Initiative will jungen Bewerbern helfen
Mit „Jugend braucht Zukunft“ sollen Jugendliche ihren Traumjob finden.
Ohne eine fundierte Ausbildung läuft heutzutage gar nichts. Doch oft wissen viele Jugendliche nicht, welcher Beruf für sie optimal ist. Das zeigt auch die hohe Zahl von jungen Leuten, die Studium oder Lehre abbrechen. „Viele kennen ihre Stärken und Neigungen nicht“, sagt der Meerbuscher Peter Schulze. Das will die Initiative „Jugend braucht Zukunft“ ändern. Schulze ist Vorsitzender des ehrenamtlich arbeitenden Zusammenschlusses. Ziel: Jugendlichen individuell zu helfen, die richtige Berufswahl zu treffen.
Peter Schulze, Initiative „Jugend bracht Zukunft“
Schulabgänger lediglich darüber zu informieren, welche Berufe es gibt — sie also quasi zu „beschallen“ — das reicht aus Sicht von Schulze nicht aus. „Zunächst müssen junge Leute aus ihrer Orientierungslosigkeit herauskommen und ihre eigene Mitte finden“, betont er. Konkret heißt das: Sie sollen sich zurücklehnen und in aller Ruhe herausfinden, was sie wirklich wollen. Dazu ermitteln Interessierte in eintägigen Seminaren, die die Initiative deutschlandweit an Volkshochschulen (VHS) veranstaltet, wer sie sind, wo sie stehen und wo sie hinwollen.
Das von Wissenschaftlern der Universität Ilmenau in Thüringen entwickelte Verfahren sieht so aus: Die Seminarteilnehmer machen sich bei einer streng vertraulichen Selbstanalyse unter Anleitung eines Trainers schriftlich Gedanken zu vorgegebenen Themenfeldern. „Wichtig ist, dass sich die Jugendlichen hierbei nicht verstellen, sondern authentisch bleiben.“ So halten sie etwa fest, welche Beobachtungen sie in der Familie gemacht haben, welche im Freundeskreis und was sie konkret von Freunden und Angehörigen erwarten oder welche Probleme sie haben.
„Aus dem Aufgeschriebenen leiten sie dann selbst ihre Talente ab“, erläutert Schulze. Danach erfolgt ein in der Praxis erprobter Neigungstest. Hierüber werden berufliche Interessen ermittelt und passende Berufsfelder bestimmt. Gemeinsam mit dem Trainer nutzt jeder Seminarteilnehmer das Internet, um über das Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur weitere Infos zu den in die engere Wahl genommenen Berufen zu erhalten. In Meerbusch haben seit 2007 rund 2000 Jugendliche Seminare der Initiative an der VHS besucht, deutschlandweit waren es knapp 19 000. „Jeder Teilnehmer erhält am Ende eine Teilnahmebescheinigung“, sagt die Meerbuscher VHS-Leiterin Ingrid Terrana-Kalte. Essen und Getränke sind bei den Seminaren, die knapp 59 Euro kosten, inklusive.
Teilnehmen an den Seminaren können nicht nur Jugendliche, sondern auch Ältere, die bereits eine Ausbildung haben, sich aber beruflich neu orientieren möchten. Die Nachfrage nach den Seminaren ist groß, die Ende Februar an der VHS Meerbusch angebotenen Termine sind bereits ausgebucht. „Bei Seminaren im April gibt es aber noch freie Plätze“, versichert Terrana-Kalte.
Der überwiegende Teil der Teilnehmer zeigt sich laut Schulze zufrieden: „Über 80 Prozent haben in der Vergangenheit unmittelbar nach dem Seminar angegeben, dass ihre Erwartungen erfüllt wurden.“ Eine Nachhaltigkeitsuntersuchung nach rund sechs bis acht Monaten ergab, dass 90 Prozent aller Teilnehmer sich mit dem Seminar zufrieden zeigten. Mit dem Seminar ist aber die berufliche Begleitung von jungen Leuten nicht unbedingt vorbei. Wer möchte, bekommt einen ebenfalls ehrenamtlich arbeitenden Paten zur Seite gestellt. Er oder sie hilft dem Jugendlichen bei der Umsetzung seiner beruflichen Ziele. Schulze berichtet etwa von einer jungen Frau, die Kinderschwester werden wollte, aber den für den Beruf vorgeschriebenen Hauptschulabschluss nicht hatte. Mithilfe eines Paten kam sie in einem von deutschlandweit zwei Krankenhäusern unter, an dem sie parallel zu ihrer Ausbildung ihren Hauptschulabschluss machen konnte. So kam die junge Frau letztendlich doch noch zu ihrem Traumberuf und arbeitet heute als Kinderschwester.
Schulze ist überzeugt: „Wer seinen Beruf aus innerer Zustimmung, gar Begeisterung heraus wählt, wird dadurch oft glücklicher, ist leichter zu vermitteln und viel weniger von Arbeitslosigkeit bedroht als andere.“