Freizeit in Meerbusch Eine Fahrradtour über den Rheindeich
Meerbusch · Die ruhige Zeit lässt sich gut nutzen, um die Heimat besser kennenzulernen – zum Beispiel mit einer Fahrradtour auf dem Rheindeich.
Der Rhein prägt die Meerbuscher Gemeinden seit Jahrhunderten und stellt eine wichtige Verbindung zwischen der Stadt und dem Rest der Welt dar. Für viele Meerbuscher ist das Rheinufer ein beliebtes Naherholungsgebiet, und auf der rund elf Kilometer langen Strecke, die der Fluss im Stadtgebiet zurücklegt, gibt es einiges zu entdecken, perfekt geeignet für einen Ausflug in der ruhigen Zeit zwischen den Jahren. Wir haben uns mit dem Fahrrad auf den Weg gemacht.
Von Süden kommend beginnt der Meerbuscher Deich an der Grenze zum Düsseldorfer Stadtgebiet. Hier, wie auch an anderen Stellen entlang der Strecke, hat die Stadt Meerbusch sogenannte Fairness-Zonen eingerichtet. Denn nach der Deichsanierung im Jahr 2013 häuften sich vor allem an Engstellen die Konflikte zwischen Radfahrern, Joggern, Spaziergängern und Hundebesitzern, die sich hier alle einen Verkehrsraum teilen. Auch wenn die weiß markierten Fairness-Zonen keine offizielle Verkehrsregelung sind, so haben sie doch dazu beigetragen, auf dem Rheindeich für mehr gegenseitige Rücksichtnahme zu sorgen und die Situation allgemein zu entspannen.
Ein Kunstwerk von Anatol Herzfeld prägt die Uferlandschaft
Kurz hinter der Düsseldorfer Stadtgrenze, unweit vom Landhaus Mönchenwerth, prägt ein Kunstwerk die Uferlandschaft. Anatol Herzfeld will mit dem rund zweieinhalb Meter hohen, aus Stein gehauenen Kopf an seinen Lehrer, den Künstler Joseph Beuys, erinnern. Dessen berühmt gewordene Aussage „Jeder Mensch ist ein Künstler“ ist in die Seite der Skulptur eingemeißelt. Etwas weiter in Richtung Norden überquert der Rheindeich einen recht unauffälligen Graben, der sich durch die Auenlandschaft schneidet. Hier floss früher der von Neuss kommende Stinkes- oder Stingesbach in den Rhein. Doch dieser führt seit 2017 kein Wasser mehr, das kleine Mündungsdelta ist nur noch ein schlammiges Loch. Grund dafür, dass dieser Graben kein Wasser mehr führt, ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Klimawandel. Durch den sinkenden Grundwasserspiegel ist das Bett trocken gefallen, da der Lauf zusätzlich keine Regenwassereinspeisungen von privaten und öffentlichen Flächen aufnimmt, fehlt es in den trockenen Sommern auch von dieser Seite an Wasser. Ob sich der Stinkesbach wieder erholen wird, wenn es einige feuchtere Jahre geben sollte, bleibt abzuwarten – bis dahin ist nur ein trockener Kanal in der Rheinlandschaft zu sehen.
Etwas weiter durchquert der Deichweg die Ilvericher Altrheinschlinge, ein Naturschutzgebiet mit Resten des ursprünglichen Auenwaldes, der früher für die Rheinufer typisch war. Zu Füßen der Flughafenbrücke dominieren heute Felder die Landschaft, früher jedoch war diese Landschaft so wild, dass die Bewohner der umliegenden Dörfer vermuteten, hier würden magische Wesen leben. Der Name Ilverich leitet sich tatsächlich von „Elfenreich“ ab. Unweit des Deichwegs ruht eine kleine Ruine aus Backstein, halb überwuchert vom umliegenden Wäldchen. Das Gebäude ist Zeuge des großen Hochwassers von 1920, als am Meerbuscher Ufer die Schleusen brachen.
Noch ein Stück weiter erreicht man, etwas abseits vom Deichweg, die Rheinfähre, die Langst-Kierst mit dem gegenüberliegenden Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth verbindet. Hier kann die Tour mit einem Ausflug in das historische Viertel der Landeshauptstadt und einem Besuch der Burgruine der Kaiserpfalz bereichert werden. Derzeit macht die Michaela II allerdings Betriebsferien. Einen weiteren Umweg kann man auf der Rheinroute zum Nierster Myriameterstein machen. Die unauffällige Säule, die am Rande eines Pfades nahe des Rheinufers steht, diente früher Schiffskapitänen zur Orientierung. Im Auftrag der preußischen „Central-Commission für die Rhein-Schifffahrt“ wurden alle 10 000 Meter zwischen Rotterdam und Basel solche Steine aufgestellt, um die Vermessung des Stromes zu erleichtern. Eine Info-Tafel wurde an dieser Stelle vom Heimatkreis Lank errichtet.
Von Nierst aus verläuft der Radweg vorbei an Weiden und Pferdehöfen, schließlich entlang des Naturschutzgebiets Spey bis zur Krefelder Stadtgrenze, wo die Fahrradtour an Meerbuschs Rheinufer am Rande eines Industriegebietes endet.