Busfahrerin nimmt 16-Jährige nicht mit

Das Mädchen durfte nicht mitfahren, weil alle Plätze besetzt waren. Es sollte im Dunklen auf den nächsten Bus warten. Die Stadt entschuldigt sich.

Foto: Reichwein

Martin Becker (Name geändert) ist verärgert: Weil alle Plätze im Bus besetzt waren, hat eine Fahrerin der Linie 832 sich geweigert, seine 16-jährige Tochter Sarah (Name geändert) von der Haltestelle an der Strümper Kirche mitzunehmen. Stattdessen sollte das Mädchen in der Dunkelheit auf den nächsten Bus warten. Martin Becker holte seine Tochter dann mit dem Auto ab. In einem Brief an Bürgermeistern Angelika Mielke-Westerlage hat er sich über das Verhalten der Fahrerin beschwert. Die Stadt entschuldigt sich.

„Ich kann ja verstehen, dass die Fahrerin ihre Lizenz nicht verlieren will. Aber man kann doch kein 16-jähriges Mädchen alleine in der Dunkelheit stehenlassen. Da kann so viel passieren“, sagt Becker. Vor allem, da sich das Geschehen an einem Sonntagabend ereignet habe und der nächste Bus erst in einer Stunde gekommen wäre. „Man muss in solchen Fällen Ersatzbusse einsetzen, wenn kein Platz mehr in den richtigen Bussen ist. Oder die Fahrerin hätte meiner Tochter ein Taxi rufen müssen, aber statt ihr einen richtigen Tipp zu geben, ist sie einfach weitergefahren“, kritisiert er. Man müsse sich als Eltern darauf verlassen können, dass die Kinder sicher befördert werden. Schließlich zahle die Stadt an die Rheinbahn, damit die Mobilität gewährleistet sei.

Die Bürgermeisterin ließ mitteilen, dass sie den Vorfall außerordentlich bedauert: Die Stadt als Auftraggeber für den ÖPNV sei bemüht, diesen in Kontakt mit der Rheinbahn positiv für die Fahrgäste zu gestalten, heißt es im Antwortschreiben an Familie Becker. Im Fall von Sarah sei es so gewesen, dass in Randzeiten, wie eben Sonntagabend, aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen kleinere Fahrzeuge auf den Buslinien eingesetzt würden. Seien alle Plätze besetzt, könnten — im Gegensatz zu großen Bussen, in denen es Stehplätze gibt —, keine weiteren Passagiere aufgenommen werden. Dennoch habe die Fahrerin versäumt, die Leitstelle über die Kapazitätsprobleme in Kenntnis zu setzen. Der Vorfall sei besprochen worden, das Vorgehen werde sich in Zukunft ändern. So dürften Fahrgäste wie Sarah künftig ein Taxi rufen, wenn sie keinen Platz im Bus bekommen. Die Kosten würde die Rheinbahn aus Kulanz erstatten.

Martin Becker besänftigt das nicht: „Ich bin sehr enttäuscht von dem Schreiben der Stadt. Offenbar ist ihr gar nicht klar, was es heißt, ein Kind im Dunkeln stehenzulassen“, sagt der Vater. Das einzig richtige Verhalten eines Busfahrers könne nur darin bestehen, dem wartenden Kind persönlich ein Taxi zu bestellen und zu warten, bis es sicher in der Obhut des Taxifahrers ist.