Meerbusch: Aus dem Keller auf den Tödelmarkt

Händler und Kunden genießen den Spaziergang zwischen Ständen in Osterath.

Osterath. Es ist Ostersonntag und über Meerbusch liegt am frühen Morgen noch ein nebliger Schleier. Die einen machen sich auf den Weg in die Kirche, die anderen fahren auf den Trödelmarkt.

Auf dem Parkplatz eines großen Baumarktes in Osterath findet alle vier Wochen ein kleiner, aber feiner Trödel statt - auch am Ostersonntag.

Etwa 40 Stände sind aufgebaut und auf je drei Metern liebevoll mit Nippes, Kitsch und Klimbim bestückt. Willi Germes aus Krefeld hat um 7 Uhr seinen Stand aufgebaut. Akkurat sind Vasen, Porzellan und die kuriosen Sammlerstücke aufgereiht - so auch eine kleine Schale mit Zwergen aus dem Überraschungs-Ei.

Gerade hat Germes eine Hand voll Zwerge für fünf Euro verkauft und zeigt sich zufrieden: "Die Standmiete habe ich zwar noch nicht wieder drin, aber darum geht es mir auch nicht. Ich bin Hobbytrödler, mache das ein Mal im Monat. Ich verkaufe Dinge aus dem eigenen Haushalt. Geschenke sind auch darunter."

Warum auch an Ostern leidenschaftlich getrödelt wird, verrät Sandra Verhey aus Ratingen. Sie ist zum ersten Mal in Osterath, hat aber viel Trödelerfahrung: "Ich fahre immer dann zum Markt, wenn der Keller überläuft. Ostern ist ein guter Verlaufstag, denn wenn das Wetter gut ist, kommen die Leute gerne. Sie haben ja Zeit."

Auch Familie Haenni hat vor dem Feiertag gemeinsam den Keller entrümpelt. Unter den Standbesitzern sind sie vielleicht die einzigen Meerbuscher. "Wir waren schon einige Male auf Trödelmärkten - bisher aber nur in Willich", erzählt der 18-jährige Kevin.

"Wir sind aber nicht um 7 Uhr auf dem Platz gewesen," fügt Mutter Marion hinzu, "das Ganze soll ja auch Spaß machen." Spät haben sie ihre Schätze ausgebreitet, doch die Kunden hat’s gefreut: "Unsere besten Stücke sind bereits verkauft. Die greifen die Leute uns schon beim Aufbau unter den Fingern weg."

In dem Moment kommt eine patente ältere Dame daher und fordert forsch zehn Euro Reinigungskaution von den Haennis. "Wenn ihr nicht aufräumt, geh ich später davon Eis essen", witzelt sie.

Wilma Schütz aus Hamminkeln zieht behäbig und manchmal schimpfend von Stand zu Stand. Sie hat im Auftrag des Veranstalters die Marktleitung übernommen und ist überzeugt davon: "Trödelmarkt macht süchtig!"

Während sie sich hinter ihrem Wagen mit Miedern, Dessous und einfacher Wäsche niederlässt, berichtet sie von ihren Osterather Erfahrungen.

"Man kennt sich. Und hier in Osterath sitzt ein echtes Kuriosum. Das ist unsere Tante Herta. Sie kommt aus Fischeln und ist 84Jahre alt. Jedes Mal ist sie hier.

"Ob jetzt Ostern ist, interessiert Trödler glaub’ ich wenig. Das sind Singles und Leute, die das Geschäft aus Leidenschaft betreiben. Und einige wären am Feiertag sonst nur allein."