Interview mit Just Gérard: „Meerbusch hat sich gefunden“

Just Gérard, seit 100 Tagen Technischer Dezernent, sieht sich als Teamplayer.

Meerbusch. Just Gérard ist seit Dezember 2008 Technischer Dezernent in Meerbusch. Gut 100 Tage im Amt-Zeit für ein erstes Fazit des 50-jährigen Stadtplaners und Architekten.

WZ: Herr Gérard, wie fühlen Sie sich nach drei Monaten in Lank?

Gérard: Sehr wohl. Ich fühle mich sehr gut angenommen und von den Leuten empfangen. Die Bereitschaft, mich zu informieren und zu integrieren ist hoch. Man kann ja merken, ob die Leute freiwillig zu einem kommen oder ob man sie wie mit einem Elektromagneten anziehen muss.

WZ: Sie haben erklärt, Bindeglied zwischen Fachverwaltung, Bürgermeister und Politik sein zu wollen. Funktioniert das?

Gérard: Ja. Ich habe regelmäßig Kontakt zu allen, der Informationsfluss und die Kommunikation funktionieren. Ich bin völlig wuselig, der Austausch funktioniert sowohl sachlich als auch politisch.

WZ: In den öffentlichen Sitzungen treten Sie eher zurückhaltend auf. Ist das Prinzip?

Gérard: Ich überlasse es gerne dem Architekten oder Entwerfer, seine Projekte darzustellen. Es ist eine ganz sachliche Entscheidung: Er ist logischerweise in dem jeweiligen Projekt fachlich mit allen Details vertraut. Es ist nicht so, dass wenn ich da bin, alle anderen still sein müssen.

WZ: Wann schalten Sie sich ein?

Gérard: Wenn es um politische oder gesamtstädtische Aspekte geht. Ich empfinde keine Hierarchie, wenn ich mit Fachkollegen öffentlich auftrete. Ich sehe mich als Teamplayer.

WZ: Wie empfinden Sie die Atmosphäre in Meerbusch?

Gérard: In Bezug auf die Arbeit als konstruktiv und kollegial, auch wenn unterschiedliche Positionen der Fraktionen deutlich werden. Ich finde, dass in Meerbusch zielorientiert gearbeitet wird. Bezogen auf die Stadt glaube ich, dass die Dezentralität es erschwert, Meerbusch als eine Stadt zu empfinden. Was ich sehr schön und entspannend finde, sind die großen Grüngürtel zwischen den Ortsteilen. Das ist eine Qualität. Die Stadt im Grünen - der Slogan trifft.

WZ: Welche konkreten Planungs-Projekte haben für Sie Priorität?

Gérard: 1. Das langwierige Verfahren der Anbindung des Strümper Buschs an die A57 durch die K9n müssen wir intensiv weiter verfolgen. 2. Für die Bahnübergänge an Haus Meer und am Bahnhof in Osterath muss es eine Lösung geben. 3. Haus Meer ist mir ein Anliegen. Ich bin gerne bereit, mich für genehmigungsfähige Konzepte einzusetzen und habe auch kein Problem damit, die Stiftung zu unterstützen. 4. Die Feuerwehr in Langst-Kierst braucht ein neues Gerätehaus, das kostenbewusst geplant und effektiv ist sowie einen möglichst hohen Nutzwert für die Bevölkerung hat. 5. Der Wertstoffhof und der Baubetriebshof im Strümper Busch müssen als funktionsfähiger und sinnvoller Komplex realisiert werden.

WZ: Gibt es neue Entwicklungen?

Gérard: Wichtig und richtig ist die Entwicklung eines interkommunalen Gewerbegebiets, wie es zurzeit zwischen Krefeld, Willich und Meerbusch für die Badewelt diskutiert wird. Spaßbäder sind attraktiv. Politik und Stadtplanung müssen auch bedenken, Bedürfnisse an die Freizeitgestaltung zu erfüllen. Das ist mehr als nur Fahrradfahren und Sport. Jugendliche brauchen ritualisierte Treffpunkte wie Diskotheken oder auch Imbissketten-auch wenn ich weiß, dass letztere in Meerbusch kritisch gesehen werden.

WZ: Steht noch mehr auf Ihrer Prioritätenliste?

Gérard: Die Bebauung des Gebiets an der Lötterfelder Straße in Büderich. Da darf keine monochrome Reihenhaussiedlung entstehen. Es muss eine gute Durchmischung und gestalterische Differenzierung geben.

WZ: Also richtig schön bunt?

Gérard: Nein! Keine Schlumpfsiedlung! Es braucht eine gestalterische Handschrift.

WZ: Wo muss Meerbusch sich stärker oder anders bewegen?

Gérard (nach längerem Nachdenken): Im Bereich des Angebots für junge Leute, da gibt es einen gewissen Nachholbedarf, also für die 15- bis 30-Jährigen. Anderes sehe ich zurzeit nicht. Wenn das Einzelhandelskonzept vorliegt, müssen wir schauen, ob und wo die Einzelhandelsversorgung punktuell noch optimiert werden kann.

WZ: Also kann Meerbusch mit sich ganz zufrieden sein?

Gérard: Meerbusch hat sich gefunden. Dezentrales Leben im Grünen mit Rückgriffsmöglichkeiten auf Großstädte ist das Programm und das wird gelebt.