Bürger gegen Fluglärm Auf breite Unterstützung angewiesen
Meerbusch. · Meerbuscher sollen sich in Unterschriftenlisten eintragen. Auch Bürgermeisterin Mielke-Westerlage ermuntert zum Widerstand.
Der Rat der Stadt Essen hat sich Ende Mai gegen die beantragte Kapazitätserweiterung am Flughafen Düsseldorf ausgesprochen. Dasselbe wollen nun auch die Meerbuscher Ratsfraktionen tun und in der nächsten Ratssitzung (Donnerstag, 18. Juni, Meerbusch-Gymnasium) ihre entschiedene Ablehnung erneut bekräftigen. Die Verwaltung soll demnach in Zusammenarbeit mit den anderen betroffenen Kommunen im Umland des Düsseldorfer Flughafens alle politischen und rechtlichen Maßnahmen zur Verhinderung der Kapazitätserweiterung ergreifen.
Christoph Lange, erster Vorsitzender des Meerbuscher Vereins „Bürger gegen Fluglärm“ (BgF), freut sich über die breite Unterstützung aus der Politik. „Wir begrüßen dieses klare Statement und fordern das NRW-Verkehrsministerium als Genehmigungsbehörde auf, diesen unnötigen sowie umwelt- und klimaschädlichen Antrag endlich abzulehnen.“ Er sagt aber auch: „Was mindestens genauso wichtig ist: Die Meerbuscher Bürger müssen selbst aktiv werden und einfach machen. Im Stillen über den Lärm und die Schadstoffbelastung zu jammern, das hilft nicht – sie müssen ihren Protest auch deutlich und öffentlich zeigen.“
Dabei werden sie von der BgF-Ini-tiative unterstützt. „Wir haben auf unserer Website Unterschriftenlisten vorbereitet, die einfach nur noch ausgedruckt und ausgefüllt werden müssen“, erklärt Lange. „Am besten gleich von allen Familienmitgliedern, außerdem können die Meerbuscher die Listen an Nachbarn und Freunde verteilen oder sie telefonisch auf die Unterschriftenlisten aufmerksam machen – das ist ja auch ohne Kontakt möglich.“
Offenlegung des Gutachtens
fällt just in Coronavirus-Zeit
Denn, dass die Initiative die Listen diesmal nur online zur Verfügung stellt, hat einen Grund: Corona. „Normalerweise generieren wir tausende Unterschriften an Infoständen und bei Versammlungen“, sagt Lange. Vor einigen Jahren waren es rund 10 000 allein in Meerbusch. „Aber solche Dinge wie Infostände sind ja aktuell nicht erlaubt.“ Die Fluglärmgegner ärgern sich deshalb über die Wahl des Zeitpunkts der Offenlage der neuen, umfangreichen Gutachten. Diese liegen seit dem 4. Mai und noch bis zum 12. Juni in den verschiedenen Kommunen aus. „Das Versammlungsverbot schränkt unsere Möglichkeiten als Initiative natürlich enorm ein, eine breite Diskussion ist auch nicht möglich“, sagt Lange. „Wir sind dringend auf mehr Unterschriften angewiesen. Andererseits war uns sofort klar, dass wir unsere Helfer und die Bürger keinem Risiko aussetzen wollen, nur weil Verkehrsminister Wüst das Verfahren völlig unnötig und mit aller Gewalt vorantreiben will.“
Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage unterstützt die Aktion der „Bürger gegen Fluglärm“: „Sollte der Antrag des Flughafens auf Kapazitätserweiterung erfolgreich sein, wird die Lärm- und Schadstoffbelastung durch Flugzeuge für die Meerbuscher nochmals deutlich steigen. Deshalb dürfen wir in unserem Widerstand gegen das Vorhaben des Flughafens nicht nachlassen.“
Die Initiative schlägt
eine Schadstoff-Messung vor
Auch sie kritisiert den Termin der Offenlage; die Stadt hatte noch versucht, dagegen vorzugehen – erfolglos. „Die Auslegung neuer Gutachten nach fünf Jahren ausgerechnet in einer Zeit des Kontaktverbots darf nicht zur Folge haben, dass wir tatenlos zusehen. Ich bitte deshalb alle, sich an den laufenden Unterschriftenaktionen der ,Bürger gegen Fluglärm’ zu beteiligen.“
Sie sei überzeugt davon, „dass wir gerade jetzt wegen der Erfahrungen aus dem weitgehenden Stillstand des Flugbetriebs durch die Corona-Pandemie gute Chancen auf eine Ablehnung haben, wenn eine große Anzahl von Bürgern ihre Ablehnung zu einer weiteren Kapazitätserweiterung zum Ausdruck bringt“.
Christoph Lange genießt es, dass sich am Himmel über Meerbusch derzeit nichts bis wenig abspielt. „Das ist natürlich himmlisch. Die Luft ist klar, es ist ruhig, man kann die Vögel hören“, sagt er. Er mahnt jedoch: „Es wäre ein Irrglaube, zu denken, dass das so bleibt. Deshalb müssen wir alle etwas tun.“ Die BgF-Initiative von Lange hat in der Coronavirus-Flugpause dem Umweltministerium des Landes NRW vorgeschlagen, jetzt die Schadstoffbelastung am Apelter Feld in Büderich zu messen. „Dann hätten wir verlässliche Werte, die wir dann mit denen vergleichen können, wenn die Flugzeuge wieder starten und landen.“ Das Ministerium hat diesen Vorschlag abgelehnt.