Bürger wollen Lkw an Durchfahrt hindern
Anwohner aus dem Norden der Stadt klagen über zunehmende Belastung durch Lkw-Verkehr: Navis führen die Fahrer trotz Verbots durch Nierst und Lank. Die Bürger planen Aktionen.
Ein Bündnis von Bürgerinitiativen aus dem Meerbuscher Norden, Naturschützern und dem Bürgerverein Gellep-Stratum aus Krefeld kündigt massive Proteste gegen die Lkw-Belastung rund um den Krefelder Hafen an. So sollen künftig Lkw-Fahrer, die sich nicht an das Verbot der Durchfahrt durch Lank-Latum und Nierst halten, fotografiert und aktiv an der Weiterfahrt gehindert werden. Die Aktionen sollen teilweise unangemeldet laufen. „Es wird Überraschungen geben“, sagte gestern Dietmar Becüwe, Sprecher der „Bürgerinitiative für Lank-Latum“: „Wir meinen es ernst — und wir machen ernst. Wir wollen nicht innerorts überrollt werden.“
In einer Pressekonferenz zur umstrittenen Südanbindung haben die Bürgervereine gestern erläutert, wie sich die Verkehrsproblematik auswirkt und in welcher Form Bürgerproteste geplant sind. Das Problem: Der Krefelder Hafen verfügt bisher nur über eine nicht ausreichende Anbindung im Norden — die Düsseldorfer Straße ist in schlechtem Zustand. In Richtung Süden führen nur zwei Straßen über Meerbuscher Stadtgebiet — durch die Stadtteile Lank-Latum und Nierst.
Dort ist die Durchfahrt für große Lkw zwar verboten. Aber nach Darstellung der Initiativen halten sich nicht alle Fahrer daran. So berichtete Wilhelm Weber vom Bürgerverein Nierst, dass in Nierst vor wenigen Tagen erst wieder Lkw von Bürgern angehalten worden sind. „Die Fahrer kamen aus Ungarn, die zeigten nur entschuldigend auf ihr Navi, das die Stratumer Straße als Durchfahrtstraße anzeigte.“ Befürchtet wird, dass die Lkw-Belastung jetzt sogar wächst, weil im Krefelder Hafen zwei große neue Logistikzentren gebaut werden.
Dietmar Becüwe, Sprecher der „Bürgerinitiative für Lank-Latum“
Die VGG Handels AG, Importeur von Elektrogeräten, baut am Wendebecken eine 70 000 Quadratmeter große Halle. Imposant ist auch der Neubau von Bauhaus direkt angrenzend an Gellep-Stratum — eine 60 000 Quadratmeter große Logistikhalle wird dort errichtet. Beide Ansiedlungen befinden sich im Süden des Hafens, ab Juni könnte der Betrieb anlaufen.
Die Bürger fürchten jetzt, dass die Stadt Krefeld durch die Ansiedlungen erst Fakten schafft und dann auf die Notwendigkeit einer weiteren Hafenanbindung zum Süden drängt — diese würde direkt an Latum vorbeiführen und ein Naturschutzgebiet durchqueren. „Seit 40 Jahren protestieren wir gegen die drohende Straße“, sagte Franz-Josef Jürgens, CDU-Ratsherr und Sprecher der Initiative „Bürgergemeinschaft Meerbusch-Nord“ (Bümeno).
Durch Gutachten, die der Regionalrat in Auftrag gegeben hat, kommt neuer Druck auf den Kessel: Am 23. Juni soll im Regionalrat entschieden werden, ob die Straße eine Perspektive hat. Die Initiativen wollen am Rande der Regionalratssitzung vor dem Plenarsaal der Bezirksregierung protestieren, mit Schildern und verbal, und die Politiker bitten, gegen die Südanbindung zu stimmen. Noch am gleichen Abend soll es in Lank eine große Bürgerversammlung geben, bei der die Bürger über die Ergebnisse der Regionalratssitzung informiert werden. Im Vorfeld werden Flyer verteilt. Und als Druckmittel kündigt Andrea Blaum vom BUND an: „Wir würden gegen die Südanbindung klagen.“
Die Bürgervereine sind mittlerweile der Meinung, dass die Nord-Anbindung über Krefeld ausgebaut werden muss. Zuvor hatte die Bürgerinitiative Meerbuscher Norden noch gefordert, eine Trasse durch das Latumer Bruch auf Krefelder Gebiet zu legen. Diese Forderung erneuerte Franz-Josef Jürgens gestern nicht mehr. „Wir haben uns überzeugen lassen, dass die Nord-Anbindung ausreicht.“