Die Schrankfee hilft bei der Kleiderwahl
Farb- und Stilberaterin Cornelia Dick gibt ihren Kundinnen Tipps fürs gute Aussehen.
Das erste Teil, das Sabine Heck aus ihrem Schrank holt, ist ein graues Kostüm im Fischgrätmuster. „Das habe ich schon viele Jahre, aber noch nie getragen.” Kein Wunder, denkt — und sagt — Cornelia Dick. „Die Jacke ist viel zu kastig und betont ihre Schultern zu sehr.”
Klarer Tipp der Styling-Expertin: Jacke weg, den Rock aber weiter tragen und mit zum Beispiel einer bunten Bluse aufpeppen. Weiter geht es im Schrank der pensionierten Lehrerin: „Dieses Kleid ist mein Lieblingskleid.” Es ist feminin geschnitten, hat herbstliche Töne und schmeichelt jeder Figur. Kommentar von Cornelia Dick: Ist okay, weiter tragen.
So geht es immer weiter. Die Kundin holt einen Rock nach dem anderen, ein Kleid nach dem anderen aus dem Schrank, die Schrankfee hat die Daumen oben oder — ganz ehrlich — unten. Oder bietet direkt Änderungsvorschläge an: „Sie sollten mehr Farbe tragen.” Die Kundin antwortet: „Ach, ich trage aber doch so gerne Schwarz.” Genau, und damit sind beide mitten im Thema: bei den Glaubenssätzen, wie die 41-jährige Stylingberaterin sie nennt. Jede Frau habe ihre oft jahrealten, tiefsitzenden Glaubenssätze. „Entweder, sie denken, dass sie zu dick sind, dass ihre Beine zu kurz sind, dass sie in schwarz am besten aussehen, dass sie keinen Ausschnitt tragen dürfen undundund.“
Sobald Cornelia Dick persönlichen Kontakt zu ihren Kundinnen aufgenommen hat, geht es in der Wohnung an den Ganzkörperspiegel. Sie fragt: „Was finden Sie wirklich gut an sich”? Die meisten, so hat sie in den letzten Jahren erfahren, fänden eigentlich nur wenig so richtig gut an sich, sondern würden sich mehr schlecht reden. Dicke Hüften, großer Busen, viel zu klein, viel zu dick. „Alles Quatsch,“ sagt Dick. „Wenn man die richtige Garderobe hat, die stimmig ist und man sich wohlfühlt, strahlt man genau das aus.”
Und genau dieses Gefühl für richtige Garderobe will sie in ihrer Beratung vermitteln. Dabei müssen die Kundinnen gar nicht für tausende von Euros alles neu kaufen. Manchmal reicht es schon, den Schrank aufzuräumen und Altes neu zu kombinieren. Im Notfall geht Cornelia Dick, selbst Mutter einer Tochter, aber auch als Shoppingbegleitung mit zum Einkauf. Gegen Honorar versteht sich: Eine Grundberatung über zwei Stunden kostet 99 Euro, dann geht es aufwärts bis zu 299 Euro für sechs Stunden.
Dafür bekommt die Kundin („zu 95 Prozent sind es Frauen”) ganz individuelle Tipps — für ihren Kleiderschrank, für den Einkauf, für Kombinationen, am Ende sogar ein wenig auch für die Psyche. „Viele Frauen tragen eine Größe größer, um ihre vermeintlichen Problemzonen zu verhüllen. Dabei reicht es oft schon aus, die Taille zu betonen und damit die Proportionen rein optisch eine Nuance zu verändern”, verrät Dick einen ihrer Tipps. Sie geht mit den Frauen den heimischen Schrank in allen Einzelteilen durch, macht Fotos für den Stilkompass, beschreibt die Figur der Frau zwischen X für ideal und O oder A (mit mehr Bauch und Hüfte), gibt ihr dann diesen Kompass für die nächsten Einkäufe mit. Eine Farbberatung gehört auch immer dazu, dafür bringt Dick bei jedem der Aufträge einen Schwung voll farbiger Seidentücher mit, die sie den Damen um den Hals legt. „Dieses knallige Tomatenrot geht bei kaum einer Frau, aber dieses blaue oder das petrolfarbene sieht richtig schick aus”, sagt sie zu Sabine Heck. Und die nimmt sich das Tuch und legt es sich über die schwarze Bluse. Weil sie ja eigentlich am liebsten Schwarz trägt.