Politiker ärgern sich über Flugblatt
Anwohner der Kierster Straße fordern abermals eine Reduzierung der Flüchtlingszahl. Meerbuschs Politiker finden das Vorgehen nicht okay.
Ein neues Flugblatt einer Lank-Latumer Bürgerinitiative sorgt in der Meerbuscher Politik für Empörung. Anwohner der Kierster Straße fordern in dem an 1000 Haushalte verteilten Schreiben, die Zahl der dort zu beherbergenden Flüchtlinge zu reduzieren. Maximal neun Häuser statt wie geplant zwölf sollten dort nach Wunsch der Bürger gebaut werden. Das Deckblatt des umstrittenen Flugblattes zeigt zwölf weiße Häuser, davor massenhaft rote Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Püppchen. Eine menschliche Hand platziert in dem Motiv die Püppchen vor den Häusern.
JoachimQuaß. Die Grünen
Politiker, die Flüchtlinge wie in einem Gesellschaftsspiel in Stadtteile setzen? Insbesondere das Deckblatt ist es, das die Politik verärgert: „Ich war geschockt, als ich dieses Bild gesehen habe“, sagt Grünen-Ratsherr Joachim Quaß. „Das ist ein Niveau, von dem ich hoffte, dass wir es in Meerbusch nicht erreichen.“ Als „polarisierend“ und „stimmungsmachend“ empfinde er das Motiv. Quaß verweist darauf, dass die Dimension der Planung zweifach reduziert wurde. CDU-Fraktionschef Werner Damblon ist ebenfalls verärgert. Für ihn steht fest: „Definitiv wird es nun bei dieser geplanten Anzahl der Häuser bleiben“. Es gebe die dringende Notwendigkeit, in Meerbusch Flüchtlingsunterkünfte zu errichten. „Wir leben nicht in einer abgekapselten Welt, wir leben in der realen Welt, das müssen auch diese Bürger akzeptieren.“ Damblon sagt: „Ich bemühe mich normalerweise, mein inneres Gefühlsleben bei Entscheidungen auszuklammern, sonst entscheidet man zu emotional.“ In diesem Fall könne er aber seine Verärgerung nicht ganz verbergen.
Er glaubt, dass die Betroffenen immer nach Gründen suchen, warum die Flüchtlinge gerade nicht bei ihnen untergebracht werden sollen. „In Büderich bauen wir in der Nähe des Stadions Am Eisenbrand. Ich bin dort Mitglied im Sportverein. Die Vereinsmitglieder kommen auf mich zu und beklagen, dass die Flüchtlinge zu weit weg vom Büdericher Zentrum sind. Die argumentieren genau andersherum als die Bürger in Lank.“
Verena Hirner, Anwohnerin der Kierster Straße, ist mit ihrem Ehemann Martin eine der treibenden Kräfte der Initiative. 1000 Flugblätter seien am vergangenen Wochenende rund um die Kierster Straße verteilt worden. „Einige sind schon unterschrieben zurückgekommen“, sagt Verena Hirner. Der Flyer solle ein „Zeichen unserer Kooperationsbereitschaft“ sein, heißt es in einem Brief an die Politiker und die Bürgermeisterin, der am gestrigen Mittwoch geschrieben wurde und in dem die Verteilung der Flyer nachträglich angekündigt wird.
Die Zeit für die Initiative drängt: In der Ratssitzung am 28. April will die Politik über die Änderung des Bebauungsplans „Am Alten Teich“ abstimmen, so dass eine zweieinhalbgeschossige Bebauung von Flüchtlingsheimen möglich wäre. Die Bürger machen geltend, dass in Büderich 360 Flüchtlinge auf 22 031 Einwohner kämen (1,63 Prozent), in Lank-Latum wiederum 374 Bewohner auf 9739 Einwohner (3,84 Prozent). Es würde zudem mit zu wenig Wohnraum pro Flüchtling an der Kierster Straße geplant, argumentieren die Bürger.