Polizeistatistik im Rhein-Kreis Neuss: Weniger Straftaten, mehr Gewaltverbrechen

Kriminalitätsfälle je 100 000 Einwohner: Die Polizei meldte die niedrigste Zahl seit sieben Jahren.

Rhein-Kreis Neuss. Hinweise eines Zuschauers der Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst", die im Januar über einen Sparkassenüberfall an der Krefelder Straße berichtete, trugen nur einen Tag später zur Auflösung des Falls bei.

Ein 46 Jahre alter Mönchengladbacher ließ sich widerstandslos festnehmen. Ein schöner Erfolg für die Fahnder. Der Fall ist abgeschlossen und in der Kriminalitätsstatistik 2008 registriert, die Polizeichef Dieter Patt gestern vorstellte.

Der Kreis ist ein Stück sicherer geworden. Die Polizei verzeichnete 29 048 Straftaten, 1692 Delikte (5,5 Prozent) weniger als im Vorjahr. So niedrig waren die Zahlen seit 2002 nicht mehr. 14 225 geklärter Fälle bedeuten eine Aufklärungsquote von 49 Prozent. 10 853 Tatverdächtige wurden ermittelt.

Als "Kennziffer" für die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, dient die so genannte Kriminalitätshäufigkeitszahl. So wurden im vergangenen Jahr im Rhein-Kreis Neuss 6535 Straftaten pro 100 000 Einwohner registriert.

"Das ist die niedrigste Zahl der letzten sieben Jahre", berichtet Kriminaldirektor Hans-Werner Winkelmann. Insgesamt spiegeln sich alle Trends der landesweiten Kriminalitätsstatistik im Rhein-Kreis Neuss auf deutlich niedrigerem Niveau wider.

Gewaltkriminalität: Deren Zahl kletterte um 24 Fälle auf 937. Die Aufklärungsquote ist mit 77,5 Prozent zwar sehr hoch, im Vergleich zum Vorjahr ist sie aber leicht zurückgegangen. Bei den schweren und gefährlichen Körperverletzungen, so Winkelmann, stieg die Anzahl der brutalen Taten um 36 Fälle auf 680.

Gerade die Gewaltbereitschaft von Jugendlichen und Heranwachsenden macht Polizeidirektor Detlef Gernandt weiterhin Sorgen. Trotz rückläufiger Tendenz ist der Anteil der Tatverdächtigen unter 21 Jahren mit 28,5 Prozent (2007: 31,1 Prozent) immer noch sehr hoch.

Im Sommer etwa hatte ein 18-Jähriger Teile aus einem Starkstromverteiler ausgebaut. Später stellten die Beamten fest, dass weitere 35 Straftaten auf sein Konto gingen.

Straßenkriminalität: Mit mehr Fußstreifen und Ordnungspartnerschaften wollen Politik und Polizei den Bürger schützen. Die Präsenz hat sich statistisch gesehen ausgezahlt: Die Straßenkriminalität ist rückläufig, die Zahl der registrierten Delikte liegt hier bei 9589 (2007: 10 627).

Wohnungseinbrüche: Hier gab es eine Zunahme um 83 auf 852 Fälle. 332-mal blieb es allerdings beim Versuch. "Viele Wohnungseigentümer machen es durch ihr Verhalten den Tätern leicht", sagt Patt und rät zu einem Besuch im Kommissariat Vorbeugung an der Jülicher Landstraße. Die Beratungsstelle informiert über wirkungsvolle Technik, die es Einbrechern erschwert, in ein Haus oder in eine Wohnung einzubrechen.

Autodiebstähle: Ebenso wie bei den Einbrüchen spielen auch bei den Kfz-Delikten Tätergruppen von außerhalb ein große Rolle, die über die Autobahnen verschwinden. Die Zahl der Autoaufbrüche sei aber erfreulicherweise um 835 auf 2079 Fälle zurückgegangen. Die Tasche im Auto liegen zu lassen und Täter anzulocken, sei nicht ratsam - "ein Auto ist kein Tresor", mahnt Winkelmann.

Vermisstensuche: Auch groß angelegte Vermisstensuchen forderten die Polizei im vergangenen Jahr. Eine 13-Jährige aus Dormagen war verschwunden, aufgegriffen wurde sie in der Wohnung eines 37-jährigen Mannes aus Mönchengladbach, der das Mädchen zuvor angesprochen hatte. "Der Mann ist mittlerweile zu 3 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt", berichtet Winkelmann.