Gemeinde startet Online-Petition für Pater

Pfarrvikar Adalbert Dabrowski soll zum 1. Juni turnusgemäß versetzt werden. Die Büdericher versuchen, das zu verhindern.

Für viele Mitglieder der Pfarreien St. Mauritius und Heilig Geist ist die Sache klar: Sie wollen sich aktiv einsetzen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln — dafür, dass Pfarrvikar Adalbert Dabrowski nicht, wie vom Erzbistum Köln vor gut einer Woche bekanntgeben, Büderich Mitte des Jahres in bislang noch unbekannte Richtung verlässt. Innerhalb von 48 Stunden haben mehr als 600 Menschen eine Online-Petition mit dem Titel „Pater Adalbert muss bleiben“ unterschrieben — als Ausdruck „großer Bestürzung“ und „völligen Unverständnisses“ über beziehungsweise für die getroffene Personalentscheidung.

Foto: Ulli Dackweiler

Michael Berning, Pfarrer

Fakt ist: Zum 1. Juni soll die Pfarrgemeinde St. Mauritius und Heilig Geist einen neuen Pfarrvikar bekommen. „Adalbert Dabrowski ist seit 14 Jahren in Büderich, und es ist üblich, dass die Seelsorger nach einer solchen Zeit versetzt werden. Als Priester gehen sie dahin, wo der Erzbischof sie hinschickt“, sagt Pfarrer Michael Berning. „Dass der Abschied schon in diesem Jahr ansteht, war allerdings auch für uns eine Überraschung.“ Bislang, sagt der Pfarrer, habe es geheißen, Pater Adalbert werde Büderich 2018 verlassen und die Gemeinde danach keinen neuen Pfarrvikar mehr bekommen. „Adalbert Dabrowski wird schmerzlich vermisst werden, das ist klar, denn er hat durch seine offene und immer fröhliche Art seines Dienstes die Herzen aller Büdericher erobert.“ Als Pfarrer, betont Berning, müsse er aber auch auf die gesamte Gemeinde schauen. „Ohne neuen Pfarrvikar müssten mit Sicherheit Angebote wegfallen, mit Pater Robert Jauch, der im Sommer auf Adalbert Dabrowski folgt, haben wir die Möglichkeit die Dinge, die Pater Adalbert angestoßen hat, in seinem Sinne weiterzuführen.“

Pater Robert Jauch ist 62 Jahre alt und war zuletzt als Pfarrvikar in Düsseldorf-Gerresheim tätig. „Er bringt eine gute und breite Erfahrung als Seelsorger mit nach Büderich“, verspricht Pfarrer Michael Berning. „So trat er nach dem Studium in den Franziskanerorden ein und wurde 1988 in Saarbrücken zum Priester geweiht. Pater Robert war unter anderem Archivar seiner Ordensprovinz in Mönchengladbach, Guardian in Euskirchen, Leitender Pfarrer in Neviges, Militärpfarrer in Münster und lebte und arbeitete fünf Jahre in Jerusalem.“

Die Gemeindemitglieder, die sich für den Verbleib von Adalbert Dabrowski einsetzen, kann das kaum trösten. Denn Pater Adalbert, sagen sie, sei nun einmal ein Paradebeispiel für das, was Kirche heute sein wolle und sein solle: beliebt und weltoffen. .„Während seiner 14-jährigen menschengewinnenden Seelsorgearbeit baute er generationsübergreifend, schwerpunktmäßig in der Jugendarbeit, ein sehr gut funktionierendes Gemeindeleben auf — und das in Zeiten drastisch sinkender Mitgliederzahlen!“, heißt es deshalb auch im Petitionstext auf der Seite change.org. Und weiter: „In der heutigen sehr stark medial geprägten Zeit hat er mit seiner authentischen, begeisternden Persönlichkeit der Jugend einen Zugang zum christlichen Glauben gezeigt. Dies ist zwingend unerlässlich für den zukünftigen Gemeindeerhalt“. Rechtsanwalt Dr. Ferdinand Hermanns will sogar noch einen Schritt weiter gehen und eine Zeit lang auf Spenden an die Kirche verzichten. Er hat einen Brief an Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki geschrieben.

Das Schreiben soll, zusammen mit den Unterschriftenlisten, die auch als Papierversion in der Gemeinde ausliegen, demnächst nach Köln gehen. „Pater Adalbert soll bis zu seiner Pensionierung in der Gemeinde bleiben dürfen“, fordert Hermanns. „Denn wenn die Menschen unseres Ortes Sorgen oder Probleme haben, egal welcher Art, gehen sie zu ihm. Seine Tür ist 24 Stunden an 365 Tagen immer für alle geöffnet.“ So betreue er zum Beispiel seit einem Jahr täglich zwölf Flüchtlinge in seiner Wohnung. Viele Jugendliche besuchten ihn, um Probleme mit ihm zu besprechen oder einfach nur zu reden und zu lachen. Er gehe zu vielen alleinstehenden, alten Menschen, begleite sie zu Ärzten, kaufe für sie ein, besorge ihnen Pflegekräfte. Seine Messen mit Trompeten- und Gitarrenspiel seien voller Leben. Jede Frühschicht in der Advents- und Fastenzeit um 6.30 Uhr werde von circa 100 Personen besucht. „Kurz: Mit dem Weggang von Pater Adalbert verlieren wir die Seele und das Herz unserer Gemeinde“, sagt Hermanns. „Und dagegen wehren wir uns.“