Kunstkurse an der VHS: Die Grundlagen müssen sitzen
In der Sommerakademie können Anfänger wie Fortgeschrittene in den Ferien ihre kreative Ader ausleben.
Meerbusch. Es gibt Kunstinteressierte, die opfern ihren Urlaub, um an der Sommerakademie teilnehmen zu können.
Darunter sind Wiederholungstäter ebenso wie Neulinge. Sie schätzen die offene Atmosphäre in den zu Ateliers umfunktionierten Räumen im Volkshochschulhaus oder im Alten Güterbahnhof in Osterath genauso wie die kompetente Art der Dozenten, ihnen das Handwerk des Künstlers geduldig zu vermitteln.
„Er ist der Beste“, sagt Juliane Grabowski. Die 82-Jährige meint damit ihren Lehrer Viorel Chirea, der bei einem derartigen Lob seiner Schülerin etwas verlegen zu Boden schaut. „Ich war in Trier, ich war in Berlin, ich war schon überall.
Aber hier habe ich am meisten gelernt“, sagt die Seniorin der diesjährigen Sommerakademie, die jeden Tag von Aachen nach Meerbusch fährt. „Es ist doch besser, sich auf diese Art kreativ auszuleben, als jeden Tag zum Kaffeekränzchen zu gehen“, sagt Juliane Grabowski bestimmt.
„Ich versuche nur, das Niveau der Teilnehmer so weit wie eben möglich anzuheben“, sagt Viorel Chirea, der an der Sommerakademie Öl- und Acrylmalerei unterrichtet. „Sie sollen ihre persönliche Richtung, ihren Stil nicht verlassen, sondern nur die Technik verinnerlichen und ihren Kenntnisstand erweitern“, erklärt der Pädagoge.
Das sei ihm mit dem ersten einwöchigen Kurs, der am Freitag endete, wieder ganz gut gelungen. „Die Ergebnisse können sich sehen lassen“, sagt er.
Bunt gemischt sind auch die Teilnehmer des Kurses von Helmut Krüger — von der 15-jährigen Realschülerin bis zu Lucia Gold, die der Sommerakademie seit zehn Jahren die Treue hält. „Sie hat eine wunderbar lockere Art, zu aquarellieren“, preist Krüger das Talent seiner Schülerin.
Nicht umsonst würden ihre venezianischen Masken das Titelbild des diesjährigen Programmflyers schmücken. „Das macht einen schon ein bisschen stolz“, räumt Lucia Gold lächelnd ein.
Im Grundstudium Bildnerisches Gestalten lernen die Schüler das Zeichnen und Malen von der Pike auf: Bildaufbau, Komposition, Proportion, Kontrast, Perspektive, Ästhetik und Farblehre — da müssen die Teilnehmer am ersten Tag auch schon mal Geduld beweisen und Kreise, Quadrate sowie Dreiecke vernünftig zu Papier bringen, ehe sie sich auf Kreativeres stürzen dürfen.
Insbesondere Grundlagen der Perspektive müssen sitzen. „Dafür gibt es auch einfache Regeln, die man wie Vokabeln pauken kann“, so Krüger. Etwa: Die Hälfte zwischen Nasenunterkante und Kinn ist die Unterkante der Unterlippe.
Derartige Ratschläge benötigt Jasmin Stosik nur noch bedingt. Die Schülerin des Meerbusch-Gymnasiums kam auf Empfehlung ihres Direktors zur Sommerakademie, um ihre vorhandenen Fertigkeiten zu perfektionieren. „Die Art und Weise, wie sie Stift und Pinsel führt, das hat etwas Fotorealistisches“, schwärmt Helmut Krüger fast andächtig.