebbt die Nachfrage ab, gehen die Bücher in den normalen Bestand über. Direkt daneben und ebenfalls beliebt: Biografien von Mildred Scheel, Til Schweiger, Hillary Clinton, Joachim Gauck, Joe Cocker. Im nächsten Raum werden DVDs und 30 Zeitschriften präsentiert. Die jeweils aktuellen Ausgaben darf man nur vor Ort durchblättern, was häufig genutzt wird. Später können sie ganz normal ausgeliehen werden.

Die erste Etage ist das Reich der Kinder. Viele Regalmeter voller Lesestoff, übersichtlich geordnet nach Sachgebieten und Alter. Dazu Spiele und jede Menge mehrsprachiger Bücher. Wer als ausländisches Kind in lebt bekommt reichlich Anregungen. Es gibt Bilderbücher in albanischer Sprache, Urdu, Persisch und Arabisch. Bibliothekarin Heike Gennermann kümmert sich um das geistige Futter für Flüchtlingskinder. In Büderich wurden Bücherkisten in zwei Varianten zusammengestellt, die Schulen im ganzen Stadtgebiet kostenlos über vier Wochen ausleihen können: „Deutsch lernen“ für die Jüngsten, „Deutsch als Fremdsprache“ für die Älteren. Neu im Angebot sind auch „Graphic Novels“. Deren Zielgruppe sei nicht festgezurrt, sagt Hildegard Bodden-Omar: „Früher lasen meist Jugendliche diese Comics im Buchformat. Bei Inhalten zu Philosophie und Geschichte greifen inzwischen auch Erwachsene zu.“

Viele Kinder kommen allein, müssen sie auch mal ermahnt werden? „Das schon“, antwortet sie und lächelt, „aber die Eltern auch.“ In der „Roman-Etage“ darüber ist es an diesem Morgen noch leer. „Am Nachmittag sitzen die Leute wie die Orgelpfeifen in der Leseecke und schmökern“, berichtet die Bibliothekarin. Jugendliche und Studenten rücken zum Arbeiten und Lernen an, trotz der Informationsflut im Internet. Oft finden sie hier mehr Konzentration als daheim, wo sie leichter abgelenkt werden.

Der Büdericher Gerd Lange bringt gerade seine ausgeliehenen Bücher zurück, darunter ein Werk seines Lieblingsschriftstellers Guillaume Musso. „Ich bin ein leidenschaftlicher Nutzer“, sagt er. „Die Auswahl ist groß, und wenn man sich vergriffen hat, ist es nicht schlimm.“ Romane sind populär, doch am besten laufen in Meerbusch Sprachkurse, Reiseführer und Kinderbücher. Hildegard Bodden-Omar führt ein offenes, einladendes Haus. Dazu gehören auch Lesungen oder Kunstausstellungen, die viele Besucher anlocken. „Die Büdericher nehmen unser Angebot gern in Anspruch“, bestätigt sie. „Dennoch muss man abwägen, damit die Wahrnehmung noch stimmt. Veranstaltungen machen viele. Aber Literatur anschaffen, bereitstellen und vermitteln — das machen nur wir.“