Chancen für alte Westbahn stehen gut
Erste Hürden sind gemeistert. Eine Reaktivierung wäre für Pendler in der Region wichtig.
Die Reise ist noch lang, doch der Projektzug hat sich bereits in Bewegung gesetzt. Die Rückkehr zur alten Westbahn-Strecke ist keine Utopie mehr. Am kommenden Montag treffen sich Vertreter des Kreises Mettmann sowie der Städte Düsseldorf, Duisburg und Ratingen in der Jugendherberge Duisburg-Wedau, um über das für die Region so wichtige Fernziel zu berichten und eine „Wedauer Erklärung“ zu unterzeichnen.
Das Land NRW hat die Reaktivierung der Westbahn-Strecke mittlerweile fest im Visier. Das liegt an der Projektbeteiligung eines sogenannten Stadtumlandverbundes, zu dem auch Meerbusch und Krefeld gehören. Unter dem Projekttitel „Regio-Netzwerk“ machen sich die beteiligten Städte für die Schienenverbindung stark, die angesichts der aktuellen Siedlungsentwicklungen in der Region eine „wachsende Verkehrsbedeutung“ hat, wie es in einem Papier des Kreises Mettmann heißt.
Klaus Pesch, Ratinger Bürgermeister
Die ersten Projekthürden sind bereits gemeistert. Das Verkehrsministerium nimmt die künftigen Preisträger in Förderprogramme auf und unterstützt die Sieger-Städte bei der Umsetzung. Das wäre ein weiterer wichtiger Schritt für den „Stadtumlandverbund“. In der Theorie lassen sich die 42 Schienenkilometer von Düsseldorf über Tiefenbroich, Ratingen West und Lintorf bis zum Duisburger Hauptbahnhof in 31 Minuten zurücklegen. Eine erfreuliche Perspektive angesichts der oft stundenlangen Autostaus rings um Ratingen. Über 40 000 Menschen könnten sofort von der Ratinger Westbahn profitieren. Die Firmen und Gewerbegebiete links wie rechts der Trasse bekämen ebenfalls eine starke Schubhilfe. Ratingen-Pendler zwischen Köln und Duisburg könnten zukünftig komplett aufs Auto verzichten. So sieht jedenfalls die deutliche Vision aus, die Vertreter von Wirtschaft, Politik und Verbänden bei einer Testfahrt skizziert haben. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hatte im Jahr 2011 das Projekt ursprünglich einmal aufs Abstellgleis geschoben.
Basis war damals ein Gutachten, das die Investitionskosten von 140 Millionen Euro und Betriebskosten von vier bis sechs Millionen Euro für die Wiederbelebung der 1983 eingestellten Ratinger Westbahn als unwirtschaftlich bezeichnete. „Wir brauchen ein neues Gutachten mit anderen Prämissen — und dann werden wir sehen, dass sich die Strecke rechnet. Die ganzen Totschlagargumente müssen weg“, hatte Ratingens Bürgermeister Klaus Pesch während der Testfahrt gefordert.
Jochen Kral, der Technische Beigeordnete, betonte: „Die Chancen, die Westbahn tatsächlich zu reaktivieren, standen wohl noch nie so gut wie jetzt.“ Die nächste Projektphase endet im April 2017. Das Landesministerium unterstützt die Bewerber-Städte aber bereits jetzt „fachlich und finanziell“.