Büderich So arbeiten Apotheken in der Krise

Büderich. · Almuth Berghs, Leiterin der Mauritius Apotheke in Büderich, über Hygiene, Vorbeugung, Verunsicherung und persönliche Gespräche.

 Almuth Berghs leitet seit 20 Jahren die Mauritius-Apotheke an der Dorfstraße in Büderich.

Almuth Berghs leitet seit 20 Jahren die Mauritius-Apotheke an der Dorfstraße in Büderich.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

In den Apotheken vor Ort sind die Inhaber und Mitarbeiter mit vielem konfrontiert, was den Umgang in der Corona-Pandemie zu einer Herausforderung macht. Im Augenblick wird beispielsweise ständig spürbar, dass in der Gesellschaft die Meinungen auseinandergehen, ob die Maßnahmen zur Eindämmung angemessen sind oder nicht. „Das ist eine Gratwanderung. Im Wechsel von fünf Minuten sprechen Sie mit jemandem, der alles völlig übertrieben findet, und dann mit jemandem, der extrem ängstlich reagiert“, sagt Almuth Berghs.

Sie leitet seit 20 Jahren die Mauritius-Apotheke an der Dorfstraße mit zwölf pharmazeutischen Mitarbeitern. Seit dem Ausbruch des Virus in Deutschland hat sich ihre Arbeit verändert. Da für Apotheken Hygienefragen immer schon eine zentrale Rolle spielen, haben viele und eben auch die Mauritius-Apotheke die Maßnahmen dazu verschärft, noch bevor dies verpflichtend wurde. Die Plexiglasscheibe an der Verkaufstheke sowie der Schutz durch Visiere und Mundnasenschutz werden bis in die Wintermonate Standard bleiben, ist Berghs überzeugt. In der ersten Phase der Pandemie erlebte die Apothekerin wie viele andere Kollegen auch einen Ansturm. „Es gab sehr viel Verunsicherung“, erinnert sie sich. Beratung und Aufklärung, die Apotheken immer schon leisten, war gefragter denn je. Schutzmasken wollten viele schon damals kaufen. „Wir hatten aber keine Ware“, sagt Berghs. Und auch Medikamente wie etwa Paracetamol waren nicht lieferbar. Oft habe sie abends zu Hause bis 22 oder 23 Uhr am Computer gesessen, um nachzuschauen, welcher Großhändler noch verfügbare Kontingente hat.

Weil der Andrang und das Bedürfnis nach Information so groß waren, richtete Berghs eine Mittagspause ein, damit sie und die Mitarbeiter Zeit und Ruhe finden konnten, um Rezepte zu bearbeiten, Absprachen im Schichtdienst zu treffen und zu desinfizieren.

Als es dann wieder Masken und Desinfektionsmittel gab, wollte die Apotheke nicht dasselbe Problem wie beim Toilettenpapier erleben: dass einige Vorräte horten und andere nichts haben. Jeder Kunde durfte deshalb nur ein Fläschchen mit 100 Milliliter mitnehmen und jeweils zwei Masken. „Wir haben Schilder dazu aufgehängt und viel aufgeklärt. Trotzdem war die Kontingentierung am Anfang für viele Kunden schwer nachzuvollziehen. Das war eine anstrengende Zeit, auch weil man mit starken Ängsten konfrontiert ist“, sagt Berghs.

Als Apothekerin sei sie zwar auch Kauffrau, aber sie fühle sich auch verantwortlich für eine gute Versorgung von möglichst vielen Menschen. Ein Unterschied, der ihr wichtig ist, gerade wenn es um die Konkurrenz zu den Online-Apotheken geht. „Das ist ein ganz anderer Ansatz“, sagt sie.

Nicht nur die persönliche Beratung sei ein sehr wichtiger Unterschied. Für ältere Menschen, die alleine leben und nicht online kaufen, sind die Mitarbeiter ein Gesprächspartner. „Das ist eben auch ein sozialer Beruf“, sagt Berghs. „In dieser Zeit hat sich gezeigt, wie wichtig wir Apotheken vor Ort sind.“ Und sie hofft stark darauf, dass die Politik dies in Erinnerung behalte.

Nicht zuletzt hat sich die Mauritius-Apotheke darauf eingestellt, eine kontaktlose Lieferung möglichst schnell zu ermöglichen - per App, per Telefon oder per Mail. Die Auslieferung übernimmt nun ein junger Mann. Zwei Rentner, die vorher im Einsatz waren, hatten sich zurückgezogen, weil sie zur Risikogruppe zählen. Der Bote liefert mit Maske, Handschuhen und Desinfektionsmittel kontaktlos Medikamente aus. Die Zahlung ist bargeldlos. Bei Bestellungen bis 13 Uhr sei die Lieferung innerhalb von vier Stunden möglich. „Viel schneller als bei den Online-Apotheken“, sagt Berghs.

Erfreulich findet sie, dass die Apotheken mehr Flexibilität erhalten haben. Vorher waren sie bei der Abgabe von Medikamenten eingeschränkt auf die Vertragspartner der Krankenkassen und bestimmte Packungsgrößen. Damit Kunden nicht mehrmals kommen müssen, dürfen die Apotheken nun von dieser Vorgabe, falls nötig, abweichen.

Mit Blick auf den Herbst und Winter und eine mögliche zweite Infektionswelle wünscht sich Berghs, dass die Akzeptanz für die Grippe-Impfung sowie die Pneumokokken-Impfung für Menschen über 65 Jahren steigt. „Das erhöht den Schutz.“

„Wir hoffen, dass es bald einen Impfstoff gibt und wir möglichst bald in eine gewisse Normalität zurückkehren können“, sagt die Apothekerin, „damit sich die Kunden trauen, alle Meerbuscher Einzelhändler wieder aufzusuchen und zu unterstützen“.