Das Gartendenkmal Haus Meer öffnet seine Pforten

Am Sonntag war das Gelände ausnahmsweise wieder einmal für Besucher zugänglich.

Foto: Christoph Reichwein

„Hier liegen 2000 Jahre Geschichte unter der Grasnarbe“, sagt Reinhard Lutum vom Förderverein Haus Meer zu den Besuchern des schon fast traditionellen Parkspaziergangs. Bienen, Hummeln, Grashüpfer und Schmetterlinge sind derzeit die einzigen Nutzer dieser wilden Wiese, die sich hinter der Immunitätsmauer des ehemaligen Klosters Meer verbirgt. Das Gelände ist privat, die Türen öffnen sich nur bei besonderen Gelegenheiten. Das ist schade. Denn der alte Baumbestand ist beeindruckend.

Ein Gingkobaum von über 200 Jahren, eine tiefdunkle Blutbuche und schöne große Linden sind Hingucker, die seit 2008 aus der Brombeerwildnis befreit wurden. Auch ein schöner kalifornischer Mammutbaum hat hier seinen Platz gefunden. Sie alle gehören zu dem englischen Landschaftsgarten, den der Gartenarchitekt Joseph Clemens Weyhe im Auftrag der Krefelder Seidenbarone von der Leyen, Besitzer seit 1804, anlegte. „Die Pläne dazu hat er vor genau 150 im Juli 1865 gezeichnet“, berichtet Lutum. Heute seien noch 70 Prozent der damaligen Bäume erhalten.

Das ist dem Förderverein zu verdanken, der den Park aus dem Dornröschenschlaf erweckte, in den er nach der Zerstörung des Schlosses im Jahr 1943 fiel. Als einziges größeres Gebäude ist heute noch die Remise vorhanden, die aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Sie zeige die besterhaltene frühbarocke Klosterfassade im Rheinland, habe der Landeskonservator vor gut zehn Jahren gesagt. Heute ist lediglich eine Ruine mit leeren Fensteröffnungen zu sehen. Von der Lage des Klosters, das 1166 von Hildegundis von Meer gegründet wurde, weiß man durch Grabungen durch Hugo Borger im Jahr 1963. Pläne gibt es nicht. Doch er konnte nur einen Teil des Geländes untersuchen. In den vergangenen Wochen fand eine sogenannte Sachverhaltsermittlung auf dem Gelände nördlich des Schlosses statt, um zu prüfen, ob das geplante Luxushotel samt Tiefgarage mit historischen Relikten kollidiere. In vier leergeräumten Feldern, die für die Grabung geschaffen wurden, sind Mauerstücke zu sehen. „Sie können hier einen kleinen Teil des verrohrten Mühlenbaches sehen sowie Mauerreste aus Ziegelsteinen“, erklärt Lutum. Doch zu welchen Gebäuden diese gehört haben, sei unklar.

Just hier habe sich die Ölmühle befunden, die das Kloster neben der Getreidemühle betrieben habe. Im Nachbarfeld hat man römische Tuffsteine gefunden, die vermutlich Teil der nördlichen Immunitätsmauer gewesen seien. Auf einem Plan kann Lutum genau zeigen, wo diese zu Klosterzeiten verlief. „Es bleibt bauhistorisch spannend“, so sein Fazit. Denn auch, wieso sich unterhalb der Remise ein Kellergewölbe befindet, sei immer noch ein Rätsel.