Lösung am Runden Tisch
Ehrenamtler vermitteln, damit Streitende Frieden schließen.
Meerbusch. Schiedspersonen richten nicht, sondern suchen mit den Kontrahenten nach einer Lösung. Zum Gespräch einladen, Streithähne an einen Tisch zu bringen — das ist das tägliche Brot der etwa 2000 Schiedsmänner und -frauen deutschlandweit. Lediglich in Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Bremen existiert eine solche Schlichtungsstelle nicht.
Wie die außergerichtliche Instanz entstanden ist, darüber informiert jetzt eine kleine Ausstellung in der Sparkasse in Büderich. Auf Plakaten wird in großen Schritten die Historie von der Idee 1802 über die erste Schiedsmännerverordnung in Preußen 1827 bis heute erzählt.
Aufwändig waren Gerichtsverfahren und teuer, wohingegen das Schiedswesen schon zu Beginn als Ehrenamt ausgelegt sowie außergerichtlich und ortsnah angesiedelt wurde. Die politische Situation bestimmte die Rahmenbedingungen: Mal durften nur zivilrechtliche, mal auch strafrechtliche Vorfälle wie Beleidigungen oder Körperverletzungen behandelt werden.
Schon 1926 wurden Schiedsfrauen zugelassen, ein Rollenverständnis, das zwischen 1933 und 1945 ebenso zurückgenommen wurde wie das Engagement jüdischer Schiedspersonen. Friedensrichter fungierten in der DDR seit Mitte der 60er Jahre als „gesellschaftliche Gerichte“.
Besucher treffen in der Sparkassenhalle an der Dorfstraße bis zum Ende der Ausstellung an jedem Werktag, auch samstags, zwischen 10 und 12 Uhr eine Schiedsperson. Gestern informierten Birte Wienands und Eckhard Werner die Besucher über ihre Aufgabe.
Sie kümmern sich wie ihre Kollegen auch um Menschen, die so verfeindet sind, dass sie jeden direkten Kontakt meiden. „Wir bringen sie an einen Tisch, damit sie miteinander reden. Wir geben keinem Recht, sondern suchen mit ihnen nach einer einvernehmlichen Lösung“, erläutert Werner.
Lärm, falsch stehende Gartenzäune oder überhängende Äste sind klassische Auslöser für nachbarschaftliche Streitigkeiten. Deren Eskalation hat oft tiefer liegende Gründe, erläutert Fachbereichsleiter Heiko Bechert, dessen Ordnungsbereich auf städtischer Seite für das Schiedswesen zuständig ist — für die Ausstellung in Person von Michael Marschall.
Immer wieder verweise sein Amt Beschwerdeführer an eine Schiedsperson. Die sorge für die Einhaltung der Regeln, die auch einen gerichtsfest fixierten Regelverstoß nicht ausschließe: „Hauptsache, beide Parteien sind einverstanden“, so Wienands und Werner.