Eine fremde Perspektive

Nach drei Monaten endet der Praktikumsbesuch von Antoine Kubwimana.

Meerbusch. Die Freundschaft zwischen Maria-Montessori-Gesamtschülern in Büderich und Partnerschülern in Shyogwe (Ruanda) ist bewährt, doch beim letzten Besuch von Bischof Jered Kalimba aus der Diözese Shyogwe wurde eine neue Idee geboren. Wie kann man auf beruflicher Ebene eine sinnvolle, hilfreiche Zusammenarbeit gestalten?

Der Agrarökonom Antoine Kubwimana weiß es jetzt: Er hat als erster Praktikant aus Ruanda knapp drei Monate lang den Gartenbaubetrieb von Toni Selders in Büderich kennengelernt. 52 Seiten stark ist das französisch-deutsche Tagebuch, das er zum Abschied Bürgermeister Spindler vorlegte, dessen Aufmerksamkeit ihn so erfreut hatte.

Wenn, dann müsse das Praktikum vernünftig angegangen werden, hatte der Teilzeitarbeitgeber Selders gefordert und entsprechend einen Arbeitsbericht angeregt. Eine kluge Entscheidung: Antoine Kubwimana hält darin Abenteuer wie seine ersten Schwimmversuche mit dem Lanker Rudi Oley ebenso fest wie seinen Einsatz in der Gesamtschulküche. Die archaische Kochweise mit Brennholz in seiner Heimat könne man vielleicht, so Kubwimana, durch den Einsatz von Biogas ersetzen.

Das Thema Organisation habe ihn sehr fasziniert, erzählt Toni Selders. „Er ist ein außergewöhnlicher Praktikant, der auf völlig andere Dinge achtet.“ Lediglich die Sprachbarriere sei ein kleines problem gewesen, weil nicht jeder im Betrieb englisch oder französisch spreche.

Ein täglicher Arbeitsplan, strikte Aufgabenverteilung, die Arbeit im Team und die Aufsicht der Chefs — Organisationsstrukturen haben den Agrarökonomen aus Ruanda beeindruckt. Pflanzmaschinen beobachtete er aufmerksam, die die Arbeit von fünf Menschen erledigt. In Ruanda seien Maschinen aber nur schwer einsetzbar: Die Felder seien zu klein. „Ich wäre unendlich dankbar, wenn ich erfahre, welche Erfahrungen Antoine in Ruanda weitergeben konnte“, sagt Selders.

Antoine Kubwimana hat da Ideen: Pflanzen- und Gemüseverkauf könnte man an ein Café koppeln, er selbst als Referent seine Fachkenntnisse weitergeben, damit sich Anregungen für eine optimalere Organisation und Struktur in der Landwirtschaft im Schneeballsystem verbreiten. Er träumt von einem Aufbaustudium, dem Doktortitel und am Ende einer Professur.

Toni Selders fände es toll, wenn sein Praktikant nach der Rückkehr nach Ruanda konkrete Projektwünsche äußern würde. Dann könnte man in Meerbusch schauen, ob man weiterhelfen könne. Was er von Kubwimana gelernt habe? „Er hat die nötige Ruhe und Gelassenheit, auch wenn das im Arbeitsablauf nicht immer förderlich ist. Aber es ist so. Er kann jederzeit wiederkommen.“