Kunstfertiges Erleben mit Geben und Nehmen
Stadt organisiert Bilderschau mit Arbeiten, die in der neunten Sommerakademie 2011 entstanden sind.
Lank. Wenn die Volkshochschulen in anderen Städten in der Ferienzeit geschlossen sind, öffnen das VHS-Haus und der Alte Güterbahnhof in Osterath die Türen zur Sommerakademie.
Zum neunten Mal fanden im Juli und August vergangenen Jahres Kurse zu experimentellem Zeichnen, bildnerischem Gestalten, Ölmalerei oder Bildhauerei statt. Dass die 62 Teilnehmer dabei weit mehr als Laien mit viel Langeweile waren, davon konnte man sich am Wochenende im Rahmen der Retrospektive in der Teloy-Mühle ein Bild machen.
Es seien kreative Köpfe jeden Alters und unabhängig von Vorbildung, die Lust verspürten, den Wechsel von Perspektiven, die Umsetzung und Erweiterung von Sinneseindrücken und die Schulung des individuellen Ausdrucks zu erlernen, beschrieb Kulturdezernentin Angelika Mielke-Westerlage bei der Vernissage am Freitagabend die Motivation der Kursteilnehmer.
Mit Pinsel, Stift, Hammer und Meißel setzten sie ihre Ideen um. „Der große Reiz der Sommerakademie ist aber das gemeinsame Erleben von Kunst, die besondere Atmosphäre des Gebens und Nehmens und die Erkenntnis, dass die Eindrücke, die man auf dem Weg zum Ziel sammelt, genauso bedeutend sind wie das Ergebnis selbst“, so Mielke.
Dass die Sommerakademie-Absolventen den Vergleich mit professionellen Künstlern nicht scheuen müssen, wie die Dezernentin betonte, dafür gab die Ausstellung Beispiele genug. Der blutrote Torso von Karin Bayartz fällt ebenso ins Auge wie ihr Porträt einer rauchenden Frau.
Mysteriös und verstörend wirken die düsteren Treppen von Gabriele Mühlenhoff, die ins Nirgendwo zu führen scheinen. Die Bewegung perfekt eingefangen hat Anke Hinrichs bei einer Gruppe afrikanischer Tänzerinnen. Und dass auch der Humor in der Sommerakademie nicht zu kurz kommt, dafür sorgt Elke Jack-Schmidt.
Sie hat bei einer Gruppe von Frauen, die nach dem Vorbild von Arbeitern, die auf einer Wolkenkratzerbaustelle in extremer Höhe Pause machen, die Kleidung weggelassen, den Damen aber Sonnenschirme zum Schutz überlassen.
Besonders stolz ist Dozent Helmut Krüger auf Waltraud Kaul, deren maritime Aquarelle es in sein Kunstbuch geschafft haben, das er seinen Zöglingen gewidmet und mit Aphorismen aufgewertet hat. Titel: „Zeichnen heißt in allen Sprachen schreiben“.