Biogasanlage: Nierster wollen sich wehren

Unverändert: Vorstand des Bürgervereins bezieht klar Position gegen eine Biogasanlage.

Nierst. Groß war die Aufregung zu später Stunde in der Versammlung des Bürgervereins Nierst, als der frisch in seinem Amt bestätigte Vorsitzende Hans-Wilhelm Webers das Thema Biogas anschnitt.

Nachdem die Nierster vor vier Jahren mit ihrem massiven Protest gegen ein Biogasanlage-Projekt des Landwirts Rainer Roos erfolgreich waren, kursiere das Gerücht, die ReEnergie Niederrhein GmbH (REN) mit Sitz in Nettetal wolle einen Anlauf starten, sagte Webers. Stadtverwaltung, CDU und auch die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch (WBM) als möglicher Partner hätten auf Nachfrage des Bürgervereins jedoch abgewunken. "Da ist nichts dran", berichtete Webers von seinem Eindruck aus den Gesprächen.

Fakt ist, dass die REN die Spitze der Wirtschaftsbetriebe und Vertreter der Meerbuscher Politik in der vergangenen Woche zu einem Informationsgespräch eingeladen hatte. Bürgermeister Dieter Spindler und die CDU blieben dem Termin fern, und auch WBM-Geschäftsführer Albert Lopez blieb laut Webers bei seinem Nein. Dennoch wittern die Nierster Geheimniskrämerei und drohen, erneut auf die Barrikaden zu gehen. Webers: "Niemand soll glauben, dass wir hier am Ende der Welt leben und man mit uns alles machen kann."

Dass die REN unter die Überlegung, in Nierst eine Biogasanlage zu bauen, noch keinen Schlussstrich gezogen hat, bestätigte deren Geschäftsführer Fred Heyer am Donnerstag: "Wir sind noch immer interessiert und haben auch einen konkreten Standort im Auge." Wo der liegt, will er noch nicht sagen. "Wir befinden uns im Stadium der Vorgespräche. Wenn die fruchtbar verlaufen, gehen wir an die Öffentlichkeit."

Prinzipiell, so sagt Heyer, könnte eine Stadtverwaltung den Bau einer Biogasanlage nicht verhindern, sofern alle gesetzlichen Bestimmungen vom Emissions- bis zum Schallschutz eingehalten werden. "Das nennt man dann landwirtschaftliches Privileg. Aber natürlich sind wir immer bemüht, solche Projekte im Konsens mit allen Betroffenen durchzuführen."

Auch die WBM als Kooperationspartner zu gewinnen, sei nicht zwingend notwendig. "Es ist immer besser, den lokalen Energieversorger mit ins Boot zu holen. Aber wenn der nicht will, geht’s auch ohne", sagt Heyer.

In Nierst sei die Sachlage schwierig, räumt der Diplom-Kaufmann ein, "dennoch ist unser Interesse noch immer groß". Die Befürchtungen der Bewohner der Rheingemeinde, dass etwa der Lkw-Verkehr exorbitant zunehmen würde, kann er nicht nachvollziehen. "Das sind fünf Fahrzeuge am Tag und in der Erntezeit im September und Oktober sind es 15. Das hält sich im Rahmen."

Momentan überlege die REN, ob sie an Nierst als möglichem Standort festhält und wenn ja, ob das ins Auge gefasste Gebiet wirklich infrage komme. "In zwei bis drei Wochen wird eine Entscheidung fallen", kündigt Fred Heyer an.