Dackel in Büderich: Zuchtweibchen sind Mangelware

40 Dackel stellen sich im Büdericher Bürgersaal dem gestrengen Urteil des Richters.

Büderich. Odin ist eine Naturschönheit. Sein struppiges Fell sträubt sich jeder Bürste und auch den Augenbrauen wurde kein Haar gekrümmt. Einzig ein schmuckes Band ziert seinen kurzen Hals. So manchem Weibchen bellt er freudig hinterher, nicht ohne mit seinem wohlgeformten Schwanz keck von rechts nach links zu wedeln.

Ist Gefahr in Verzug, wird aus seinem Kläffen ein Sing-Sang. Einige würden es Johlen nennen. In den Ohren seines Herrchens Gerd Muck aus Lank klingt es allerdings wie Gesang: "Schon morgens bellt Odin und singt sein Lied. Und wenn ich zu lange im Bad bin, drängelt er. Odin ist wie ein Kind. Man kann sich 24Stunden mit ihm beschäftigen."

Brigitte Ball, Schriftführerin der Gruppe Meerbusch2 im Deutschen Teckelklub (DTK) 1888 bestätigt: "Der Dackel ist ein Hund mit Charakter. Der macht eben, was er will." Rund 40 Vertreter der Spezies finden sich am Sonntagvormittag bei der Frühjahrszuchtschau ein, die die Gruppe Meerbusch2 veranstaltet. I

m Bürgersaal des Gasthofes Burchartz in Büderich tummeln sich Dackel - in der Jägersprache auch Teckel genannt - aller Art. Kurz-, Rau- und Langhaardackel sind an der Leine von Frauchen oder Herrchen unterwegs. Einige schlafen dagegen im warmen Hundekörbchen, andere wiederum scheinen sich in Gruppen zusammenzutun und einen sonntäglichen Kaffeeklatsch zu halten.

Volle Aufmerksamkeit herrscht allerdings, wenn Richter Hermann-Josef Leisten aus Düren eine Nummer ins Mikrofon ruft. Denn dann geht es auf den Laufsteg und zur richterlichen Bewertung: "Hervorragendes Rauhaar, fehlerfreie Rückenlinie, die Unterlinie stimmt und auch die Augen sind richtig angesetzt." Richter Leisten, selbst Züchter, schaut bei der Bewertung genau hin und ist bei einigen Dackeln richtig angetan.

Wie etwa vom Kaninchenteckel Orissa, einer besonders kleinen Dackelart. Orissa kann erst auf sechseinhalb Lebensmonate zurückblicken, stolziert an der Leine von Frauchen Petra Kniesche aus Sankt Tönis jedoch lang gestreckt und mit erhobenem Köpfchen wie ein Profi über den Laufsteg.

Ihre Premiere feierte sie bereits bei einer Zuchtschau in Brühl. Die kleine Dame fällt auf, denn ihr schokofarbenes Fell und ein Brustumfang von nur 28Zentimetern sind in Dackelkreisen etwas Besonderes. Kein Wunder also, dass Frauchen einiges mit ihr vorhat: "Noch sind nicht alle Zähne da. Doch wenn die in Ordnung sind, wird gezüchtet."

Mit einem vollständigen Gebiss kann wohl auch die jüngste Dackeldame bei der diesjährigen Frühjahrszuchtschau noch nicht aufwarten: Walli von der Rottlinden. Der drei Monate alte Welpe schaut sich das Treiben zunächst nur vom Arm seines Herrchens aus an.

Doch schon der anmutende Name sagt, Walli ist ganz speziell: Ihr rotfarbenes Fell ist sehr selten und auch die Tatsache, dass sie ein Weibchen ist, kommt ihr entgegen. Während ihre Brüder aus dem Wurf bereits verkauft wurden, bleibt sie beim Züchter. Denn Dackelweibchen sind momentan rar.

Der fünfjährige Odin trottet mittlerweile gelassen an den jungen Dingern vorbei. Ob auch er ein Zuchtdackel wird, ist nicht ganz klar. Der fünf Jahre alte Vierbeiner hat andere Aufgaben, die es jedes Jahr zu erfüllen gilt: Er ist ein Karnevalshund. In diesem Jahr ging er als Löwe. In seinem Kostüm machte er eine so gute Figur, dass sein Herrchen nicht umhin konnte, ihn für ein Fotoshooting mit zum Fotografen zu nehmen.