Eine Hochburg des Radsports

Was heute nur noch wenige wissen: In Lank gab es zwischen 1923 und 1983 drei verschiedene Radrennbahnen.

Lank-Latum. In Zeiten, als Doping noch kein Thema und das Geld knapp war, herrschte in Lank-Latum Radsport-Euphorie. Schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg streiften bedeutende Rundfahrten das Dorf. Und alle standen am Straßenrand und fieberten mit. Damit nicht genug: Zwischen 1923 und 1983 gab es drei verschiedene Radrennbahnen in der kleinen Gemeinde.

Von der Epoche, als Lank-Latum noch eine echte Radsport-Hochburg am Niederrhein war, berichtete Günther Schackers, langjähriger Vorsitzender des Radfahrvereins Lank-Latum, auf Einladung des Heimatkreises. Die Neugier auf die sportlichen Großereignisse vergangener Tage war so groß, dass man von der Teloy-Mühle in die Grundschul-Aula umziehen musste.

Ihren Anfang nahm die Geschichte mit Adam Kauertz, der 1897 den Radfahrverein mitbegründete. Der einflussreiche Landmaschinenhersteller verfügte über gute Kontakte zum Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und holte große Rennen nach Lank-Latum.

Mit den vier Lanker Brüdern Toups — Theo, Hans, Heinrich und Franz — begann 1923 die eigentliche Glanzzeit des Radsports in Lank-Latum. „Die Vier haben zur damaligen Zeit in der Region alles abgeräumt“, so Schackers. Die Dominanz des Quartetts war so groß, dass sie den Sieger unter dem Motto „Heute du, morgen ich“ schon im Vorfeld unter sich absprachen.

Die Preise, in der Regel Fahrrad-Ersatzteile, wurden ebenfalls brüderlich geteilt. „Eine der drei Schwestern kümmerte sich um die Wäsche und sorgte dafür, dass ihre Brüder immer wie aus dem Ei gepellt auf dem Sattel saßen“, erzählt Schackers.

1923 entstand auf dem Grundstück des Elisabeth-Hospitals auch die erste Radrennbahn in Lank. „2000 Zuschauer kamen zur Eröffnung“, hat Schackers recherchiert. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, schon bald musste die Aschebahn einem Handballfeld weichen.

Die Toups-Brüder hatten sich inzwischen neu orientiert: Zwei fuhren vorwiegend auf der Bahn, zwei auf der Straße. Bereits 1926 folgte die zweite Bahn in Lank, dieses Mal in der Stephanus-Siedlung an der Gonellastraße. 1928 hatten die Toups-Brüder den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht: Beim Straßenrennen Lank-Rheinberg-Lank kamen sie auf den Plätzen eins bis vier ins Ziel.

Doch im Folgejahr starb Heinrich nach einem Unfall mit einem Pferdekarren kurz hinter der Strümp. „Seine Brüder konnten im Anschluss nie wieder an ihre alten Erfolge anknüpfen“, so Schackers.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es erst ab 1950 wieder Straßenrennen in Lank. Und auch der Wunsch nach einer weiteren Radrennbahn kam auf. Die wurde schließlich in einer ehemaligen Kiesgrube im heutigen Gewerbegebiet In der Loh realisiert. Einweihung war am 30. August 1953. „Das klappte aber erst, nachdem man dem Prinzen von Arenberg dafür ein notwendiges Grundstück abluchste“, weiß Schackers.

Günther Schackers

Die Bahn wurde nach dem Vorbild der Dortmunder Westfalenhalle gebaut. 3000 Zuschauer kamen. Schackers: „Die Rheinbahn musste aus Oberkassel und Uerdingen Sonderzüge einsetzen, um den Andrang zu bewältigen.“ Die Bahn erhielt den Namen „Die Vier-Gebrüder-Toups-Bahn“.

Im Hintergrund zog Franz Toups die Fäden. Doch als der BDR 1955 den Sportgroschen als Obolus für verkaufte Eintrittskarten einführte, weigerte sich Franz Toups, an den Verband zu zahlen. „Dann mache ich die Bahn lieber dicht“, soll er laut Schackers gesagt haben. Und so geschah es.

Es gab ab 1957 noch diverse Straßenrennen in Lank-Latum wie „Rund um die Heidbergmühle“ oder „Rund um das Rathaus“, denen jedoch stets nach kurzer Zeit von der Stadt wieder die Genehmigung entzogen wurde. 1979 wurde auch noch einmal der Sportbetrieb auf der Radrennbahn aufgenommen.

Doch obwohl sogar eine Ina-Yoko Teutenberg in Lank ihre Runden drehte, blieb der Zuspruch der Zuschauer gering. „Die war damals so klein, dass sie Klötze an den Füßen benötigte, um an die Pedale zu kommen“, erinnert sich Günther Schackers. Am 22. September 1983 wurde in Lank das letzte Rennen gestartet.